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SilkeElzner

Es ist Dezember – Zeit für einen Kassensturz! Beim Durchstöbern meiner Amazon-Bestellliste habe ich nach den absoluten Highlights meines Lesejahres 2024 gesucht – und wurde fündig.

Eins steht fest: Dieses Jahr hatte es in sich! Ganze 20 Bücher haben es in meine Liste der uneingeschränkten Empfehlungen geschafft. Und die Bandbreite ist erstaunlich: Neben historischen Romanen fanden auch ein paar Krimis, Thriller und – ja, wirklich – sogar ein TikTok-Hype-Buch den Weg auf meinen Nachttisch. Darunter sind spannende Neuerscheinungen, ein Werk, das noch gar nicht auf Deutsch erhältlich ist, und sogar ein echtes Antiquariatsschätzchen.

Klingt spannend? Dann lasst uns gleich loslegen! 😊

Diane Setterfield: Was der Fluss erzählt

Dieses Buch war für mich ein absoluter Zufallsfund – und was für einer! Eine einzigartige Mischung aus Krimi und Gothic Novel, angesiedelt entlang der Themse im viktorianischen England.
In der längsten Nacht des Jahres sitzen die Stammgäste eines Flussgasthofs beisammen und erzählen einander Geschichten, als plötzlich die Tür aufspringt. Ein blutüberströmter Mann taumelt hinein, ein vermeintliches Monster – doch schnell wird klar, er ist schwer verletzt. In seinen Armen hält er ein Kind. Tot. Oder etwa nicht?
Das Ereignis löst eine Welle von Gerüchten aus, und die Grenzen zwischen Wahrheit und Fiktion verschwimmen. Das Kind erwacht auf wundersame Weise zu neuem Leben, und bald kämpfen mehrere Familien um das schweigsame Mädchen.
Eine Geschichte voller Wendungen, märchenhaft und verträumt erzählt – perfekt für die dunkle Jahreszeit, wenn Wirklichkeit und Traum miteinander verschwimmen.

Celeste Ng: Kleine Feuer überall

Celeste Ng hat ein besonderes Talent dafür, tiefgründige Geschichten mit lebensechten Charakteren zu erschaffen. In Kleine Feuer überall erzählt sie von der wohlhabenden Familie Richardson, deren perfekt geordnetes Leben in einer amerikanischen Vorstadt durch die Ankunft einer Künstlerin und ihrer Teenager-Tochter völlig auf den Kopf gestellt wird.
Das Buch erforscht Themen wie die Angst vor dem Unbekannten, die Unsicherheit gegenüber Veränderungen und die Grenzen von Kontrolle. Vom ersten Kapitel an ist klar: Ein Haus wird in Flammen aufgehen – der Beginn des Endes eines scheinbar makellosen Lebens, das jedoch nie wirklich erfüllt war.
Mich hat besonders die sorgfältige Figurenzeichnung begeistert, ebenso wie die unerwarteten Wendungen. Selbst wenn ich einige Entwicklungen erahnte, blieb die Geschichte spannend und faszinierend bis zum Schluss. Ein echtes Lesevergnügen!

Miriam Georg: Im Nordwind & Im Nordlicht

Meine Beziehung zu Miriam Georgs Büchern ist eine echte Hassliebe: Ich LIEBE ihre Geschichten, aber ich HASSE, wie gnadenlos sie ihre Figuren durch die Hölle schickt. Kein einziges düsteres Thema bleibt unberührt – von ungewollten Schwangerschaften über Bulimie, Depression, Selbstmord, häusliche Gewalt bis hin zu Sklaverei, Zuhälterei und schweren Krankheiten. Die Tragödien, die ihre Charaktere erleiden, sind so extrem, dass ich an manchen Stellen sogar schmunzeln musste.
Und doch: Diese Geschichte, die von einer Frau erzählt, die um ihre Selbstbestimmung und ihr Kind kämpft, sowie von den Intrigen und Schicksalen einer angesehenen Hamburger Bankiers- und Brauereifamilie, ist unglaublich unterhaltsam. Die beiden Bände sind fesselnd und lassen sich mühelos verschlingen – trotz (oder vielleicht gerade wegen) des dramatischen Chaos‘.

Jodi Picoult: By Any Other Name (auf Deutsch angekündigt für Sommer 2025)

Als großer Picoult-Fan war ich zunächst skeptisch: Ich habe die Autorin für ihre gesellschaftlich relevanten Themen und moralischen Dilemmata geliebt, die oft in spannenden Gerichtsverfahren gipfelten. Doch in letzter Zeit hat Picoult ihren Fokus verschoben – ohne ihre progressive Haltung aufzugeben, die ihr in den USA nicht selten Kritik einbringt.

Ihr neues Buch wagt sich ins historische Genre und widmet sich niemand Geringerem als William Shakespeare. Picoult hinterfragt mit viel Fingerspitzengefühl, ob ein Mann mit begrenzter Bildung und Zeit tatsächlich allein für das riesige Werk verantwortlich sein konnte. Was, wenn er Hilfe hatte? Was, wenn die wahren Verfasser teilweise Frauen waren, deren Stimmen damals ungehört blieben?

Mit ihrer These, dass einige von Shakespeares bekanntesten Werken möglicherweise aus der Feder einer historisch belegten Frau stammen, eröffnet Picoult eine faszinierende neue Perspektive. Ein spannender Roman, der nicht nur Fans historischer Stoffe, sondern auch Shakespeare-Enthusiasten begeistern dürfte!

Ken Follett: Der Schlüssel zu Rebecca

Als großer Follett-Fan habe ich dieses Jahr ein paar seiner älteren Werke neu entdeckt, darunter den packenden Agenten-Thriller Der Schlüssel zu Rebecca. Die Geschichte spielt in Ägypten während des Zweiten Weltkriegs, als die deutschen Truppen immer näher rücken. Im Zentrum steht ein deutscher Spion, halb deutsch, halb ägyptisch, der durch seine Ortskenntnis und Skrupellosigkeit eine ernste Gefahr für die britischen Besatzer darstellt.
Ihm gegenüber steht ein britischer Geheimdienstoffizier, der alles daransetzt, die Pläne der Deutschen zu durchkreuzen. Dazu kommt eine geheimnisvolle Tänzerin, die mit ihrem Hausboot und ihrer undurchsichtigen Vergangenheit für zusätzliche Spannung sorgt.
Follett versteht es meisterhaft, historische Ereignisse mit actiongeladenen, fesselnden Geschichten zu verweben. Auch wenn man das Schicksal von Rommel und seiner Armee kennt, bleibt dieser Roman ein bildgewaltiges, unterhaltsames Leseerlebnis.

Caroline O’Donoghue: Die Sache mit Rachel

Manchmal stöbere ich durch die Verkaufslisten auf Amazon und entdecke Bücher mit vielen positiven Bewertungen. So stieß ich auf Die Sache mit Rachel von der irischen Autorin Caroline O’Donoghue, das mich völlig gefesselt hat.
Die Geschichte folgt der jungen Studentin Rachel, deren schwuler Mitbewohner eine Affäre mit ihrem verheirateten Professor beginnt – und das in einem streng katholischen Irland, das von der Rezession gebeutelt wird. Die Geschichte, die auf TikTok gefeiert wird, thematisiert Coming-of-Age und ist damit perfekt für diese Plattform.
Was mir besonders gefiel, war der Einblick in ein sehr anderes kulturelles Umfeld. Ein frischer, intensiver Roman, den ich definitiv weiterempfehlen kann!

Kristin Hannah: Die Frauen jenseits des Flusses

Kristin Hannah war für mich die Entdeckung des Jahres, und es überrascht mich nicht, dass dieser Roman zahlreiche Preise einheimst. Die Frauen jenseits des Flusses erzählt die Geschichte der Frauen, die im Vietnamkrieg als Sanitäterinnen und Helferinnen in den Hintergrund traten, obwohl ihre Taten heldenhaft waren. Die Hauptfigur folgt den Fußstapfen ihres Bruders und zieht als Sanitäterin in den Krieg.
Selten habe ich einen Roman gelesen, der einen so nah ans Geschehen bringt: man fühlt sich fast mitten im Geschehen zwischen den detonierenden Bomben, amputierten Gliedmaßen und den verschwitzten Nächten mit The Doors und kaltem Bier. Besonders die erste Hälfte hat mich sehr gefesselt. Die zweite plätscherte ein wenig aus, aber das war so verzeihlich, dass das Buch auf jeden Fall zu meinen Lese-Highlights 2024 zählt.

