Viele LeserInnen möchten gern wissen, woher die Idee zu einem Buch stammt. Die Antwort darauf ist nicht immer einfach. Manchmal ist es ein lang gehegter Traum, den man endlich umsetzen und Wirklichkeit werden lassen möchte. Manchmal verfolgt man eine konkrete Strategie. Und manchmal ist da dieser Funke, der eine ganze Reihe weiterer Funken auslöst, die letztendlich zu einer vollständigen Geschichte führen.
Vor einigen Jahren suchte ich in einer Facebook-Gruppe für historische Romane nach Inspiration – vor allem aber nach einem Stoff, der die LeserInnen wirklich interessieren würde. Ich war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, eine spannende Geschichte zu erzählen, die möglichst vermarktbar war, aber auch für mich als Autorin von Interesse. Ich setze mich ungern an ein Projekt, das mich nicht persönlich anspricht. Doch ein Blick in die Buchhandlungen ließ mir das Herz schwer werden, denn meine Vorlieben schienen kaum mit denen der Verlage übereinzustimmen: starke Titelheldinnen, oftmals im europäischen Ausland, nicht selten angereichert mit Fantasie und einer satten Portion Romantik.
Aus dieser Suche auf Facebook entwickelte sich eine spannende Diskussion, die mich dazu motivierte, das Konzept für *Die letzte Fehde an der Havel* zu entwickeln – die Geschichte eines Bauern, der sich an seinem Dienstherrn für den Tod seines besten Freundes rächt. Ein eher ungewöhnliches Thema, voller jugendlichem Leichtsinn und schriftstellerischer Naivität zu Papier gebracht, das zum Glück vom Gmeiner Verlag aufgenommen und im Herbst 2022 als mein Debüt veröffentlicht wurde (das Buch wurde übrigens für den Goldenen Homer nominiert).
Das war allerdings nicht das einzige Ergebnis dieser lebhaften Diskussion mit LeserInnen des Genres. Eine Nutzerin schlug eine Hochstapler-Geschichte vor und wies mich auf die zwei bekanntesten Hochstapler der Geschichte hin: Tile Kolup und Jakob Rehbock. Ersterer ging als „falscher Friedrich“ (nämlich Staufer-Kaiser Friedrich II.) in die Geschichte ein, letzterer als „falscher Waldemar“ (Markgraf Waldemar der Große von Brandenburg). Von ersterem hatte ich bereits durch Tilman Röhrigs fantastischen Roman *Wie ein Lamm unter Löwen* (1998) gehört, doch der zweite war mir neu. Da ich als Berlinerin eine gewisse Affinität zur „Mark Brandenburg“ verspürte, äußerte ich mein Interesse. Die Leserin war so freundlich, mir eine von ihr verfasste Seminararbeit aus ihrer Studienzeit zuzusenden. Das Thema schien ziemlich spannend, doch ich entschied mich damals, mich zunächst der Quitzow-Geschichte zuzuwenden.
2023 griff ich das Thema jedoch wieder auf. Ich holte die Seminararbeit hervor und begann, sie genauer zu lesen. Dann startete ich eine Internetsuche – und siehe da: Es war recht viel Material zum Thema vorhanden, auch wenn diese geschichtliche Episode im Grunde genommen nur zwei Jahre der brandenburgischen Geschichte umfasst. Dennoch faszinierte mich der Stoff, besonders die Legendenbildung um den mysteriösen Pilger, der eines Tages mit dem Siegelring des Markgrafen an die Burg des Magdeburger Erzbischofs geklopft haben soll.
Schnell wurden zwei Dinge klar:
Erstens war die Geschichte komplexer, als zunächst angenommen. Der Vorfall rund um den falschen Waldemar hatte weitreichende Auswirkungen, die das gesamte Heilige Römische Reich betrafen. Zudem traten eine Reihe von dynastischen Verwicklungen zutage, die noch weiter zurückreichen. Und natürlich musste ich nicht lange suchen, um die spannenden Persönlichkeiten hinter den historischen Namen zu entdecken.
So richtig gepackt hat es mich aber dann, als ich erfuhr, dass die Stadt Gransee bin heute über ein sogenanntes Waldemar-Tor verfügt. Das Ruppiger Tor (so der eigentliche Name) ließ der damalige Markgraf nämlich wutentbrannt zumauern, um die Bürger für ihre Hinkehr zum falschen Waldemar zu bestrafen. Erst die Hohenzollern erlaubten es der Stadt Gransee einige Jahrhunderte später, das alte Tor wieder zu öffnen. Heute sind an der Stelle also zwei Tore: das alte sowie das neuere, das deutlich kleiner ist. Da Gransee auf unserem üblichen Sommerausflugsweg zum Stechlinsee liegt, musste ich unbedingt einmal nachschauen, und war darüber tatsächlich ziemlich verblüfft.
So etwas kann man sich einfach nicht ausdenken!
Zweitens wurde schnell klar, dass der Vorfall selbst zwar recht gut dokumentiert war, doch die Hintergründe und feinen Details wurden von den Chronisten nicht festgehalten. Die Lücke in der Geschichtsschreibung begriff ich als Chance, meiner Fantasie freien Lauf zu lassen: Wer war der falsche Waldemar wirklich?
Herausgekommen ist – so hoffe ich – eine spannende Geschichte voller Verwicklungen, überraschender Wendungen und lebendiger Figuren.
Das eBook kann ab sofort vorbestellt werden. Vorbestellungen unterstützen mich als Autorin, da sie die Sichtbarkeit des Buches bereits vor dem Erscheinungstermin auf Amazon erhöhen. Taschenbuch und Hardcover folgen demnächst.