Autor

SilkeElzner

Was zum Kuckuck ist denn hier passiert?

Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich Ken Folletts Bücher liebe. Ich bewundere seine simple und teilweise auch grobklotzige Art, die Dinge in Worte zu fassen. Wo ich mich als Autorin bemühe, die Gefühlswelt meiner Figuren durch „Show Don’t Tell“ dem geneigten Leser nahezubringen (Herzflattern, Schweißausbrüche, Stottern …), heißt es bei Follett für gewöhnlich einfach: „… sagte sie aufgeregt.“ Damit ist dann alles gesagt, und es kann in der Geschichte weitergehen. Meistens (nicht immer, aber meistens) fällt das gar nicht weiter unangenehm auf, es ist klar, es ist leicht zu verstehen, man kann beim Lesen schon mal stellenweise eine Gehirnhälfte ausschalten und trotzdem der Geschichte folgen.

Nicht so bei Folletts neuestem Roman „Stonehenge – Die Kathedrale der Zeit“ (Original: Circle of Days). Kein Mittelalterepos (wie ich jetzt schon mehrfach im Internet lesen durfte), sondern ein Roman, der ca. 2.500 Jahre vor unserer Zeitrechnung in Südengland spielt. 

Jedes Kind kennt natürlich Stonehenge: Das sind diese großen Steine, die kreisrund zur Zeit der Pyramiden von einem oder mehreren Völkern in vielen Phasen und über einen längeren Zeitraum für rituelle Zwecke aufgestellt wurden. Der Ort ist magisch (wie ich mich selbst überzeugen durfte), und er gibt nicht nur modernen Besuchern, sondern auch der Wissenschaft zahlreiche Rätsel auf. Deshalb war ich gespannt, was man mittlerweile so herausgefunden hatte, und wie ein profilierter Autor wie Follett das Ganze zu einem historischen Roman verarbeitet.

Tja. Das hatte ich gehofft. Wurde ich enttäuscht? Ja. Follett ist der Meister des Simplizismus, aber das hier war selbst mir zu simpel. Fangen wir an mit der Weltengestaltung: Rund um Stonehenge leben drei große Völker: die Viehhirten, die Bauern und die Waldbewohner. Jedes dieser Völker hat ein wenig eine andere Lebensweise: Bei den Bauern zum Beispiel haben die Männer das Sagen. Die Wäldler müssen nicht so viel schuften, denn sie bedienen sich an den Früchten des Waldes. Und die Viehhirten … Ich glaube, die lebten in Polygamie oder so. Jedenfalls, die hierarchischen Strukturen sind äußerst flach, das Wetter nie ein Problem, die Leute entweder gut oder böse, die Konflikte vorherbestimmt (wer Folletts Bücher kennt, wird kaum überrascht werden).

Stonehenge, so erfahren wir in diesem Roman, existiert bereits, aber als Holzstruktur. Als diese in einem Akt von Vandalismus niederbrennt, bestimmen die Priesterinnen, die sich um das Monument kümmern, dass Ersatz hermuss, und zwar ein Ersatz, den man nicht niederbrennen kann – aus Stein. So weit, so gut. 

Natürlich kommen jetzt Fragen auf. Woher soll der Stein kommen, wie soll man ihn transportieren, und wie soll man diese Felsenriesen nicht nur aufstellen, sondern auch stapeln? Kein Problem, nach Follett. Für jede dieser Hürden gibt es eine Lösung, die in Windeseile gefunden wird. Die Steine liegen praktisch vor der Haustür, die erste Theorie, wie sie bewegt werden, klappt fast sofort einwandfrei, die Steine wechseln in Rekordzeit und unter Aufwendung enormer menschlicher Kräfte den Ort. 

Das alles geht viel zu reibungslos und glatt. Ja, es gibt Krieg, ja, Figuren sterben, aber das Monumentale dieser menschlichen Anstrengung kommt beim Lesen nicht rüber. Keiner fragt sich, woher das Monument und das dazugehörige Wissen kommt: Es gibt keine Beziehungen zu anderen Monumenten (man denke an die Orkneys), kein Austausch mit anderen Völkern, die ähnliche Bauwerke errichteten.

Gleiches fehlte mir generell bei den Erklärungen zum Ort Stonehenge. Follett hat versucht, so etwas wie Religion dazu zu erfinden (durch simple Märchen von reisenden Geschichtenerzählern vermittelt), aber eigentlich sind die Steine nur ein massiver Kalender und die Priesterinnen die großen Mathematikerinnen ihrer Zeit, die den Leuten helfen, zu verstehen, wann ausgesät und wann gejagt wird. Das ist alles. Aber das kann nicht alles sein. Mir fehlt da was. Mir fehlt das Mysterium, die Ehrfurcht, das Göttliche, das diese Menschen an diesem Ort empfunden haben müssen. Folletts Version kommt mir viel zu aufgeklärt daher.

Apropos aufgeklärt: Wenn es um Sex geht, ist auf jeden Fall alles sehr aufgeklärt. Da darf man beim Lesen nicht zusammenzucken. Sexorgien zu zweit oder mehreren gehören zu den Sommersonnenwenden zweifellos dazu und sind dringend benötigt, um den Gen-Pool aufzustocken. Gleichgeschlechtliche Liebe ist kein Sonderfall, sondern die Norm (die Priesterinnen machen es vor), solange man es nicht mit Kindern probiert (Disclaimer: Ich habe überhaupt nichts gegen gleichgeschlechtliche Liebe und bin froh, dass wir mittlerweile als Gesellschaft ein wenig aufgeschlossener reagieren auf das Thema, aber bei einem Autor wie Follett drängt sich mir immer der Verdacht auf, dass er das in die Geschichte aufnimmt, weil er jüngere Leser ansprechen will, quasi wie ein marketingtechnischer Nachgedanke). Wer schwanger wird, na, der bekommt eben ein Baby. No Drama.

Es gibt keine gesellschaftlichen Konfliktpotenziale, nichts Zwischenmenschliches, das einen bewegt; einzig die Geschichte um Han und Pia hat mir beim Lesen etwas abverlangt. Alle anderen Figuren (deren Namen übrigens in ihrer Einsilbigkeit beinahe lachhaft wirken und linguistisch überhaupt nicht durchdacht sind) ließen mich kalt.

Am Ende bin ich wohl die Einzige, die unbefriedigt zurückbleibt (die Figuren schienen alle sehr befriedigt, auf mannigfache Weise). Die Geschichte ist so flach wie ihre Figuren. Schade, echt schade. „Stonehenge“ hatte so viel Potenzial, aber hier drängt sich bei mir der Verdacht auf, dass jemand Follett gedrängt hat, das Thema in Angriff zu nehmen, aber er nicht wirklich Lust darauf hatte. Ein Glück, dass ich nicht die 36 Euro bezahlt habe, die der deutsche Verlag für das Hardcover verlangt. Schon die 15 Euro für das englische eBook waren eigentlich zu viel.