Ken Follett: Die Löwen

Wer sich noch an den desaströsen Afghanistan-Krieg mit Al-Qaida erinnert, wird dieses Buch genauso spannend finden wie ich. Die Löwen spielt jedoch nicht in den 00er Jahren, sondern einige Jahre davor, als die Russen noch kräftig am Hindukusch mitmischten. Inmitten einer schroffen Landschaft und armen Bauern entfaltet sich ein Spionagedrama, das mit einer Liebesgeschichte vermischt ist.
Die junge Mutter Jane lebt mit ihrem französischen Mann in einem afghanischen Dorf im Tal der Löwen und trifft eines Tages auf eine alte Liebe wieder. Dieser ist in geheimer Mission unterwegs, und bald stellt sich heraus, dass Janes Mann nicht der ist, der er vorgegeben hat zu sein. Spannend bis zur letzten Minute!

Kristin Hannah: Die Nachtigall

Und noch ein Buch von Kristin Hannah, das mich dieses Jahr begeistern konnte – sogar noch ein wenig mehr als das über Frauen im Vietnamkrieg. In Die Nachtigall geht es um den Widerstand der Franzosen während des Zweiten Weltkriegs, erzählt aus der Perspektive von zwei ungleichen Schwestern.
Während die eine alliierte Truppen über die gefährlichen Pyräneenpässe nach Spanien schleust, versucht die andere, Heim, Haus und Nachbarn vor den Nazis zu schützen. Die Zuspitzung der Gefahr in beiden Handlungssträngen ist kaum erträglich, die Figuren mit all ihren Stärken und Schwächen lebendig und absolut glaubwürdig.
Mein Lieblingsbuch des Jahres 2024.

Jane Austen: Stolz und Vorurteil

Im Sommer hatte ich das Verlangen, mal wieder einen Klassiker zu lesen. Jane Austen zählt zu meinen liebsten klassischen Autorinnen, da ihre Geschichten auch heute noch gut lesbar und lebendig sind. Besonders schätze ich ihren zeitgenössischen Blick auf die damalige Gesellschaft.
Stolz und Vorurteil ist wohl ihr bekanntestes Werk, was wahrscheinlich vor allem an den wunderschönen Szenen zwischen Mr. Darcy und Elizabeth Bennet liegt. Im Anschluss habe ich mir dann auch noch einmal die herrliche Verfilmung mit Keira Knightley gegönnt – einfach zum Sterben schön.

Tom Liehr: Im wechselnden Licht der Jahre

Zugegeben, ich kenne den Autor persönlich, was sicherlich dazu beiträgt, dass ich eher mal zu einem seiner Bücher greife. Doch Tom Liehrs Geschichten lohnen es definitiv, gelesen zu werden.
Im wechselnden Licht der Jahre – allein der Titel hat mich begeistert, er lässt sofort Kopfkino entstehen. In der Geschichte geht es um Alexander, der kurz vor der 60 steht und dies als einschneidendes Ereignis empfindet. Dann zieht sein absoluter Lieblingsmusiker wenige Häuser weiter ein. Kurz darauf geschieht ein Unglück, das Alex’ Leben komplett auf den Kopf stellt.
Natürlich kommt auch ein wenig Sozialkritik nicht zu kurz, dafür steht Liehr. Ein wunderbarer Roman über Liebe, Verlust und den Sinn des Lebens.

Rebecca Makkai: Die Optimisten

Eines der absoluten Highlights des Jahres war ohne Zweifel Die Optimisten. Das Buch entführt uns in die 80er Jahre, als die Aids-Epidemie unbarmherzig ihre Schneisen durch die homosexuelle Community in Amerika zieht. Es ist herzzerreißend mitanzusehen, wie die liebgewonnenen Figuren ihre eigenen Sorgen und Nöte durchleben – von Herzschmerz über berufliche Probleme bis hin zu jener Krankheit, die alles verändert.
Einfühlsam erzählt, sehr realistisch und einfach gut.

Salman Rushdie: Knife

Man mag von dem Mann halten, was man will (ich hatte bis dato noch keine Meinung), aber niemand verdient es, wegen seiner Meinung oder seiner Kunst auf einer Bühne tätlich angegriffen zu werden. Rushdie entging nur knapp dem Tod – wie knapp, das wurde mir erst bei der Lektüre deutlich. Er büßte zwar ein Auge ein, erlitt furchtbare Schmerzen und Ängste, aber er ist noch da.
Ja, er mag überheblich sein, man muss ihn nicht mögen, aber dieses Buch spricht von seinem ungebrochenen Lebenswillen und seinem Mut, sich von diesem Attentat nicht unterkriegen zu lassen. Ich finde, dafür muss man gehörig den Hut ziehen.

R. F. Kuang: Yellowface

Dieses Buch ist ein Muss für alle, die auf die ein oder andere Art und Weise mit dem Literaturbetrieb zu tun haben. Kuang erzählt unterhaltsam und meisterhaft die Geschichte einer jungen Autorin, die sich das unveröffentlichte Manuskript einer verstorbenen Star-Kollegin aneignet und es als ihr eigenes ausgibt. Das Buch wird ein Renner, doch ist es möglich, mit einer solchen Lüge zu leben, vor allem, wenn man im Grunde genommen weiter im Schatten der Toten lebt?
Yellowface behandelt zudem Themen wie kulturelle Aneignung und die nicht selten viel zu heftig ausfallende Kritik in den sozialen Medien. Ich habe vieles wiedererkannt und fand es erfrischend, dass es auf so unterhaltsame Art behandelt wurde.

Matt Dinniman: Dungeon Crawler Carl

Dies ist ein Buch, das ich unter normalen Umständen niemals zur Hand genommen hätte, denn ich spiele keine Rollenspiele, weder auf dem Brett noch auf dem PC. Aber da mein Mann so begeistert von den Hörbüchern berichtete, habe ich dem Ganzen eine Chance gegeben, und siehe da: Die Hörbücher sind zum Schreien komisch und wirklich sehr clever gemacht.
Die Welt des Hauptdarstellers endet mitten in der Nacht von einer Sekunde auf die andere: Außerirdische haben den Planeten übernommen und in eine große Spielarena verwandelt. Nur wenige Überlebende können sich in den Dungeon retten, darunter auch Carl, nur in Boxershorts gekleidet, und die Katze seiner jetzt offenbar toten Ex, Princess.
Es beginnt ein Spiel auf Leben und Tod, wobei Princess, die plötzlich sprechende, ziemlich affektierte Perserkatze, eine nicht unwesentliche Rolle bei seinem Überleben spielt. Lustig und wirklich empfehlenswert, vor allem die Hörbücher. (Derzeit alles nur auf Englisch erhältlich)

James Clavell: Shogun

Inspiriert von der gleichnamigen Fernseh-Neuauflage habe ich mich auf den Klassiker des historischen Romans Shogungestürzt. Zwar habe ich die Serie bis heute immer noch nicht geschaut, aber ich werde das auf jeden Fall demnächst nachholen, denn Shogun ist eine wahrlich packende Geschichte mit wahnsinnig viel japanischem Lokalkolorit, das einen manchmal schmunzeln lässt, manchmal fassungslos zurücklässt und generell einfach nur fasziniert.
Umso erstaunter war ich, dass das Buch auf wahren Begebenheiten beruht, denn im 18. Jahrhundert strandete wirklich einmal ein Europäer im völlig abgeschotteten Kaiserreich und wurde zu einem Samurai. Absolut empfehlenswert.

Barbara Kingsolver: Demon Copperhead

Wer mit dem Stoff rund um den Klassiker David Copperfield vertraut ist, dem wird vieles von dem, was Kingsolver in Demon Copperhead berichtet, bekannt vorkommen. Allerdings hat sich die Handlung in eine der ärmsten Gegenden der USA zur Zeit der Opiat-Krise verlagert. Entsprechend gewunden und nicht gradlinig ist der Pfad, den die Hauptfigur nimmt, weshalb man ihm am liebsten den Kopf abreißen möchte. Aber es spricht auch für Kingsolvers Erzähltalent, die Charaktere so lebendig erscheinen zu lassen, dass sie förmlich aus den Seiten springen.

Juli Zeh: Unterleuten

Juli Zeh polarisiert, und das ist auch gut so – ihre Bücher regen zum Nachdenken an. Während Übermenschen mich begeistert hat, konnte ich auch Unterleuten nicht widerstehen. Die Geschichte spielt in einem ländlichen Dorf in Brandenburg, wo die Dorfgemeinschaft durch einen Konflikt auseinanderzubrechen droht. Wie immer in Zehs Romanen sind die Charaktere vielschichtig und der Blick auf die Gesellschaft ist scharf und kritisch. Der Konflikt in Unterleuten ist nicht nur auf der Oberfläche angesiedelt, sondern spiegelt die tiefen gesellschaftlichen Spannungen wider, die durch die Dynamiken zwischen den Dorfbewohnern und ihren unterschiedlichen Lebensrealitäten entstehen. Ein intensives und zum Nachdenken anregendes Leseerlebnis.

