Die letzte Fehde an der Havel – Von der Idee zum Buch

Burggraf Friedrich aber vor Friesack zog,

Der Graben war tief, die Mauer war hoch,

Aber die Franken stürmten sie doch,

Alle wollten sie Ritter werden.


Friesack, Plaue und Rathenow

und Golsow und Beuthen ebenso,

Sie huldigten Friedrich. Und alle sind froh,

Dass Recht Recht bleiben sollte.

Nikolaus Uppschlacht. Die Ballade vom Burggrafen Friedrich, ca. 1420

Die Geschichte eines brandenburgischen Raubritters

Der märkische Landadlige Dietrich von Quitzow (1366-1417) ging in die Geschichte ein als Raubritter par excellence. Er nutzte die Gesetzlosigkeit eines vom Landesfürsten vernachlässigten Landstrichs zu seinem eigenen Vorteil aus. Das Fehdewesen, dessen er sich bediente, war eine Rechtsform des Mittelalters, die überall im Reich angewendet wurde. Was Dietrich jedoch zu einem „Raubritter“ machte, war, dass er das Faustrecht nutzte, um sich auf Kosten seiner Nachbarn zu bereichern und seine Macht zu mehren: durch Überfälle, Provokationen, Erpressungen.

Übrigens: Der Begriff „Raubritter“ ist eine Erfindung der modernen Wissenschaft.

Eine märkische Geschichte aus dem Mittelalter

Nachdem ich bereits zwei mittelalterliche Manuskripte im Kasten hatte, war ich auf der Suche nach einem neuen Stoff, in den ich mich verlieben konnte. Es war das Frühjahr 2020.

Wir erinnern uns: Die Pandemie war gerade über uns alle hereingebrochen. Es erschien mir daher sinnvoll, nach einem Stoff zu suchen, der sich vor der eigenen Haustür abspielte und nicht in Bayern oder den Beneluxländern wie meine vorherigen Projekte. Ich begann zu recherchieren. Ein spannender Charakter war schnell gefunden: Dietrich von Quitzow. Je mehr ich über den märkischen Ritter, seinen einäugigen Bruder Johann von Quitzow und ihren gemeinsamen besten Freund Kaspar Gans zu Putlitz las, desto größer wurde meine Faszination.

Schnell stieß ich auf meinen guten alten Freund Theodor Fontane, der mich schon durchs Studium begleitet hatte und der in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ neben anderen Adelsgeschlechtern ausführlich über die verbrecherischen Machenschaften der Quitzows berichtet. Besonders die Hochzeit Dietrichs mit Elisabeth Schenk von Landsberg sowie die berüchtigte Fährfahrt bei Tangermünde sind hier herrlich bildhaft ausgeschmückt. Ich war Feuer und Flamme. Doch wie einen solchen Stoff angehen?

Nachdem ich zwei Manuskripte geschrieben hatte, die sich sehr stark an historischen Begebenheiten und Adelsbiographien orientiert hatten, wünschte ich mir diesmal ein wenig mehr Freiheit. Dietrich sollte mein Antagonist sein, nicht der Protagonist. Es ging mir nicht darum, sein Leben und die Quitzow-Zeit akribisch wie in einem Geschichtsbuch wiederzugeben. Vielmehr wollte ich einen Spannungsbogen aufbauen, der die Möglichkeit bot, sich von diesen festen Fixpunkten zu lösen.

Ein historischer Roman aus dem Mittelalter nach einer wahren Begebenheit …

Was für eine Geschichte wollte ich also erzählen? Es standen verschiedene Formen zu Auswahl. Die Heldenreise. Der Entwicklungsroman. Eine Liebesgeschichte … Mein Mann schlug schließlich eine Rachegeschichte a la „Der Graf von Monte Christo“ vor. Seien Sie versichert: Rache ist ein ungemein befriedigendes Gefühl. Und Dietrich bot mit seinen Unverschämtheiten und Verbrechen eine Steilvorlage. Ja, dachte ich, das könnte klappen!

Ein Protagonist musste her. In einem Internetforum behauptete ein begeisterter Leser historischer Romane so etwas in der Richtung von „Die einfachen Leute sind nie spannende Hauptcharaktere, weil ihr Leben keine Höhepunkte hatte. Sie sind einfach zu unbedeutend.“ Dem musste ich vehement widersprechen. Wie kann man Nichtadligen ihre Bedeutung absprechen? Warum sollte es nicht möglich sein, eine Geschichte über eine Person zu erzählen, die nicht reich und mächtig geboren wurde? Wer möchte diesen Leuten absprechen, dass sie nicht auch liebten und lebten und bangten und hofften? Nun, challenge accepted! Die Idee eines einfachen Bauers als Protagonisten war geboren.

Etwa sechs Monate verbrachte ich damit, zu recherchieren und Carls Geschichte zu schreiben. Nach einer gewissen Ruhezeit und Nachbearbeitung warf ich das Manuskript schließlich hinaus in die Welt. Mein Enthusiasmus bekam schnell einen Dämpfer. Die Agenturen blieben größtenteils stumm. Ein-, zweimal regte sich verhaltenes Interesse, aber bald wurde klar: Meine Geschichte ist zu regional. Literaturagenturen suchen Stoffe, die sich in ganz Deutschland verkaufen lassen.

Also schickte ich eine Leseprobe (das erste Kapitel) und mein Exposé (das eine komplette einseitige Zusammenfassung enthält) an den Gmeiner-Verlag, der sich auf historische Regionalromane spezialisiert. Ich konnte meinen Augen kaum trauen, als ich bereits nach 10 Tagen die Zusage im Posteingang hatte.

Und so nahm die Sache also ihren Lauf …

Raubritter in der Mark Brandenburg

Die letzte Fehde an der Havel

»Was weißt du denn von der Welt, Bauer? Was gerecht ist und was nicht, das bestimme immer noch ich!«
Als Carls Dorf von Dietrich von Quitzow überfallen wird, gerät sein Leben aus den Fugen: Der Raubritter schändet Carls Jugendliebe, und er selbst wird als Geisel verschleppt. Für Carl beginnt ein neues Leben als Waffenknecht auf Burg Kletzke, doch in ihm wächst ein unstillbarer Wunsch nach Rache. Als sich mit Friedrich von Hohenzollern ein neuer Landesherr ankündigt, sieht Carl die Chance gekommen, sich für all das Leid zu revanchieren …

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