Titel: Stonehenge – Die Kathedrale der Zeit (Circle of Days)
Autor: Ken Follett
Übersetzer: Rainer Schumacher und Dietmar Schmidt
Verlag: Lübbe 2025

Ich bin verliebt. In einen Mann, den es eigentlich nicht gibt. Oder vielleicht gab es ihn doch. Oder vielleicht lebt er sogar noch. Hach, ich bin verwirrt.

Es geht um Graham Gore. Der Polarforscher existierte wirklich. 1847 verschwand er auf einer folgenschweren Mission auf der Suche nach der legendären Nordwestpassage – ebenso wie der Rest seiner Truppe. Doch ist das die ganze Wahrheit? Was, wenn er stattdessen entführt worden wäre?

Auftritt: Das Ministerium der Zeit. In einer nicht allzu fernen Zukunft arbeitet die britische Regierung daran, Menschen aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu holen. Aus diversen Gründen, die eigentlich nicht weiter relevant sind. Die Protagonistin von Kaliane Bradleys verrücktem, genreübergreifendem Roman arbeitet für dieses Ministerium als „Brücke“. Ihre Aufgabe: Menschen, die vor dem sicheren Tod „gerettet“ wurden, in die moderne Welt einzuführen und sie mit ihren Tücken vertraut zu machen.

Und so tritt Graham Gore in ihr Leben – viktorianisch, stoisch, aufgeschlossen, sarkastisch und ungemein charmant.

Das Buch ist weder reine Liebesgeschichte (obwohl – ich wage es kaum auszusprechen – recht viel „Spice“ enthalten ist) noch klassischer Zeitreisenroman. Historische Elemente treffen auf Humor, Science-Fiction und Action. Denn bald sehen sich die Erzählerin und Graham sehr bösen Mächten gegenüber und müssen um ihr Leben kämpfen – und um das ihrer Freunde.

Bradleys Roman hat mich gleichermaßen unterhalten wie gefesselt. Lange nicht mehr war ich so neugierig darauf, wie es weitergeht. Oft habe ich mich über eine besonders schöne Formulierung oder ein gelungenes Bild gefreut. Ab und zu schüttelte ich jedoch den Kopf, weil eine Metapher oder ein Vergleich so schräg war, dass es mich kurz aus der Geschichte riss. Unterm Strich empfand ich die Erzählung als wortgewaltig und clever konstruiert. Ja, manches mag unlogisch oder verwirrend sein – Zeitreiseroman eben, reich an Paradoxien. Aber das war mir am Ende egal, solange das Gefühl am Schluss stimmte. Auch kamen wichtige Themen zu Wort wie die Bedrohung durch den Klimawandel, Rassismus, Sexismus, Freundschaft, Verrat und so weiter.

Mehr noch: Das Bild des echten Graham Gore am Ende des Buches hat mich berührt. Viel zu oft vergessen wir, dass historische Figuren mehr waren als ihre Taten. Sie waren Menschen aus Fleisch und Blut, mit echten Gefühlen, Sehnsüchten und Hoffnungen. Bradleys Gore entspringt zwar weitgehend ihrer Fantasie, aber ja – ein Blick auf das Bild lässt einen glauben: So könnte es gewesen sein.

Ein paar Abzüge gibt es beim Handwerk: Manchmal konnte ich einem Austausch oder Dialog nicht richtig folgen, da Handlungs- und Regieanweisungen fehlten.

Insgesamt jedoch ist dies ein vielversprechendes Debüt. Das nächste Buch von Kaliane Bradley werde ich auf jeden Fall lesen, sobald es erscheint.

Titel: Das Ministerium der Zeit (Orig.: The Ministry of Time)
Autorin: Kaliane Bradley
Übersetzerin: Sophie Zeitz
Verlag: Pinguin Verlag 2025

Western sind ja eigentlich ziemlich uncool. Ich erinnere mich noch, wie gern mein Vater sie damals geschaut hat: die Filme mit Clint Eastwood, die Spaghetti-Western, überhaupt alles, was mit harten Kerlen und anarchischen Duellen vor staubiger Wüstenkulisse zu tun hatte. In den 90ern brachte Der mit dem Wolf tanzt das Genre noch einmal kurz ins Rampenlicht, später vielleicht auch noch True Grit (2010 in der Neuverfilmung durch die Coen-Brüder). Aber eigentlich ist dieser Teil der Film- und Fernsehgeschichte längst ein Sammelsurium aus gängigen Klischees. Auf dem Buchmarkt sieht es sogar noch düsterer aus.

Ich für meinen Teil habe mich bisher kaum mit Western beschäftigt – und das, obwohl ich mich sonst sehr für Geschichte interessiere. Denn wenn man die Cowboys, Outlaws und „Indianer“-Stereotype beiseiteschiebt, dann bleibt ja genau das: ein Stück amerikanischer Pioniergeschichte. Nun kann man davon halten, was man will, aber die Landnahme des „Wilden Westens“ war für die weißen Siedler im späten 19. Jahrhundert alles andere als einfach.

Ein Roman, der diese Zeit in epischer Breite einfängt, ist der mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Weg in die Wildnis (Originaltitel: Lonesome Dove) von Larry McMurtry. Das Buch gilt als einer der bekanntesten und besten Western-Romane überhaupt. Es umfasst je nach Ausgabe rund 900 Seiten und wurde 1989 als mehrteilige TV-Miniserie mit Robert Duvall und Tommy Lee Jones verfilmt – alles ist mir bisher entgangen. Wie schade! Denn die Geschichte ist so viel mehr als nur ein Western. Sie ist ein monumentales Epos, das einen tiefen Einblick in die Zeit der Viehtrails und in die harte Realität der Besiedelung des nordamerikanischen Kontinents gewährt.

Worum geht es? Die beiden ehemaligen Texas Rangers Gus McCrae und Captain Woodrow F. Call betreiben in der kleinen Grenzstadt Lonesome Dove am Rio Grande eine bescheidene Rinderzucht – mit durchaus zweifelhaften Methoden, denn ihr Vieh stammt nicht selten aus Mexiko. Doch das Leben ist eintönig geworden. Texas ist nicht länger das wilde Pionierland, das sie einst von Banditen und feindlichen Stämmen freikämpfen mussten. Da taucht eines Tages ihr alter Freund Jake Spoon auf, der vor dem Gesetz flieht. Er bringt die Männer auf eine waghalsige Idee: eine Herde Rinder von Texas bis nach Montana zu treiben – ins „letzte freie Land“ des Nordens, wo noch unendliche Weiden warten sollen.