Robert Galbraith: Das Strömende Grab (Cormoran-Strike 7)

Ich bin normalerweise kein großer Krimi-Fan, da mir viele zu vorhersehbar sind. Und auch die Harry Potter-Bücher sind nicht ganz mein Fall, vor allem aufgrund der Autorin und ihrer Ansichten (Galbraigth ist das Pseudonym von J.K. Rowling). Dennoch wurde ich vor einigen Jahren auf die Cormoran-Strike-Reihe aufmerksam gemacht und bin seitdem ein treuer Fan. Der siebte Band, Das Strömende Grab, erschienen 2024, befasst sich mit einem düsteren Fall innerhalb eines Sektenkults. Was ich an dieser Reihe besonders schätze, ist die Tatsache, dass die Bücher nie einfach nur dahinplätschern. Sie sind lang und sorgfältig ausgearbeitet, mit mehreren Verdächtigen und vielen überraschenden Wendungen. In der Vergangenheit hat Galbraith manchmal zu sehr auf die Länge und Anzahl der Figuren gesetzt, aber in diesem Band fand ich das richtige Maß. Wer die Reihe noch nicht kennt, sollte unbedingt mit dem ersten Band anfangen, um die Entwicklung der Charaktere und der Erzählweise richtig zu erleben.

Pierre Barret/Jean-Noël Gurgand: Der König der Letzten Tage

Als Kind sah ich den Zweiteiler Der König der letzten Tage auf ARD oder ZDF, der mich maßgeblich dazu inspirierte, heute Mittelalter-Romane zu schreiben. Die Verfilmung mit Mario Adorf und einem brillanten Christoph Waltz bleibt unvergessen, und sie basiert lose auf dem Buch der französischen Autoren Barret und Gurgand. Leider ist die Umsetzung des Romans eher als Sachbuch zu verstehen und bleibt auf einer sehr erzählerisch-auktorialen, oberflächlichen Erzählebene. Trotzdem hat die Geschichte rund um die Wiedertäufer von Münster eine fesselnde Wirkung. In den 1530er Jahren eroberten sie mit ihren charismatischen Führern die Stadt Münster, die ursprünglich unter der Kontrolle des Erzbischofs stand. Die Bewegung nahm solche Dimensionen an, dass der Erzbischof gezwungen war, seine eigene Stadt zu belagern. Der Konflikt forderte viele Opfer, und Aussteiger irrten hungergestählt und frierend im Niemandsland vor den Toren, immer wieder von den erzbischöflichen Truppen zurückgedrängt. Schließlich fiel die Stadt durch Verrat. Bis heute hängen die Käfige der drei wichtigsten Führer der Bewegung am Lamberti-Turm. Leider ist das Buch inzwischen vergriffen, und man muss es gebraucht erwerben.

Und ihr? Was waren eure Highlights für 2024? Auf welches Buch freut ihr euch schon für 2025? Lasst es mich in den Kommentaren unten wissen!

Hinweis: Dieser Beitrag ist ein redaktioneller Inhalt. Ich habe für diese Rezensionen keine Bezahlung oder Vergünstigungen erhalten und verfolge keine kommerziellen Absichten. Alle genannten Bücher und Empfehlungen sind meine eigenen persönlichen Empfehlungen.

Vor einigen Tagen ging ein Aufschrei durch die Welt der Autorinnen und Autoren: Das beliebte Schreibprogramm Papyrus hatte eine neue Version auf den Markt gebracht – und das zu einem saftigen Preis.

Was hat sich verändert?

Der Grundpreis für Papyrus 12 hat sich verdoppelt, und wer ein Upgrade von einer älteren Version durchführen möchte, muss fast so viel zahlen wie damals für die Vollversion. Das neue Papyrus ist besonders für AutorInnen interessant, die ihren Buchsatz selbst gestalten wollen. Für diejenigen, die bereits mit anderen Programmen arbeiten oder ihren Buchsatz auslagern, bieten sich jedoch kaum Vorteile.

Doch die Preiserhöhung war nicht der einzige Kritikpunkt: Die Entwickler stoppten den Verkauf der alten Version schon Wochen vor dem Launch, ohne Bestands- oder Neukunden über die geplante neue Version zu informieren. Als die ersten Nutzer in sozialen Medien Kritik äußerten – vor allem zur Preisgestaltung –, schien es, als würden Kommentare gelöscht und User blockiert.

Natürlich ist niemand gezwungen, die neue Version zu kaufen. Die alte Version funktioniert weiterhin einwandfrei und bietet viele hilfreiche Funktionen wie die Duden-Rechtschreibhilfe, eine Stilkontrolle und Charakterkarten.

Warum ich Papyrus den Rücken kehre

Für mich war die Ankündigung der neuen Version allerdings kein echter Schock – ich hatte mich schon vorher von Papyrus verabschiedet. Ein neues Projekt stand an, und ich wollte frischen Wind in meine Arbeitsprozesse bringen.

Papyrus bietet zwar viele Funktionen, aber das Programm wirkt schwerfällig und optisch wenig ansprechend. Einige Features, wie die Zeitleiste, finde ich in der Theorie gut, habe aber trotz Tutorials nie verstanden, wie ich sie effektiv nutzen kann. Die Charakterkarten sind für meine Zwecke zu starr und umfangreich, und das Reißbrett ist so umständlich zu bedienen, dass ich es nie wirklich verwendet habe.

Die klobige und nicht besonders sexy anmutende Ansicht bei Papyrus wurde wohl mit der neuen Version aufgefrischt, aber ich sehnte mich dennoch nach einer neuen, moderneren Arbeitsumgebung. Zu sehen: Das Manuskript von „Der Trug des Pilgers“

Die Alternative: Scrivener

Bei meiner Suche nach Alternativen stieß ich schnell auf Scrivener – ein Programm, das in vielerlei Hinsicht mit Papyrus vergleichbar ist, aber insgesamt leichter, flexibler und günstiger wirkt. Es kostet weniger als 100 Euro und bringt trotzdem eine beeindruckende Funktionsvielfalt mit.

Effizientes Arbeiten mit langen Texten

Scrivener ist speziell dafür gemacht, lange und komplexe Texte übersichtlich zu organisieren. Romane lassen sich in Teile, Kapitel und Szenen zerlegen, die flexibel sortiert und verschoben werden können. Die Ordnerstruktur auf der linken Seite erinnert an Papyrus, bietet aber deutlich mehr Flexibilität.

Besonders praktisch: Beim Export des Manuskripts kann man auswählen, welche Teile einbezogen werden sollen. So kann man zusätzliches Material wie Notizen oder Recherchetexte problemlos separat speichern.

Recherche und Organisation leicht gemacht

Scrivener erlaubt es, verschiedene Dokumente – von Figureninformationen über Bilder bis hin zu PDFs mit Recherchematerial – in einem Projekt zu speichern. Für mein neues Projekt habe ich bereits Fotos, Notizen und wichtige Texte in Scrivener abgelegt.

Ich bin begeistert davon, was deutlich lesbar alles auf einen Bildschirm passt. So kann man zum Beispiel ganz wunderbar die Sekundärliteratur studieren und sich nebenher auf der linken Seite Notizen machen. Man beachte zudem ganz links die Ordnerstruktur, wo Szenen, Hintergrundinfos und Recherchematerialien untereinander sitzen.

Papyrus bietet ähnliche Funktionen, doch die vorgegebenen Formulare wirken starr und wenig intuitiv. Scrivener hingegen erlaubt es, den Bildschirm aufzuteilen, sodass man gleichzeitig am Text arbeiten und Notizen oder Bilder einsehen kann. Diese Split-Screen-Funktion ist ein echter Game-Changer für meine Arbeitsweise.