Sie sammeln Cowboys und Rinder, machen sich auf den langen Weg. Jake Spoon zieht in gewisser Distanz hinterher und nimmt die Prostituierte Lorena mit, die bald eine zentrale Rolle in der Handlung einnimmt. Vor den Männern liegen tausende Meilen gefährliches Terrain, bevölkert von Klapperschlangen, Banditen und kriegerischen Stämmen – eine Reise voller Entbehrungen, Versuchungen und tödlicher Gefahren.

Die Geschichte ist ein Slow Burner. McMurtry nimmt sich Zeit, seine Welt und die vielen Figuren einzuführen. Doch sobald man eingetaucht ist, kann man das Buch kaum noch aus der Hand legen. Es lebt von den Beziehungen zwischen den Charakteren: dem geschwätzigen Gus, der mit Witz und Charme alle in den Wahnsinn treibt; dem schweigsamen, pflichtbewussten Captain Call; der mutigen, verletzlichen Lorena; dem unsicheren Jungen Newt; und den abergläubischen, ungebildeten Cowboys. Über allem schwebt die ständige Gefahr: Ein Moment der Unachtsamkeit, und es kann das Leben kosten. Gerade gegen Ende rast man durch die Seiten, weil man wissen will, wer überlebt – und wer nicht (Spoiler: Es erwischt einige).

Nicht nur wegen seines Umfangs, sondern vor allem wegen der fein gezeichneten Figuren, der historischen Tiefe und der bildgewaltigen Landschaftsschilderungen ist dieses Buch ein absolutes Muss für alle, die einmal tiefer in die Geschichte des amerikanischen Westens eintauchen wollen. Ich werde noch lange an diese großartige Erzählung zurückdenken.

Titel: Weg in die Wildnis (Lonesome Dove)
Autor: Larry McMurtry
Übersetzung: Hans-Ulrich Möhring
Verlag: Goldmann, 1987 (mehrere spätere Ausgaben, zuletzt bei Fischer Taschenbuch erhältlich)
Originalausgabe: 1985

An Author Big in Japan

von SilkeElzner

Nachdem ich letztes Jahr im Blog so ausführlich über unseren Roadtrip in Schottland berichtet habe, möchte ich euch natürlich meine Eindrücke von Japan dieses Jahr auch auf keinen Fall vorenthalten!

Doch keine Sorge: Dieser Bericht wird mit seinen acht Ausführungen zu verschiedenen Aspekten des Landes weitaus kürzer, ist dabei aber pickepackevoll mit interessanten Details und Reisetipps. Ach ja, und Fotos gibt es auch.

Das Klima

Ich fange mal mit einem Tipp an: Fahre niemals, niemals nie im Sommer nach Japan.

Ich hatte null Vorstellungen davon, was mich klimatechnisch im Inselstaat erwarten würde, hatte mich aber immerhin auf Regen eingestellt. Regen hatten wird in einem größeren Ausmaß allerdings nur einmal in knapp drei Wochen, und zwar in Hiroshima. Da goss es ab Nachmittag wie aus Kübeln – mal drei!

An den anderen Tagen (und auch am Regentag selbst) herrschte segnende Hitze. Ja, ich kann gut mit Hitze, kenne sie aus Australien, aus Andalusien, aus Miami. Aber feuchte Hitze ist eine ganz andere Gesichte! Ja, wie wir erfahren durften, ist Tokio so heiß im Sommer wie Jakarta und bietet dabei das gleiche klebrig-unangenehme Gefühl wie die tropischen Breiten. Wir hätten genauso gut nach Hanoi, Singapur oder Bangkok fahren können – wettertechnisch wäre es dasselbe Erlebnis gewesen.

Das Problem mit der Feuchtigkeit zu der Hitze ist, dass man recht schnell ins Schwitzen gerät (siehe Beitragsbild … irgendwann nannte ich sie nur noch Rückentränen), und dass man mit dem Schwitzen dann auch nicht mehr aufhört, bis man sich in irgendeinen klimatisierten Raum geflüchtet hat. Zum Glück gibt es davon einige in Japans Großstädten, und das war dann auch unsere Taktik: U-Bahnen, Einkaufszentren, kleine Geschäfte, Restaurants, Museen (nicht alle!). Parks hingegen, Burgen, beschauliche Gassen – kaum zu stemmen.

Schade, schade, schade. So musste ich mir ein Volksfest in Kochi entgehen lassen, die Altstadt von Kioto und auch das Ausgehviertel Dotonbori in Osaka. Es ging einfach nicht mehr. Besser war es auf Hokkaido – heiß, aber trocken, ähnlich wie auf Teneriffa.

Die Toiletten

Ich bin verliebt in eine Toilette. Genauer gesagt, in die japanische Toilette. Denn sie kommt mit vielen spannenden Extras, die jeden Toilettengang zum Erlebnis machen.

Dabei ist es egal, ob man sich nun in einer Privatwohnung, in einem Besucherzentrum, einem Hotelzimmer, einem Restaurant oder im Park befindet: japanische Klos sind in der Regel voll automatisiert und super, super sauber.

Der Mercedes unter den Toiletten stand zweifellos in unserem Hotelzimmer: mit eingebautem Bidet, Raumduft, beheizter Brille, automatischer Spülfunktion und leise schließendem Deckel. Was fehlte: Die Geräuschprinzessin, oder wie man sie auch nennt (ich bleibe einfach mal bei diesem Begriff). Das ist ein Gerät, das zusätzlich Geräusche macht, damit man in der Nachbarkabine nicht gehört wird, also z.B. Wasserplätschern oder eine Art Rauschen.

Bei so viel Technik hatte ich allerdings öfters das Gefühl, dass mir der Uni-Abschluss in Klotechnik fehlt, denn nach verrichteter Arbeit stand ich oft geschlagene fünf Minuten vor der Schüssel und habe suchen müssen, bis ich die Spülung fand. Meist ist sie in einer Art Knopfleiste an der Wand angebracht. Manchmal muss man mit der Hand vor der Geräuschprinzessin wedeln. Und einmal, da war die Spülung ganz old-school ein Hebelchen am Spülkasten, den ich erst fand, als ich den Deckel wieder runterklappte.

Apropos Spülkasten: Zweimal begegnete ich einer Konstruktion, bei der die Spülflüssigkeit durch einen Hahn oben auf dem Spülkasten gebracht wird. So kann man sich die Hände waschen, und das Wasser wird anschließend zum Spülen recycelt. Clever.