Weitere Highlights von Scrivener

  • Karteikarten und Listenansicht: Die Textabschnitte können nicht nur in einer Ordnerstruktur, sondern auch als Karteikarten oder Listen mit Kurzzusammenfassungen angezeigt werden. Ideal, um Plots zu entwickeln oder Szenen zu verschieben.
  • Farbkodierung: Für mehrere Perspektiven (POVs) lassen sich Abschnitte farblich markieren und auf einer einfachen Zeitleiste darstellen – ein Feature, das Papyrus nicht bietet.
  • Flexibler Export: Scrivener unterstützt zahlreiche Formate wie eBooks, PDFs und Word-Dokumente, sodass der Export genauso individuell wie die Arbeit selbst gestaltet werden kann.
Noch sind die Karten mit den einzelnen Plotpunkten leer, aber die Kurzbeschreibungen werden dem Projekt bald Leben einhauchen. Diese lassen sich dann auch praktisch in Listenform anzeigen.

Was Scrivener (noch) nicht kann

Ein Punkt, den ich bei Papyrus besonders schätze, ist die Duden-Rechtschreibhilfe und die Stilkontrolle. Scrivener bietet zwar eine allgemeine Rechtschreibprüfung, aber keine spezielle Duden-Funktion. Auch eine farbcodierte Stilkontrolle gibt es nicht. Man kann jedoch kritische Wörter markieren lassen, was bei der Überarbeitung hilfreich sein kann.

Dies sind momentan die (begrenzten) Möglichkeiten bei Scrivener, hier am Beispiel eines Auszugs aus „Der Verrat der Kaufmannswitwe“

Mein Fazit: Aufbruch zu neuen Ufern

Scrivener bietet eine beeindruckende Flexibilität und passt sich hervorragend an individuelle Schreibprozesse an. Ich bin gespannt, wie sich mein neues Projekt in Scrivener entwickeln wird – der frische Wind tut meiner Arbeit jedenfalls gut.

Und ihr? Womit schreibt ihr aktuell?

Diese Woche lese ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder ein „richtiges“ Buch. Damit meine ich ein Buch, das ich rein aus Vergnügen lese – nicht für die Recherche zu einer meiner Geschichten. Es fühlt sich seltsam an, denn normalerweise konsumiere ich Romane auf meinem Kindle. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Alles begann 2004, als wir beschlossen, mit Sack und Pack für zwei Jahre nach Australien zu ziehen. Der Arbeitgeber unterstützte uns zwar bei den Umzugskosten, aber es bleibt dennoch eine große Herausforderung, einen Überseecontainer zu organisieren. Deshalb wollten wir radikal ausmisten. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich gerade mein Studium abgeschlossen, unter anderem in Neuerer Deutscher Literaturwissenschaft, und stand nun brütend vor meinen vier Bücherregalen.

Schweren Herzens entschied ich mich, mich von 90 Prozent meiner Bücher zu trennen. Was blieb? Die Rebecca Gables, die Ken Folletts, ein Sidney Sheldon und andere Werke, die mich besonders bewegt hatten. Das waren immer noch gut zwei Umzugskartons voll. Der Rest ging für 100 Euro an ein Pärchen, das alles unbesehen aufkaufte.

Ich erinnere mich noch genau, wie ich am Fenster unserer Berliner Wohnung stand und beobachtete, wie die beiden fleißig mit Hilfe meines Mannes den Kofferraum ihres Autos beluden. Man konnte förmlich sehen, wie die Hinterachse durch das Gewicht der Bücher absank.

Damals dachte ich, es sei eine vernünftige Entscheidung – erst später realisierte ich, wie traumatisierend dieser Moment tatsächlich war.

Ehrlich gesagt war es dennoch die richtige Wahl. Das Apartment, das wir in Sydney fanden, war viel kleiner als unsere Wohnung in Berlin. Was mir an Bücherregalen fehlte, machte der abendliche Blick auf den Hafen mehr als wett – und die morgendliche Fahrt zur Arbeit in Begleitung von Delfinen erst recht.

Unsere Zeit in Australien verlängerte sich über die geplanten zwei Jahre hinaus. Ich meldete mich in der örtlichen Bücherei an und begann, australische Autoren zu lesen. Das half mir, mich besser zu integrieren und die Sprache zu lernen, doch Bücher waren für mich nur noch ein Zeitvertreib. Zu viele andere Dinge forderten meine Aufmerksamkeit: das Einleben in eine neue Kultur, die Karriere, später die Kinder.

Wenn ich Neuerscheinungen aus Deutschland wollte, musste ich sie mir für 20 Euro Versandkosten bestellen – ein Luxus, den ich mir selten gönnte. Und so verlernte ich nach und nach, regelmäßig zu lesen.

Erst nach unserer Rückkehr nach Deutschland fand ich wieder den Zugang zu meiner alten Liebe: Bücher. Doch meine Erfahrungen mit Umzügen über Kontinente hinweg hatten mich geprägt. Nie wieder wollte ich an einem Fenster stehen und zusehen, wie Fremde meine Geschichten-Schätze in einen Kofferraum laden. Nie wieder wollte ich so viel ansammeln, dass ein Umzug zur Mammutaufgabe wird.

Also bin ich dazu übergegangen, meine Bücher in digitaler Form zu kaufen. E-Books sind für mich ein Segen: Ich kann kaufen, ohne das Haus zu verlassen (auch wenn ich weiß, dass das den kleinen Buchhandlungen schadet – aber die führen meine Bücher oft gar nicht im Regal). Ich lese, wo und wann ich will – beim Zähneputzen, in der Dunkelheit oder in der Tram. Mein Kindle passt bequem in meine Handtasche, ich brauche keine Brille dank der einstellbaren Schriftgröße, und auf Reisen macht mir die Gepäckbegrenzung keine Sorgen.

Kurzum: Ich liebe mein Kindle.

Und doch hat es etwas Magisches, ein richtiges Buch in der Hand zu halten. Das Papier zu riechen, die Seiten zu fühlen, das beruhigende Geräusch des Umblätterns – es ist ein ganz besonderes Erlebnis. Beim Schmökern scheint die Zeit stillzustehen.

Was lese ich gerade? „Der König der letzten Tage“ von Pierre Barret und Jean-Noël Gurgand. Und zwar in genau der Ausgabe von 1993, die ich damals 2004 verkauft habe. Da das Buch längst vergriffen ist und nie digitalisiert wurde, musste ich auf ein modernes Antiquariat zurückgreifen.

Wie würde der Australier jetzt sagen? Life comes full circle.

Wie sieht es bei Ihnen aus – Sind Sie Team eBook oder Team Papierbuch?

In Ermangelung eines menschlichen Interviewpartners habe ich die KI gefragt, ob sie nicht ein paar Fragen hat zu meiner Neuveröffentlichung. Das ist dabei herausgekommen!

1. Was hat Sie dazu bewegt, „Der Trug des Pilgers“ zu schreiben, und warum gerade diese historische Epoche?

Die Geschichte von „Der Trug des Pilgers“ entstand aus meiner Faszination für das Mittelalter und die komplexe Zeit des 14. Jahrhunderts. Besonders spannend fand ich den Fall des „falschen Waldemar“ – eines Mannes, der behauptete, der totgeglaubte Markgraf von Brandenburg zu sein, und damit eine Kette von Ereignissen auslöste, die das politische Gefüge Brandenburgs erschütterten. Diese Epoche ist voller Widersprüche: tiefer religiöser Überzeugung und extremer Gewalt, Fortschritt und Aberglauben. All das bietet einen einzigartigen Hintergrund für eine Geschichte, die das Thema Identität auf eine ganz eigene Weise beleuchtet.

2. Wie viel Zeit haben Sie in die Recherche investiert, und wie haben Sie historische Details in die Geschichte eingewoben?

Ich habe mehrere Monate damit verbracht, das Leben im 14. Jahrhundert zu recherchieren, von der Kleidung über das tägliche Leben bis hin zu politischen Machtstrukturen. Besonders herausfordernd war es, die Atmosphäre der Pestzeit einzufangen und eine Welt zu erschaffen, die dem Leser nahe geht, ohne dabei auf historische Genauigkeit zu verzichten. Vieles wird uns modernen Lesern, die wir nun alle Covid erlebt haben, bekannt vorkommen: Das Beben, das durch alle Bereiche der Gesellschaft ging, gab es auch schon damals, es sah nur anders aus: Geißlerumzüge, Selbstisolation, der Verfall von rechtlichen und gesellschaftlichen Strukturen, Aberglaube und populistische Auswüchse …
Die Balance zwischen Geschichte und Fiktion ist mir wichtig, weil die Details die Geschichte glaubwürdig und lebendig machen. Ich wollte, dass der Leser sich fühlt, als würde er durch die Straßen des mittelalterlichen Magdeburgs wandern genauso wie durch die Suqs Jerusalems oder die kühlen Hallen der Hagia Sofia.

3. Welche Themen sind Ihnen bei „Der Trug des Pilgers“ besonders wichtig, und wie spiegeln sie sich in der Geschichte wider?