Städte der Zukunft

Vieles an Tokio hat mich an Sydney erinnert, meine Ex-Heimat. Vor allem natürlich die riesigen Hochhäuser mit den eingebauten Shoppingcentren, ebenso wie die unterirdischen Gänge und Tunnel, die U-Bahnstationen miteinander oder mit Einkaufszentren und Bürokomplexen verbinden, und wo es zahlreiche Geschäfte gab.

Warum ich denke, Tokio sei eine Stadt der Zukunft: Es gibt ein effizientes U-Bahn-System, das tatsächlich dafür sorgt, dass die Straßen verkehrsarm sind. Nicht überall, aber vielerorten. Es ist einfach zu leicht (und mit etwa 2 Euro pro Fahrt preiswert!) mit der U-Bahn herumzukommen.

In der Tat schauten uns die Hotelmitarbeiter immer ein wenig mitleidig an, wenn wir ein Taxi bestellen wollten, um z.B. zum Flughafen zu gelangen. Hier standen wir dann tatsächlich auch ein wenig im Stau, aber das lag am Güterverkehr, da der Flughafen am Hafen liegt, nicht am individuellen Personenverkehr.

Hinzu kommt die Sauberkeit überall, nicht ein Fitzelchen Papier irgendwo (U-Bahn-Stationen werden sogar von den Mitarbeitern gesaugt!), keine Kaugummis, Kratzbilder, Aufkleber, Graffitis. Die Leute legen Wert auf eine saubere, komfortable und sichere Umgebung.

Als Berlinerin bin ich hellauf begeistert. Tokio ist also eine Stadt, in der man schnell und preiswert und klimatisiert herumkommt, noch dazu sicher und sauber – was will man mehr?

Suica-Karte

Gleich nach den Toiletten ging ich eine heimliche Affäre mit meiner Suica-Karte ein. Die Karte hilft in Japan beim bargeldlosen Bezahlen und muss noch nicht einmal eine physische Karte sein. Ich habe mir einfach die Funktion auf dem iPhone freigeschaltet und so mit dem Telefon bezahlt.

Egal wo, Suica ging immer: an den U-Bahn-Schranken, an den zahlreichen Getränke- und Snackautomaten, in Restaurants und natürlich auch in den Geschäften. In den fast drei Wochen, die wir in Japan waren, habe ich nicht ein einziges Geldstück zur Hand genommen und weiß bis heute nicht, wie ein Yen-Schein eigentlich aussieht.

Dabei verfüge ich noch nicht einmal über eine eigene Kreditkarte. Ich habe mir dazu eine virtuelle Karte besorgt und mit der Suica-Karte verknüpft, die ich dann bei Bedarf (z.B. in der Warteschlage bei Uniqlo) aufgestockt habe.

Uniqlo

Kommen wir zu Uniqlo. Dieser teuflische Laden ist seit Sydney mein Go-To-Geschäft für komfortable, praktische, klassische und haltbare Kleidung. Ich erinnere mich genau, wie der erste Laden damals in Sydney eröffnete: Meine Kolleginnen und Freundinnen, die Uniqlo von ihren Besuchen in Japan kannten, waren ganz aus dem Häuschen. Leider folgte schnell die Ernüchterung: die nach Australien importieren Klamotten waren weitaus teurer als die in Japan.

Da Uniqlo eine japanische Marke ist, findet man die Filialen an jeder Ecke, ähnlich wie die H&Ms in Deutschland (ja, ich weiß, dass die schwedisch sind, aber ihr versteht schon). Als ich dann auch noch feststellen durfte, wie viel günstiger die T-Shirts, Kleider und Pullis als zuhause sind, konnte mich nichts mehr halten.

Theoretisch hätte ich sogar steuerfrei einkaufen können, aber dafür war ich dann irgendwie doch zu faul.

Doch Moment, hier stoppte meine ungewöhnliche Einkaufs-Frenzy nicht: Wie ich in Japan erfahren durfte, gibt es auch noch eine Jugendmarke von Uniqlo, die in eigenen Geschäften vertreibt: GU. Ja, auch dort habe ich zugeschlagen. Mein Koffer … Sagen wir mal so: Es wurde reichlich knapp, die Sachen alle wieder nach Hause zu bringen, und leider, leider mussten die Koffer somit auch ihre letzte Reise bestreiten. Sie sind völlig hinüber.

Essen

Ich bezeichne mich als recht abenteuerlustige Esserin und probiere gern auch mal neue Dinge aus. Aber Japan ist dann doch noch einmal eine ganz eigene Nummer. Das fängt schon beim Frühstück an, das in Japan natürlich überhaupt nichts mit europäischem Essen gemein hat: Reis oder Reisgrütze mit diversen Toppings wie fermentierte Pflaumen, Algen, Fisch und so weiter. Ich habe es versucht, ehrlich, aber erst nach einem ungesunden Toast mit Erdbeerkonfitüre und Butter. Nein, und nein. Damit kann ich nicht leben.

Krasser noch ist natto: das sind fermentierte Sojabohnen, die ab einem gewissen Grad so schleimig werden, das sie Fäden ziehen. Ja, auch das ist etwas, das ich auf dem Frühstücksbüffet entdeckte.

Ansonsten gibt es natürlich überall Sushi, auch vom Laufband, was äußerst praktisch ist, aber dann erstaunlicherweise doch immer das gleiche Sushi. Egal, die Kinder und der Mann fanden es klasse, und ich habe um die schleimigen rohen Oktopusscheiben, die superfischigen Fische und die zu kühler Fischsuppe explodierenden Fischeier drumherum gegessen.

Dennoch: Suppen gingen immer, egal ob mit Udon- oder Soba-Nudeln. Und Ramen. Ich liebe ab jetzt offiziell Ramen. Selbst, wenn sie mit Okra kommen und obskuren Riesenpilzen und nicht identifizierbaren anderen Toppings, die abwechselnd bitter, salzig oder voller Umami sind.

Kawaii

Richtig viel Spaß hat es gemacht, meine sechzehnjährige Tochter mit auf dem Trip zu haben, denn die konnte von der japanischen Kawaii-Kultur nicht genug bekommen.

Immer wieder mussten wir in Läden abtauchen, die einzig auf Kapselspielzeugautomaten und Greifarmspielen bestanden. Für 300 Yen konnte man sich dort eine Kugel auf dem Automaten ziehen und sich an Schlüsselanhängern, winzigen Plastikfiguren oder anderen Nippes erfreuen. Einen Teenager kann so etwas tatsächlich stundenlang beschäftigten.

Natürlich ist Japan auch das Zuhause von Hello Kitty, Pokemon, Tamagochi, Studio Gibli und so weiter: die Auswahl an Stofftieren, Spielfiguren, Merchandise, Klamotten, Schreibwaren etc. ist scheinbar unendlich.

Und warum nicht, frage ich euch? Ist etwas verkehrt daran, ein wenig das innere Kind wachzurütteln und sich an niedlichen Katzen mit Erdbeerhüten zu erfreuen? Ich denke nicht. Kawaii zieht sich durch die ganze japanische Kultur und hört auch bei Warn- und Hinweisschildern im Transportwesen, Aufzügen und Geschäften nicht auf. Warum einen bösen Polizeihund zur Terrorbekämpfung malen, wenn es auch auf Kawaii geht?

Die Sprache

Eine große Sorge meinerseits war das Sprachproblem. Wie sollten wir uns zurechtfinden in einem Land, dessen Sprache so komplett anders ist als unsere? Mit nicht nur einem einzelnen fremden Schriftsystem, sondern gleich drei? Ich hatte noch die Warnungen meines weit gereisten Institutsleiters an der Uni in den Ohren, der 2002 über die Unmöglichkeit des japanischen Transportwesens schimpfte, das für Ausländer einfach nicht zu navigieren war.

Nun, da hat sich zum Glück einiges getan, vielleicht wegen Olympia, vielleicht aber auch schon vorher. Nein, ich spreche bis auf das sehr hilfreiche Arigato Gosaimasu kein Japanisch, aber ich habe es trotzdem geschafft, Japan voll und ganz zu genießen. Die U-Bahnen und Trams sind mit Farben und Symbolen bezeichnet und sowieso größtenteils zweisprachig (also auf Englisch) beschriftet. Mobiltelefone können mittlerweile prima Texte über die Kamerafunktion übersetzen. Und Speisekarten kommen für gewöhnlich mit vielen bunten Bildern (von den Plastikgerichten in den Schaufenstern der Restaurants ganz zu schweigen).

Wenn man als Ausländer sogar noch drei Worte mehr spricht als Arigato, dann zaubert man noch dazu das schönste Lächeln in die Gesichter dieser ohnehin schon überaus freundlichen und zuvorkommenden Leute. Mein Mann hat es sogar geschafft, dass sich ein Kofferträger vor lauter Amüsement kaum noch eingekriegt hat, weil er ihm auf Japanisch mitgeteilt hat, dass er nur ein Ausländer ist, der kein Japanisch spricht.

Fazit

Nachdem ich tatsächlich einige Sorgen vor unserem Trip nach Japan hatte bezüglich unserer Möglichkeiten, das Land individuell und frei zu erleben, kann ich nun sagen, dass dies völlig unbegründet war. Japan ist ein tolles Reiseland mit vielen spannenden Sehenswürdigkeiten wie mittelalterlichen Burgen, riesigen Straßenkreuzungen, Neonreklamen, knuffigen Stofftieren, traditionellen Tänzern, Chinatowns, ekelerrendem Essen, Toiletten zum Verlieben und vielem, vielem mehr. Einzig ein Wort der Warnung: Reist nicht im Sommer.

Passende Lektüre gefällig?

Zu einem Besuch in Japan kann ich gleich zwei Bücher empfehlen. Zum einen den Reiseführer „Hidden Secrets Tokio“, übersetzt von YOURSTRULY, sowie den Klassiker unter den historischen Romanen „Shogun“ von James Clavell, das vor wenigen Jahren wunderbar neu als Miniserie verfilmt wurde.

Zum Abschluss noch ein paar Fotos! Warst du auch schon mal in Japan? Was waren deine Erfahrungen?

Zwischen Kinderwunsch und Lebensplan

Es passiert selten, aber wenn es passiert, dann bleibt es mir lange im Gedächtnis: Ich entdecke ein Buch, das mich tief berührt – so sehr, dass ich danach automatisch zu weiteren Werken derselben Autorin greife. Nicht immer erfüllen sie die hohen Erwartungen. Aber sie enttäuschen auch nicht. Sie sind einfach – anders. Und trotzdem bin ich dankbar, sie gelesen zu haben.

So ging es mir mit Kristin Hannah. Ich liebe ihren historischen Roman „Die Nachtigall“, der die Geschichte zweier ungleicher Schwestern im besetzten Frankreich erzählt. Für mich ein absolutes Herzensbuch. Andere ihrer Romane hingegen konnten mich nicht in gleicher Weise packen. „Winterschwestern“ und „Die Mädchen aus der Firefly Lane“ (toll verfilmt in der ersten Staffel der Netflix-Serie Firefly Lane mit Katherine Heigl) zähle ich eher zur schwächeren Kategorie. Dafür gehören „Die Frauen jenseits des Flusses“, „Die vier Winde“ und „Liebe und Verderben“ zu den Highlights in ihrem Werk. Und so greife ich immer wieder zu einem neuen Buch von ihr – in der Hoffnung, wieder so getroffen zu werden wie damals bei Die Nachtigall.

In „Die Dinge, die wir aus Liebe tun“ (The Things We Do for Love, Original: 2004), begegnen wir zwei Frauen, deren Leben sich auf sehr unterschiedliche Weise um ein zentrales Thema drehen: Mutterschaft – gewünscht und ungeplant.

Angie Malone, Anfang vierzig, ist eine Frau mit gebrochenem Herzen. Nach mehreren gescheiterten IVF-Versuchen, dem Tod ihres zu früh geborenen Kindes und einer Adoption, die in letzter Minute platzt, kehrt sie traumatisiert in ihre Heimatstadt zurück. Dort findet sie Zuflucht in ihrer lautstarken, liebevollen und kinderreichen italienischstämmigen Familie – und übernimmt widerwillig Aufgaben im familieneigenen, etwas angestaubten Restaurant.

Lauren Ribido ist das Gegenteil: jung, intelligent, ehrgeizig – und ungewollt schwanger. Dabei steht ihr eigentlich ein glänzender Start bevor: Die Highschool-Absolventin hat ein Stipendium an einer renommierten Uni fast sicher. Ihre Mutter? Völlig desillusioniert: selbst einst Teenie-Mutter, ohne nennenswerte Perspektiven, lässt sie ihre Tochter spüren, dass sie auf sich allein gestellt ist. Laurens Freund bemüht sich zwar, aber er ist selbst kaum mehr als ein Kind.

Als sich die Wege von Angie und Lauren kreuzen, scheint es fast wie Schicksal. Die eine sehnt sich verzweifelt nach einem Kind. Die andere fühlt sich überfordert und alleingelassen. Ein emotionales Arrangement bahnt sich an – aber nichts daran ist einfach.