Themen wie Täuschung, Identität und die Suche nach Erlösung stehen im Zentrum des Romans. Jakob Rehbock, der Protagonist, kämpft mit seiner Vergangenheit und der Frage, wer er wirklich ist. In einer Zeit, in der das persönliche und gesellschaftliche Leben von Unsicherheiten und Ängsten geprägt war, stellt die Geschichte die Frage, was Menschen bereit sind zu tun, um ihre Überzeugungen zu verwirklichen – oder sogar eine falsche Identität anzunehmen. Auch die Konflikte zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Schichten und das Streben nach Macht spiegeln sich wider und zeigen, wie Menschen in Zeiten der Krise ihre wahren Gesichter offenbaren.

4. Wie haben Sie die Charaktere entwickelt, und welcher von ihnen ist Ihnen besonders ans Herz gewachsen?

Die Figuren in „Der Trug des Pilgers“ entwickelten sich durch die intensive Beschäftigung mit den Fragen: Was würden sie in Extremsituationen tun? Welche Geheimnisse tragen sie mit sich? Jakob, der Protagonist, ist besonders interessant, weil er mit einer inneren Zerrissenheit zwischen dem Wunsch nach Erlösung und der Verlockung der Frauen kämpft. Hilde ist eine starke, unabhängige Frau, die ihr eigenes Schicksal trotz aller Widrigkeiten in die Hand nimmt. Auch König Karl, der die politische Bühne beherrscht, ist faszinierend: Er ist eine undurchsichtige, pragmatische Figur, die Machtspiele beherrscht. Jeder Charakter trägt ein Stück der Geschichte in sich und zeigt auf seine Weise, wie der Mensch in einer unsicheren Welt agiert.

5. „Der Trug des Pilgers“ spielt während der Pest. Wie haben Sie die Atmosphäre dieser Zeit in Ihrem Roman umgesetzt?

Die Pest ist im Roman fast wie ein stiller, unbarmherziger Gegenspieler. Ich wollte die Ungewissheit und das Gefühl der Ausweglosigkeit einfangen, das die Menschen in dieser Zeit empfanden. Die Krankheit bedrohte nicht nur das Leben, sondern auch das Vertrauen der Menschen in Gott und Gesellschaft. Es herrschte ein Klima der Angst, in dem jede Begegnung, jede Entscheidung das Leben kosten konnte. Ich habe versucht, diese Beklemmung in die Szenen zu integrieren, sei es durch die Reaktionen der Menschen auf Jakob oder die Leere der Straßen, die normalerweise voller Leben waren. Die Pest war eine unsichtbare, aber allgegenwärtige Macht, die die Figuren beeinflusst und ihre Entscheidungen hinterfragt. Nicht nur einmal hab ich mich gefragt, ob eine Figur wie der „falsche Waldemar“ überhaupt zu einer anderen Zeit und unter „normaleren“ Umständen hätte existieren können.

6. Gibt es eine besondere Botschaft, die Sie mit dem Buch vermitteln möchten?

Eine zentrale Botschaft von „Der Trug des Pilgers“ ist, dass Identität und Wahrheit oft subjektiv sind und dass jeder Mensch mit inneren Konflikten kämpft, die seine Entscheidungen beeinflussen. Die Figur des „falschen Waldemar“ stellt Fragen wie: Was ist wahr? Was ist Lüge? Und wie weit sind Menschen bereit zu gehen, um das zu sein, was sie sich wünschen? Auch Jakob kämpft mit diesen Fragen und entdeckt, dass es nicht immer klare Antworten gibt. In einer Welt, die sich um Täuschung und Wahrheit dreht, zeigt der Roman, dass die Suche nach einem Sinn und nach Erlösung oft schwieriger ist, als es zunächst scheint.

7. Was können Leser von der Leseerfahrung mit „Der Trug des Pilgers“ erwarten?

Die Leser erwartet eine fesselnde, historische Reise in eine düstere Epoche, voller Spannung, Intrigen und überraschender Wendungen. Die Mischung aus historischer Genauigkeit, menschlichen Schicksalen und einer Prise Mystik bietet ein Eintauchen in das Leben und die Gedankenwelt der damaligen Zeit. Es ist ein Roman, der die Leser nicht nur unterhalten, sondern auch zum Nachdenken über universelle Themen anregen soll. Wer Freude an historischen Romanen mit authentischen Charakteren und einem Hauch mittelalterlicher Spannung hat, wird mit „Der Trug des Pilgers“ eine Geschichte finden, die ihn in eine andere Zeit entführt – und zugleich Fragen aufwirft, die auch heute noch relevant sind.

„Der Trug des Pilgers“ von Silke Elzner erscheint am 30. November 2024 auf Amazon als eBook, Taschenbuch und Hardcover.

In den letzten Wochen habe ich mich intensiv weitergebildet und einige sehr nützliche Bücher von Kolleginnen und Kollegen entdeckt, die mir neue Perspektiven eröffnet haben. Ich habe mir gefacht, die folgende Auswahl könnte auch für andere hilfreich sein, die gerade ihr nächstes Projekt planen.

Ein kurzes Wort vornweg: Alle hier vorgestellten Bücher sind auf Amazon erhältlich. Sie wurden von englischen Muttersprachlern verfasst und sind nicht ins Deutsche übersetzt. Dieser Blogeintrag enthält außerdem Links zu Amazon, weil ich hier die Bücher entdeckt und erstanden habe. Wenn Sie auf diese Links klicken und später eines der Bücher kaufen, erhalte ich dafür keine Provision. Die Links sollen lediglich dazu dienen, Ihnen weitere Informationen zu den Büchern zu bieten.

Charakterentwicklung von Figuren

Hier habe ich zwei Bücher zu empfehlen:

Das erste Buch ist ein umfassendes Werk, das davon ausgeht, dass jede Figur einem bestimmten Archetypus entspricht. Diese Archetypen, benannt nach typischen Fantasy-Rollen, wie „Held“, „Königin“ oder „Magier“, durchlaufen Entwicklungsbögen, die den natürlichen Lebensphasen eines Menschen nachempfunden sind. Auch ihre Gegenspieler und Helfer sind archetypisch gestaltet und passen zu den verschiedenen Lebensphasen. Die Erklärungen sind detailliert und etwas abstrakt, da viel in Fantasy-Begriffen gesprochen wird. Dennoch bietet das Buch eine faszinierende Methode, um Figuren in ihrer Tiefe zu erfassen und eine komplexe, stimmige Charakterentwicklung zu planen. Ich bin gespannt, wie mir diese Ansätze helfen werden, meine neue Buchwelt mit lebendigen Figuren zu füllen. 

K.M. Weiland: Writing Archetypal Character Arcs: The Hero’s Journey and Beyond 

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Das zweite Buch ist eine praktische Liste an Tipps und Hinweisen, die auf die Schaffung starker Charaktere abzielt, die den Leser fesseln und authentisch wirken. Der Autor, der Hollywood-Erfahrungen mitbringt, nutzt Filmbeispiele, um zu zeigen, wie Charakterbögen glaubwürdig gestaltet werden können. Besonders spannend fand ich das Beispiel aus „Der Pate“ – so beeindruckend, dass ich mir den Film gleich noch einmal angesehen habe! Ein kurzweiliges, schnell zu lesendes Buch, das ich sehr empfehlen kann.

James Scott Bell: Writing Unforgettable Characters: How to Create a Story that Jumps off the Page 

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Das Konzipieren von Buchreihen

Da ich bisher Einzelbände geschrieben habe, wollte ich dieses Jahr lernen, wie man eine Geschichte über mehrere Bände plant und die Leserinnen und Leser dabei fesselt. Dieses Buch erwies sich als äußerst hilfreich. Ob man eine Reihe von Einzelbüchern oder eine geplante Serie mit durchgehender Handlung schreibt – hier gibt es Antworten auf Fragen wie: Wie hält man das Interesse der Leser über mehrere Bände aufrecht? Die Autorin, die aus dem Fantasy-Genre kommt, zeigt Prinzipien, die sich auf alle Genres übertragen lassen. Aktuell sitze ich an der Planung einer Trilogie und freue mich darauf, die vielen guten Tipps anzuwenden.