Kristin Hannah nimmt sich viel Zeit, die inneren Konflikte ihrer Figuren auszuleuchten. Sehr viel Zeit. Manchmal zu viel. Zweifel, Reue, Hoffnung, neue Zweifel – dieser Zyklus wiederholt sich über viele Kapitel hinweg. Ich habe es stellenweise als ermüdend empfunden. Denn letztlich liegt die Lösung auf der Hand, und es wirkt bisweilen konstruiert, dass die Figuren sie nicht früher erkennen.

Gleichzeitig überzeugt der Roman mit psychologischer Tiefe. Besonders Angie ist vielschichtig angelegt: ihr Schmerz, ihr Bedürfnis nach Kontrolle, ihre Versuche, ihr altes Leben hinter sich zu lassen – all das wirkt authentisch. Auch Lauren ist keine Klischee-Figur, sondern trägt ihre Ambivalenz mit Würde und Verletzlichkeit.

Einige Aspekte des Romans sind nicht Kristin Hannahs „Schuld“, aber aus europäischer Perspektive schwer nachvollziehbar. Dass eine junge Frau ein Stipendium braucht, um überhaupt studieren zu können. Dass ein Teenagerjob über die Miete entscheidet. Dass Kellnerinnen von Trinkgeldern leben müssen. Es sind typische US-amerikanische Realitäten, die für LeserInnen hierzulande oft wie aus einer anderen Welt wirken.

„Die Dinge, die wir aus Liebe tun“ ist ein gefühlvoll erzählter Roman über Verlust, Hoffnung, Verantwortung – und die Kraft der Wahlfamilie. Die Geschichte klingt nach, auch wenn sie nicht immer überrascht. Wer sich auf das langsame Tempo und die innere Zerrissenheit der Figuren einlässt, wird mit einer berührenden Geschichte belohnt.

Titel: Die Dinge, die wir aus Liebe tun (The Things We Do for Love)
Autorin: Kristin Hannah
Übersetzung: Gabriele Weber-Jarić
Verlag: Aufbau Taschenbuch, 2019
Originalausgabe: 2004

P.S.: Buch selbst gekauft, Meinung meine eigene.

Der englische Verlag verspricht: „The most addictive love story of the summer“. Na gut – dann wollen wir sie mal beim Wort nehmen.

Die Geschichte, die die britische Autorin Clare Leslie Hall erzählt, ist tatsächlich eine Liebesgeschichte. Sie spielt in der ländlich geprägten Region Dorset und entfaltet sich auf zwei Zeitebenen. Im Mittelpunkt steht eine Frau, die zwischen zwei Männern steht – und ein großes Unglück verarbeiten muss.

Da ist zum einen ihre Jugendliebe Gabriel, Sohn wohlhabender Landbesitzer à la Downton Abbey. Eine Liebe, von der eigentlich alle wissen, dass sie keine Zukunft hat, denn die Klassenunterschiede waren im England der 50er-Jahre noch sehr spürbar. Doch die beiden jungen Leute ignorieren das – und leben ihre Liebe frei und unbeschwert. Das schlägt sich in einigen recht romantisch inszenierten „Sex-am-See“-Szenen nieder. Verheiratet ist Beth in der Gegenwart allerdings mit einem ganz anderen: Frank, ein hart arbeitender, bodenständiger Landwirt, der sich mit dem zufrieden gibt, was das Leben ihm schenkt. Doch ein Unglück, das über alle hereinbricht, droht, alles zu zerstören.

Die Geschichte wird größtenteils aus Beths Perspektive erzählt – und ich muss gestehen, ich hatte meine Schwierigkeiten, mit ihr warm zu werden. Beth wirkt auf mich eigennützig und kaltherzig. Sie scheint zu glauben, dass ihre besondere Liebe zu Gabriel ihr jedes Verhalten erlaubt – auch ohne Rücksicht auf Konsequenzen. Da kann man noch so viel heißen Sex als Zeichen echter Gefühle anführen: Für mich gilt trotzdem – einmal Cheater, immer Cheater. Sie nutzt ihren Ehemann in meinen Augen komplett aus, und auch das Ende des Romans kann da nicht viel retten. Gabriel bleibt ebenfalls eher blass und wenig sympathisch.

Hinzu kommt: Einige Entwicklungen fand ich leider sehr vorhersehbar. Ich will hier nichts spoilern, aber gerade die große Enthüllung am Ende war für mich absolut absehbar – und reichlich klischeehaft. Schade.

Unterm Strich bleibt ein schnell zu lesender Schmöker, sprachlich sehr schön gemacht und auch durchdacht zusammengeführt, der sich gut für ein Wochenende auf der Couch eignet – mir persönlich war das Ganze aber zu kitschig, moralisch zu grau und zu vorhersehbar.

Titel: Wie Risse in der Erde (Original: Broken Country)
Autorin: Clare Leslie Hall
Verlag: Piper, 2025

Die Sommerferien haben in vielen Bundesländern bereits begonnen oder stehen kurz bevor. Vielleicht hast du „Die letzte Fehde an der Havel“ schon gelesen (oder es steht ganz oben auf deinem SuB)? Dann kommt hier die perfekte Ergänzung: Fünf Orte, die eng mit der Quitzow-Geschichte verbunden sind – voller Geschichte, Atmosphäre und spannender Hintergründe. Ideal für einen Wochenendtrip, eine kleine Zeitreise oder einfach, um den Roman noch intensiver zu erleben.

Und das Beste: Das eBook ist diese Woche (ab dem 18.7.) auf allen Plattformen um 50 % reduziert – perfekte Sommerlektüre für alle, die Machtspiele, Intrigen und echtes Mittelalter lieben!

1. Kletzke – die stille Bühne der Fehde

Hier, in der Prignitz, begann vieles: Kletzke war ein Stammsitz der Quitzows – heute zeugen noch die Reste eines späteren Schlosses vom einstigen Machtzentrum der Familie. Die mittelalterliche Burg wurde zwar zerstört, aber wenn du durch den Ort spazierst und die Dorfkirche mit ihren Grabplatten besuchst, spürst du die Aura einer Familie, die das Reich in Atem hielt.

Im Roman ist Kletzke nicht nur ein Ort – es ist Symbol für Herkunft, Stolz und den schmalen Grat zwischen Macht und Fall.

2. Tangermünde – Macht trifft Rebellion

Tangermünde war die Residenzstadt des Kurfürsten Friedrich von Hohenzollern – und damit der Gegenspieler der Quitzows. Die imposante Burganlage mit Blick auf die Elbe ist bis heute gut erhalten und versetzt dich sofort zurück in die Zeit der letzten Fehde.

Wer „Die letzte Fehde an der Havel“ kennt, weiß, dass das Geschlecht Gans zu Putlitz zeitweise im Besitz der Burg waren und dort ein fröhliches Tauffest feierten. Beim Blick über die Elbe kann man sich vorstellen, wie schwierig es damals wohl gewesen sein muss, den rauschenden Strom zu überqueren.

3. Berlin – hier wurde Geschichte geschrieben

Die Stadt Berlin (und das damals eigenständige Cölln) heuerten damals die Quitzows an, nur später mit ihnen im Clinch zu liegen. Heute sieht man diese wechselhafte Beziehung verewigt im Relief am Roten Rathaus – ein echter Geheimtipp für Geschichtsbegeisterte!

So oder so: Im Nikolaiviertel und rund um die Marienkirche kannst du dir vorstellen, wie die Stadt damals aussah – eng, laut, gefährlich. Und wer genau hinsieht, entdeckt vielleicht sogar Spuren einer mittelalterlichen Stadtmauer …

4. Putlitz – beste Freunde

Putlitz war Heimat eines alten Adelsgeschlechts, das in der Region mit den Quitzows um Einfluss konkurrierte, größtenteils aber freundschaftlich verbunden war. Die Ruinen der Burganlage sind noch zu besichtigen.

Im Roman spielen die Herren von Putlitz mit Caspar Gans zu Putlitz eine stille, aber spürbare Rolle – als Mahnung, dass auch unter den Adligen niemand seinem Stand vertrauen kann.

5. Friesack – das letzte Aufbäumen

Friesack war einer der letzten Rückzugsorte der Quitzows, bevor sie endgültig entmachtet wurden. Hier hielten sie eine Burg zur Verteidigung gegen die Hohenzollern – und genau hier endete die Ära der „Raubritter“.

Heute erinnern ein paar bauliche Spuren und vor allem der Name an diese Zeit. Aber wenn du dir im Sommer den Wind um die Nase wehen lässt und die alten Feldsteine anschaust, verstehst du vielleicht, warum Carl sich nicht kampflos geschlagen geben wollte.

Noch kein Quitzow-Experte? Dann wird’s Zeit!
„Die letzte Fehde an der Havel“ nimmt dich mit in eine Welt voller Machtkämpfe, innerer Zerrissenheit und echter historischer Spannung. Diese Woche bekommst du das eBook zum halben Preis – auf allen Plattformen.

Also: reinlesen, eintauchen, aufbrechen – und Geschichte dort erleben, wo sie wirklich passiert ist.

Wenn du magst, teile deine Eindrücke von den Quitzow-Orten – ich freue mich über Fotos, Kommentare oder verrückte Zufallsbegegnungen mit der Vergangenheit!

Verwechselte Autoren, echte Geschichten

Eins vorweg: David Mitchell ist ein ziemlich häufiger Name. Und so war ich nicht wenig erstaunt, als ich – auf Empfehlung eines Autorenkollegen – ein Buch von ihm zu lesen begann, das sich als viel lustiger und amüsanter entpuppte, als der Kollege es angekündigt hatte. Erst beim zweiten Buch, das ich mir gleich mitbestellt hatte, wurde mir klar: Moment mal – das kann doch gar nicht derselbe Autor sein.

Und tatsächlich: David Mitchell, der britische Comedian und Autor von Unruly (siehe Besprechung hier), ist nicht zu verwechseln mit David Mitchell, dem mehrfach für den Booker Prize nominierten Romanautor, dessen Werke wie Der Wolkenatlas (im Original: Cloud Atlas) weltweit gefeiert und sogar verfilmt wurden.

Mein erstes Buch dieses literarischen David Mitchell war nun also: „Der dreizehnte Monat“ (Black Swan Green im Original). Und was soll ich sagen – ich bin froh über die Empfehlung.

Wir befinden uns in der englischen Provinz, im fiktiven Dorf Black Swan Green, irgendwo in Worcestershire, im Jahr 1982. Moonraker flimmert über die Fernsehbildschirme, der Falklandkrieg beginnt, und die ältere Schwester ist drauf und dran, nach Edinburgh zum Studieren zu gehen. Im Mittelpunkt steht der dreizehnjährige Jason Taylor, der eine ganz eigene Hürde zu bewältigen hat: Er stottert.

In der gnadenlosen Hackordnung seiner Schulklasse ist das ein Problem – eines, das er mit größter Anstrengung zu verbergen versucht. Gleichzeitig schreibt er heimlich Gedichte, was in seiner Welt etwa gleichbedeutend ist mit „Schwulsein“, also „sozialem Selbstmord“. Der Druck, nicht aufzufallen, nicht anzuecken, nicht aus der Rolle zu fallen, ist enorm. Und während Jason versucht, sich über Wasser zu halten, beginnt seine Familie leise, aber unaufhaltsam zu zerfallen. Für ihn kaum greifbar, für uns Leserinnen und Leser aber umso deutlicher spürbar.

Was mich besonders überzeugt hat, war Mitchells Gespür für Sprache und Perspektive. Jason erzählt – und zwar so, wie ein intelligenter, wacher, aber auch zutiefst verunsicherter Dreizehnjähriger eben erzählt. Mitchell gelingt es, durch diese authentische Stimme eine ganze Welt zum Leben zu erwecken. Obwohl ich mich an die frühen 1980er selbst kaum noch erinnern kann, hatte ich beim Lesen oft das Gefühl, dort gewesen zu sein. Ich kann mir vorstellen, dass Menschen, die diese Zeit bewusst erlebt haben, noch einen zusätzlichen Nostalgiebonus mitnehmen – für alle anderen ist es ein atmosphärisches Zeitporträt mit universellen Themen: Scham, Mut, Zugehörigkeit, Familie.

Neben Jason begegnen wir einer Reihe skurriler, aber glaubwürdiger Nebenfiguren: einer alten Dame, die allein in einem verwilderten Cottage lebt (und mehr zu wissen scheint, als sie zugibt), den „Zigeunern“, die am Dorfrand kampieren (ein Begriff, den Mitchell bewusst aus kindlicher Sicht verwendet und zugleich kritisch bricht), oder einer geheimnisvollen belgischen Migrantin, die Jason auf überraschende Weise näherkommt.

Mitchells „Der dreizehnte Monat“ ist kein Buch der großen Überraschungen, aber eins der feinen Zwischentöne. Es lebt von Atmosphäre, Figurenzeichnung und einer tief empfundenen Ehrlichkeit. Vielleicht hat mir der ganz persönliche Funke gefehlt, das eine Detail, das mich nicht mehr loslässt. Aber als Coming-of-Age-Roman funktioniert dieses Buch hervorragend – und bleibt auch nach dem letzten Kapitel im Kopf.