Helen B. Scheuerer: How To Write A Successful Series: Writing Strategies For Authors 

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Tipps für den Versand von Autoren-Newslettern

Seit über einem Jahr gehe ich schwanger mit dem Gedanken, einen Newsletter für meine Webseite anzubieten, aber die zusätzliche Arbeit hat mich bisher davon abgehalten. Schließlich möchte ich in erster Linie schreiben und nicht nur Marketing betreiben. Dieses Buch hat mich jedoch überzeugt, dass gezieltes Newsletter-Marketing sinnvoll und wichtig für den Aufbau einer treuen Leserschaft ist. Es erklärt Schritt für Schritt, worauf man bei der Erstellung eines Newsletters achten muss, wie man eine Abonnentenliste aufbaut und welche Inhalte sinnvoll sind – unter Berücksichtigung aller gesetzlichen Vorgaben. Das Buch hat mich motiviert, meinen eigenen Newsletter zu starten. Wenn Sie sich anmelden möchten, können Sie das hier tun! –> Hier geht’s zur Anmeldung

Tammi L. Labrecque: Newsletter Ninja: How to Become an Author Mailing List Expert 

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Ein unvergessliches Ende schreiben

Beeindruckt von James Scott Bells Buch über das Schreiben von Charakteren, habe ich auch sein Buch über den perfekten Abschluss einer Geschichte gelesen. Manche Inhalte überschneiden sich mit dem ersten Buch, dennoch ist es lehrreich und kurzweilig. Bell zeigt, wie man eine Geschichte nicht nur sinnvoll abschließt, sondern so gestaltet, dass das Ende beim Leser nachhallt. Auch hier finden sich Filmbeispiele, was hilfreich ist, da wir alle diese Filme kennen und so die Argumentation nachvollziehen können, z.B. die Filme „Casablanca“ oder „Die Reifeprüfung“.

James Scott Bell: The Last Fifty Pages: The Art and Craft of Unforgettable Endings 

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Ich hoffe, diese Liste bietet ein wenig Inspiration für die eigene Weiterbildung. Gibt es ein Buch übers Schreiben und Vermarkten, dass Sie gern empfehlen möchten? Dann freue ich mich auf Ihren Kommentar unten!

Viel Freude beim Lesen und Entdecken dieser Schätze für Autoren!

 

Seit Der Verrat der Kaufmannswitwe bin ich versucht, meine Buchcover möglichst selbst zu gestalten. Nicht, dass ich mit dem Kaufmannswitwen-Cover unzufrieden war – im Gegenteil. Ich glaube, das von Jaqueline Kropmanns entwickelte Cover hat ganz entscheidend zum Erfolg des Buchs beigetragen.

Der Verrat der Kaufmannswitwe von Silke Elzner

Dennoch, da eine Coverdesignerin natürlich nicht umsonst arbeitet, war ich von der Idee besessen, diesen Kostenfaktor vielleicht ausschalten zu können, um so meinen eigenen Gewinn zu erhöhen. Ich arbeitete mich also in das kostenfreie Design-Programm GIMP ein und legte los. Heraus kam das Cover für Der Schwur der Gräfin. Ich testete es, indem ich es einigen vertrauten LeserInnen zeigte, und erhielt so zufriedenstellendes Feedback, dass ich mich trotz aller Warnungen im Internet entschied, den Sprung zum selbst gestalteten Cover zu wagen.

Der Schwur der Gräfin von Silke Elzner

Heute bin ich weniger zufrieden mit dem Cover, weil ich mittlerweile viel dazu gelernt habe. Die Grundidee ist super, doch die Schriftgestaltung würde ich heute anders angehen. Vielleicht werde ich das auch noch, mal sehen.

Was sich über die Zeit geändert hat, ist meine Wahl des Design-Programms. Heute verwende ich statt GIMP das kostenpflichtige Programm Affinity. Es ist mit Photoshop vergleichbar, hat aber den Vorteil, dass man kein teures Abo benötigt, sondern mit einer einmaligen Zahlung auskommt. Die Vorteile gegenüber GIMP liegen auf der Hand: Affinity Photo ist wendiger, hat mehr Leistung und ist benutzerfreundlicher, wenn man sich erst einmal ein wenig eingearbeitet hat. Das zeigt sich besonders bei der Schriftgestaltung. Bei GIMP wird die Schrift sofort in ein Bild umgewandelt, sobald man einen Effekt, wie etwa einen Schattenwurf, anwendet. Möchte man im Anschluss eine Änderung vornehmen, z. B. einen Buchstaben austauschen oder die Schriftgröße ändern, geht dies meist mit Qualitätsverlust einher. Affinity kann das deutlich besser handhaben. Das sieht man zum Beispiel hier, wo ich verschiedene Titel für Der Trug des Pilgers ausprobiert habe.

Was ich am Selfpublishing besonders schätze, ist die Möglichkeit, Einfluss auf die Buchausstattung nehmen zu können. Bei Die letzte Fehde an der Havel hatte ich keinerlei Einflussmöglichkeiten, und das fand ich sehr schade, da ich nicht das Gefühl hatte, dass das Cover den Inhalt widerspiegelt. Ich nenne es immer das „Teddybärcover“, weil es so braun und kuschelig aussieht.

Die letze Fehde an der Havel von Silke Elzner

Am Anfang eines jeden Covers steht eine Idee, die ich immer direkt aus der Geschichte ziehe. Ich betreibe freie Assoziation: Was passiert in der Geschichte, wer sind die handelnden Personen, was sind die Themen und Motive? Bei Das Vermächtnis der Agnes Bernauer wollte ich Agnes herausstellen und verwendete dafür ihren Kleiderstoff. Außerdem ging es mir um das Wort „tragisch“ in „tragischer Liebesgeschichte“ sowie um das Thema Wasser in Form von Tränen, Donau und Regen.

Für Der Trug des Pilgers musste ich diese Gedankenkette ganz von vorne beginnen. Ziemlich schnell war mir klar, dass ich die Gestaltung diesmal eher in Richtung Gelb gehen lassen wollte: Gold und Sand sollten die vorherrschenden Farbschemata sein. Sand für die Wüste des Heiligen Landes und die kargen Böden der Mark Brandenburg, Gold für das fürstliche Umfeld der Handlung im Kreis von Markgrafen, Grafen, Herzögen und Königen.

Da ich von der Träne auf dem Bernauer-Cover sehr begeistert war (und immer noch bin), sollte die Anlage der einzelnen Elemente wieder ähnlich verlaufen. Das zentrale Motiv der Geschichte war nicht schwer zu finden: das Siegel der Askanier. Glücklicherweise fand ich es als Schwarz-Weiß-Fotografie auf WikiCommons.

Dank Affinity war es nicht schwierig, das Relief des Siegels herauszuarbeiten und rot umzufärben. Nun fehlte nur noch ein Hintergrund. Da es in dem Buch auch um eine Pilgerreise geht, kam mir der Kartenraum des Vatikans in den Sinn. Dort kann man als Besucher Karten aus mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Jahrhunderten bewundern. Für uns moderne Betrachter wirken sie oft kindlich und naiv; nicht selten ist den Kartenmachern die Fantasie etwas durchgegangen. Es gibt darauf antipodische Wesen mit Füßen, die aus den Köpfen wachsen, Drachen und Fabeltiere sowie Orte, die nur in der Bibel vorkommen. Die Anordnung der Städte scheint oft mehr der Fantasie des Zeichners zu entspringen als den wahren Gegebenheiten, sodass die Realität passend zur Bibelbeschreibung zurechtgebogen wird – ein Weltenkreis entsteht, in dem auch Gott seinen Platz findet.

Während ich weiter über die Möglichkeiten historischer Karten nachdachte, erinnerte ich mich an ein Exemplar, dessen Faksimile ich vor nicht allzu langer Zeit in einem Museum gesehen hatte (leider weiß ich nicht mehr, in welchem Museum, aber es war auf einer Reise irgendwo in Deutschland): die faszinierende Ebstorfer Weltkarte. Sie entstand um 1300 und verbrannte leider im Zweiten Weltkrieg während eines Bombenangriffs. Man kann sie aber als Kopie betrachten und online gut erforschen. Auf dieser Webseite kann man sogar nach verzeichneten Ortschaften und Themen suchen.

Jerusalem befindet sich bei dieser Karte als Nabel der Welt in der Mitte. Auch das Mittelmeer ist klar erkennbar, wenn auch nicht in üblicher Form. Weitere bekannte Orte wie Konstantinopel, Sizilien oder Magdeburg sind ebenfalls verzeichnet. Und natürlich darf das Paradies nicht fehlen: Es ist als Kasten ganz oben eingezeichnet.

Damit waren die wichtigsten Elemente des Covers schnell gefunden. Ein weiteres Detail fügte ich noch in Form eines Jerusalemkreuzes (als Relief) hinzu, doch da muss man als Betrachter schon sehr genau hinschauen!

Ab hier war es nur noch eine Tüftelei, um die einzelnen Elemente gefällig und gut sichtbar anzuordnen. Womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass Amazon als Druckdienstleister beim Beschnitt der Seiten eine ziemliche Freiheit walten lässt. Für Amazon ist es kein Reklamationsgrund, wenn die Seite nicht ganz mittig gedruckt wird. Das ist natürlich problematisch, wenn man – wie ich – rote Bordüren an den Rändern anbringt, um die Komposition farblich zu rahmen. Ich habe so gut feinjustiert, wie es nur möglich ist, aber ein wenig Unsicherheit wird bleiben. Für einige Kunden könnte das Cover nicht ganz mittig erscheinen; links oder rechts könnten ein paar Millimeter Bordüre fehlen. Das ist leider die Realität, wenn man als Selfpublisherin unterwegs ist. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass das Printbuch eher selten geordert wird.

Bei der ersten Vorstellung des Buches in den sozialen Medien erhielt ich eine ganze Reihe positiver Rückmeldungen zur Covergestaltung. Das freut mich sehr, denn eigentlich bin ich ja keine Coverdesignerin. Aber es macht mir Spaß, und es ist, ganz ehrlich, auch ein guter Ausgleich zur reinen Texterstellung. Danke also für das liebe Feedback – es hat mich sehr gefreut!

„Der Trug des Pilgers“ erscheint am 30. November 2024 auf Amazon als eBook, Taschenbuch und Hardcover.

Ringen um Identität und Macht in der Mark Brandenburg

Der Trug des Pilgers

Im Pestjahr 1348

In Magdeburg taucht ein mysteriöser Pilger mit einem alten Siegelring auf. Sofort machen Gerüchte die Runde: Ist er wirklich der totgeglaubte Markgraf Waldemar?

Nicht nur der König, sondern auch andere Fürsten sehen ihre Chance gekommen, alte Rechnungen zu begleichen und den amtierenden Markgrafen zu stürzen – mit dramatischen Folgen für das gesamte Reich.

Was als harmlose Täuschung begann, wird bald tödlicher Ernst.

Erzählt nach wahren Begebenheiten.

Viele LeserInnen möchten gern wissen, woher die Idee zu einem Buch stammt. Die Antwort darauf ist nicht immer einfach. Manchmal ist es ein lang gehegter Traum, den man endlich umsetzen und Wirklichkeit werden lassen möchte. Manchmal verfolgt man eine konkrete Strategie. Und manchmal ist da dieser Funke, der eine ganze Reihe weiterer Funken auslöst, die letztendlich zu einer vollständigen Geschichte führen.

Vor einigen Jahren suchte ich in einer Facebook-Gruppe für historische Romane nach Inspiration – vor allem aber nach einem Stoff, der die LeserInnen wirklich interessieren würde. Ich war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, eine spannende Geschichte zu erzählen, die möglichst vermarktbar war, und dem Anspruch, über etwas zu schreiben, das auch für mich als Autorin von Interesse sein würde. Ich setze mich ungern an ein Projekt, das mich nicht persönlich anspricht. Doch ein Blick in die Buchhandlungen ließ mir das Herz schwer werden, denn meine Vorlieben schienen kaum mit denen der Verlage übereinzustimmen: starke Titelheldinnen, oftmals im europäischen Ausland, nicht selten angereichert mit Fantasie und einer satten Portion Romantik.

Aus dieser Suche auf Facebook entwickelte sich eine spannende Diskussion, die mich dazu motivierte, das Konzept für *Die letzte Fehde an der Havel* zu entwickeln – die Geschichte eines Bauern, der sich an seinem Dienstherrn für den Tod seines besten Freundes rächt. Ein eher ungewöhnliches Thema, voller jugendlichem Leichtsinn und schriftstellerischer Naivität zu Papier gebracht, das zum Glück vom Gmeiner Verlag aufgenommen und im Herbst 2022 als mein Debüt veröffentlicht wurde (das Buch wurde übrigens für den Goldenen Homer nominiert).

Das war allerdings nicht das einzige Ergebnis dieser lebhaften Diskussion mit LeserInnen des Genres. Eine Nutzerin schlug eine Hochstapler-Geschichte vor und wies mich auf die zwei bekanntesten Hochstapler der Geschichte hin: Tile Kolup und Jakob Rehbock. Ersterer ging als „falscher Friedrich“ (nämlich Staufer-Kaiser Friedrich II.) in die Geschichte ein, letzterer als „falscher Waldemar“ (Markgraf Waldemar der Große von Brandenburg). Von ersterem hatte ich bereits durch Tilman Röhrigs fantastischen Roman *Wie ein Lamm unter Löwen* (1998) gehört, doch der zweite war mir neu. Da ich als Berlinerin eine gewisse Affinität zur „Mark Brandenburg“ verspürte, äußerte ich mein Interesse. Die Leserin war so freundlich, mir eine von ihr verfasste Seminararbeit aus ihrer Studienzeit zuzusenden. Das Thema schien ziemlich spannend, doch ich entschied mich damals, mich zunächst der Quitzow-Geschichte zuzuwenden.

2023 griff ich das Thema jedoch wieder auf. Ich holte die Seminararbeit hervor und begann, sie genauer zu lesen. Dann startete ich eine Internetsuche – und siehe da: Es war recht viel Material zum Thema vorhanden, auch wenn diese geschichtliche Episode im Grunde genommen nur zwei Jahre der brandenburgischen Geschichte umfasst. Dennoch faszinierte mich der Stoff, besonders die Legendenbildung um den mysteriösen Pilger, der eines Tages mit dem Siegelring des Markgrafen an die Burg des Magdeburger Erzbischofs geklopft haben soll.

Schnell wurden zwei Dinge klar:

Erstens war die Geschichte komplexer, als zunächst angenommen. Der Vorfall rund um den falschen Waldemar hatte weitreichende Auswirkungen, die das gesamte Heilige Römische Reich betrafen. Zudem traten eine Reihe von dynastischen Verwicklungen zutage, die noch weiter zurückreichen. Und natürlich musste ich nicht lange suchen, um die spannenden Persönlichkeiten hinter den historischen Namen zu entdecken.

So richtig gepackt hat es mich aber dann, als ich erfuhr, dass die Stadt Gransee bin heute über ein sogenanntes Waldemar-Tor verfügt. Das Ruppiner Tor (so der eigentliche Name) ließ der damalige Markgraf nämlich wutentbrannt zumauern, um die Bürger für ihre Hinkehr zum falschen Waldemar zu bestrafen. Erst die Hohenzollern erlaubten es der Stadt Gransee einige Jahrhunderte später, das alte Tor wieder zu öffnen. Heute sind an der Stelle also zwei Tore: das alte sowie das neuere, das deutlich kleiner ist. Da Gransee auf unserem üblichen Sommerausflugsweg zum Stechlinsee liegt, musste ich unbedingt einmal nachschauen, und war darüber tatsächlich ziemlich verblüfft.

So etwas kann man sich einfach nicht ausdenken!

Zweitens wurde schnell klar, dass  der Vorfall selbst zwar recht gut dokumentiert war, doch die Hintergründe und feinen Details wurden von den Chronisten nicht festgehalten. Die Lücke in der Geschichtsschreibung begriff ich als Chance, meiner Fantasie freien Lauf zu lassen: Wer war der falsche Waldemar wirklich?

Herausgekommen ist – so hoffe ich – eine spannende Geschichte voller Verwicklungen, überraschender Wendungen und lebendiger Figuren.

Das eBook kann ab sofort vorbestellt werden. Vorbestellungen unterstützen mich als Autorin, da sie die Sichtbarkeit des Buches bereits vor dem Erscheinungstermin auf Amazon erhöhen. Taschenbuch und Hardcover folgen demnächst.

Schottland X

von SilkeElzner

Schottland … Nun waren wir schon so lange dort, und das vor allem an der Westküste. Ich musste mir eingestehen, dass mir langsam die Ideen ausgingen. Ich wusste, dass ich auf jeden Fall noch eine Sehenswürdigkeit auf meiner Liste besuchen wollte, bevor es wieder zurück ging nach Good Old Germany, nämlich Dunnotar Castle, aber ansonsten setzte jetzt so langsam eine gewisse Reisemüdigkeit ein.