Titel: Der dreizehnte Monat (Black Swan Green)
Autor: David Mitchell
Übersetzung: Volker Oldenburg
Verlag: Rowohlt Taschenbuch, 2014

P.S.: Buch selbst gekauft, und das ist meine eigene Meinung.

Ein Oktopus zum Verlieben

Shelby Van Pelt muss beim Schreiben ihres Debüts damals den Tipp bekommen haben, dass es sinnvoll ist, eine ziemlich vorhersehbare Geschichte mit Hilfe einer ungewöhnlichen Perspektive aufzubessern. Die ungewöhnliche Perspektive kommt dabei von einem Oktopus. Vielleicht wurde sie von der sehr sehenswerten Netflix-Doku Mein Lehrer, der Krake (My Octopus Teacher) inspiriert – ganz abwegig ist das jedenfalls nicht.

Marcellus, so heißt besagter Oktopus, führt die Leser*innen in die Geschichte ein. Er lebt in einem Aquarium in einer kleinen Küstenstadt im US-Bundesstaat Washington. Marcellus ist – surprise, surprise – natürlich ziemlich clever. Oder nein, er ist sogar weise. Und er hat eine bemerkenswerte Beobachtungsgabe, die später wichtig für den Verlauf der Geschichte wird.

Natürlich ist der Oktopus nicht der einzige Protagonist. Es geht auch noch um die Putzfrau des Aquariums, Tova, die kurz vor der Rente steht, und um den dreißigjährigen Cameron, der auf der Suche nach einem Vater ist, den er nie kennengelernt hat.

Wenn ich das jetzt alles ein wenig sarkastisch beschreibe, dann ist das nur teils gewollt. Die Wahl der Perspektive ist mir nicht neu und daher wenig überraschend, wenn auch gut umgesetzt. Ich denke, was mir viel mehr aufgestoßen hat, war, dass die Geschichte insgesamt so leicht durchschaubar war.

Allerdings – und ich denke, das ist der überragende Pluspunkt, der auch dazu geführt hat, dass die Geschichte verfilmt wird – schwingt zwischen den Zeilen jede Menge Wohlfühl-Feeling mit. Und wer bin ich, die sich gegen so etwas in diesen schwierigen und verunsichernden Zeiten sperrt? Nein, das allein lässt mich eine Empfehlung für dieses Buch aussprechen.

Es mag vielleicht ein wenig durchschaubar sein, aber es ist gut strukturiert, und die Beziehung zwischen Tova und Cameron und auch all den anderen Figuren im Ort ist herzerwärmend.

P.S.: Buch selbst gekauft, das hier ist meine eigene Meinung.

P.P.S.: Universal Pictures hat sich 2023 die Filmrechte an Remarkably Bright Creatures gesichert. Produziert wird der Film unter anderem von Amy Adams’ Firma Bond Group Entertainment. Noch gibt es keinen Starttermin – aber allein das zeigt: Der Oktopus hat es geschafft.

Titel: Das Glück hat acht Arme
Originaltitel: Remarkably Bright Creatures
Autorin: Shelby Van Pelt
Verlag: Fischer Taschenbuch, 2023
Übersetzung: Andrea Fischer

Kennst du eigentlich die Idee von Buchclubs? Dabei kommen Freundinnen und Freunde zusammen, um ein gemeinsames Buch auszuwählen und zu lesen. Nach der Lektüre tauscht man sich über Eindrücke, Figuren und spannende Themen aus. Wer sagt also, dass Lesen ein einsames Hobby ist? Ich finde, das ist eine wunderbare Idee!

Anlässlich der Deal-des-Monats-Aktion auf Amazon für meinen Roman „Der Trug des Pilgers“ im Juli möchte ich euch ermutigen, das Buch vielleicht sogar gemeinsam im Buchclub zu lesen. Damit euch der Gesprächsstoff nicht ausgeht, habe ich einige Fragen vorbereitet, die ihr nach der Lektüre diskutieren könnt. Wenn euch noch andere Aspekte interessieren, schreibt mir gerne einen Kommentar – ich stehe euch als Autorin jederzeit mit Rat und Tat zur Seite!

Hier ein paar Impulse für eure Buchclub-Diskussion:

  • Die Handlung spielt in einer Zeit voller Aberglaube, Krankheiten und Machtkämpfe. Wie hat euch die Atmosphäre des 14. Jahrhunderts in „Der Trug des Pilgers“ gefallen? Konnte euch die Geschichte in diese ferne Epoche hineinziehen? Welche Details haben euch dabei besonders angesprochen?
  • Jakob ist ein vielschichtiger Charakter, der sich im Laufe der Handlung stark verändert. Wie habt ihr seine Wandlung vom charismatischen Lebemann zum Pilger empfunden? Konnte ihr seine Entscheidungen nachvollziehen? Gab es Momente, in denen ihr ihm widersprochen hättet?
  • Die Intrigen rund um den angeblichen Waldemar und den Kampf um die Macht ziehen sich durch die gesamte Handlung. Welche Wendungen haben euch am meisten überrascht? Gab es Figuren, deren Loyalität oder Motive ihr hinterfragt habt? Und wie hat das eure Leseerfahrung beeinflusst?
  • Was waren eure ersten Gedanken, als ihr den Titel und das Cover von „Der Trug des Pilgers“ gesehen habt? Welche Erwartungen hattet ihr an die Geschichte?
  • Gibt es eine Figur, die euch besonders fasziniert oder mit der ihr am meisten mitfühlt? Was macht diese Figur für euch so besonders?
  • Hat euch ein bestimmter Schauplatz oder ein historisches Detail besonders beeindruckt oder überrascht?Welche Szenen konntet ihr euch besonders gut vorstellen?
  • Welche Bedeutung hat der Titel „Der Trug des Pilgers“ für euch nach der Lektüre?
  • Welche Rolle spielt die Pest in der Geschichte – eher Kulisse oder treibende Kraft?
  • Würdet ihr Jakob als Helden bezeichnen? Warum (nicht)?
  • Welcher Figur traut ihr am meisten – oder am wenigsten?
  • Wenn ihr eine Szene aus dem Buch verfilmen dürftet: Welche wäre es und warum?
  • Hat das Buch eure Sicht auf das Mittelalter verändert?
  • Welche Emotionen hat das Ende bei euch ausgelöst?
  • Schlussfrage: Was hat der Hofnarr da wohl zurückgelassen?

Ich wünsche euch viel Freude beim Lesen – ob alleine oder gemeinsam – und natürlich viel Glück, falls ihr euch das Buch zum Aktionspreis sichern möchtet!

Bild von StockSnap über Pixabay

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