Während ich also am Morgen duschte, durchstöberte mein Mann das Internet. Er schaute auf, als ich fertig war, und sagte: „Also, so weit ich das sehe, gibt es in der Umgebung noch zwei recht interessante Schlösser, die wir besichtigen können. Das eine ist Glamis Castle, und das andere hat wohl mit der Royal Family zu tun.“

Ich horchte auf. Royal Family? Nun bin ich ja keine ausgesprochene Royalistin, aber als History-Fan bin ich natürlich schon begeistert von langen Stammbäumen, alten Häusern und geschichtsträchtigen Orten. Und hatte ich schon mal erwähnt, dass ich tatsächlich eine Untertanin von König Charles bin? Ich habe nämlich anno dazumal der Queen meine Treue geschworen im Zuge meiner Einbürgerung nach Australien. Ja, auch deshalb horchte ich also auf.

„Welches Schloss?“, fragte ich meinen Mann.

„Äh …“ Klick, klick. „Irgendwas mit … Moment … Balmoral?“

Ich quiekte vor Entzücken auf. Oh, du Unschuldiger! Das Lieblingsschloss der Queen? Nein, mehr noch! Ihr Sterbeort! Nichts wie hin!

Doch bevor wir nun mit diesem Bericht loslegen, hier noch ein kurzer Hinweis. Dieser Blogpost ist sehr lang geworden, und das liegt vor allem daran, dass ich viele Fotos darin teilen wollte. Nicht nur von Balmoral, sondern auch von anderen Destinationen, die wir in diesen letzten Tagen in Schottland besichtigt haben: Aberdeen, Glamis Castle und eben Dunnottar.

Normalerweise hätte ich den Post aufgesplittet in mehrere Teile, aber da wir mittlerweile bei Schottland-Post-X, also 10, angekommen sind, denke ich, dass es Zeit wird, diese Reihe zu beenden. Bald erscheint nämlich ein neues Buch von mir, und dann soll der Blog wieder dazu dienen, wofür er eigentlich gedacht war, nämlich, ein paar Hintergrundinfos zum Roman und zum Schreibprozess zu teilen.

Balmoral Castle

Was ich bis dahin gar nicht so recht auf dem Schirm gehabt hatte, war, dass man Balmoral als Normalsterblicher besichtigen darf, zumindest zu ausgewählten Zeiten im Sommer. Wie schon mehrfach während unseres Trips war es auch hier wieder so, dass wir die berühmte letzte Woche erwischten. Generell hatten wir sowieso sehr viel Glück, denn normalerweise war das Gelände schon früher im Jahr geschlossen. Aber Charles hatte wohl noch keine Verwendung dafür oder so.

Die Fahrt dorthin gehörte übrigens zu den spektakulärsten unseres gesamten Rundreise. Wir befanden uns hoch oben in den Highlands, umgeben von strahlend violetten Heidekräutern. So viel Lila auf einen Haufen hatten wir noch nie gesehen. Es war so schön, dass wir für Fotos anhielten.

In Balmoral dann der Schock. Obwohl man die Tickets vorher per Zeitfenster buchen musste, war es auf dem Parkplatz so rappelvoll, dass wir für eine satte halbe Stunde weder vor noch zurück konnten. Es war wie ein Verschiebe-Puzzle, bei dem sich alle Teile verhakt hatten. Besucher aus aller Herren Länder konnten nur frustriert die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und warten, dass sich am anderen Ende des Parkplatzes irgendetwas tat. Was keiner wusste: Es gab einen Überlauf-Parkplatz auf einer grünen Wiese, aber das konnte man von der Straße aus nicht sehen.

Aber wir waren ja im Urlaub, und irgendwann standen auch wir am Parktor und begehrten Einlass. Nun sollte ich vielleicht dazu sagen, dass ein Eintritt nach Balmoral leider standardmäßig nicht bedeutet, dass man auch das Haus von innen sieht. Das ist zwar möglich, aber dafür musste man eine spezielle Tour buchen, und da waren wir natürlich wie immer viel zu spät dran. Machte aber nichts. Das Gelände ist riesig, und es gibt auch so genug zu sehen.

Das Schloss steht in einem herrlichen Landschaftspark mit uralten Bäumen, Viehweiden, Gärten und einem Fluss. Auf der anderen Seite dieses Gewässers verläuft eine Straße, wer also Glück hat, könnte rein theoretisch von dort aus auch ab und zu Charles und Camilla beim Spaziergang beobachten. Generell ist das Gelände erstaunlich frei von Zäunen und Mauern, aber natürlich gibt es versteckte Kameras allerorten, sodass Eindringlinge bestimmt schnell gefunden würden.

Wir folgten dem Fluss, an dem Harry bestimmt auch mal ein paar Forellen gefangen hat, bis zum Corgy-Friedhof der Queen, warfen auch einen Blick auf das Denkmal für Philipps Mutter Prinzessin Alice, und kehrten irgendwann an der Schaukel vorbei zurück zum Schloss.

Dort durfte man immerhin den Ballsaal besichtigen, wo Charles‘ Aquarelle ausgestellt waren ebenso wie ein paar Kleidungsstücke der Familie. Der Ballsaal selbst ist aber eher unspektakulär, was vor allem daran liegt, dass dieses Haus nicht für öffentliche Empfänge gedacht ist, sondern als Privatresidenz.

König Charles ist ein ausgesprochener Gartenfreund, und so konnten wir auch noch eine neu angelegte Terrasse bewundern sowie seinen Gemüsegarten, der wohl zu den schönsten Gemüsegartenanlagen zählt, die ich je gesehen habe. Ich hätte nie gedacht, dass man Erbsen, Kohl und Kartoffeln so attraktiv anordnen kann (und das ist jetzt echt kein Witz, der Garten war ein Traum).

Bemerkenswert waren auch das Besucher-Cafe mit sehr guter Küche und exzellentem Service sowie die Toiletten. Ja, das klingt jetzt komisch, ich weiß. Aber im Wartebereich/Flur hing eine wunderbare Auswahl von Familienporträts.

Abschließend besuchten wir noch die „Dorfkirche“ auf der anderen Seite der Landstraße, wo die königliche Familie immer bei Anwesenheit in Balmoral am Gottesdienst teilnimmt. Hier gingen sie auch zur Messe am Morgen, nachdem Diana gestorben war. Es war schon irgendwie bewegend, das alles mal in real life zu sehen.

Ardoe House

Der Fluss, der an Balmoral vorbeifließt, ist die Dee, die bei Aberdeen ins Meer mündet. Wir folgten dem Wasser zum letzten Hotel unserer Reise, das sich in einem Vorort von Aberdeen befand. Ardoe House wurde als Herrenhaus mit Spa beworben, deshalb waren wir schon sehr gespannt auf diesen Aufenthalt. Leider wurden wir dann aber auch genau so schnell enttäuscht.

Die öffentlichen Bereiche des Hotels waren wirklich faszinierend, aber überall konnte man erahnen, dass es an Personal und Geld mangelte. Zum Beispiel gab es zwei Bars, von denen aber nur eine bewirtschaftet wurde. Das wäre eigentlich kein Problem gewesen, aber ein Hinweisschild hätte allen Gästen geholfen, die vergeblich darauf warteten, dass jemand für sie den Zapfhahn bedient. Als wir nachfragten, ob die Bar heute noch geöffnet wird, hieß es, bei so wenig Gästen lohne das nicht. Nun, ich möchte nicht wissen, was die unter „volles Haus“ verstehen, denn die Lounge war um 20 Uhr rappelvoll mit Gästen, die aber alle zwei Räume weiter stiefeln mussten, um sich dort mit Getränken zu versorgen.

Der Ärger hörte damit nicht auf. Zum Beispiel war dies auch das erste Mal, dass ich in einem 4-Sterne-Hotel war, das mir keine Handtücher aushändigte, selbst nach einem Telefonat mit der Rezeption nicht. Und Seife hatten wir auch nicht, stattdessen hatte man uns den Duschseifenspender hingestellt … sodass wir keine Duschseife in der Dusche hatten. Und überhaupt die Dusche … würg. Ekel pur. Da war dann eigentlich auch klar, dass wir den Spa garantiert nicht besuchen werden.

Schade eigentlich, denn Ardoe House war so ein schönes altes Haus voller Charme.

Aberdeen

Viel von Aberdeen haben wir eigentlich nicht gesehen, wir sind nur zum Essen in die Stadt gefahren. Aber eine Sache mussten wir dann doch auschecken: Footdee.

Das kleine Fischerviertel liegt direkt am Hafen an der Mündung der Dee und entstand, als man die ansässigen Familien umsiedelte für den Ausbau der Hafenanlagen. Das Viertel ist planmäßig angelegt in Karrees, außen die ein- bis zweistöckigen Wohnhäuser, in der Mitte der öffentliche Platz. In einem Karree befand sich die Kirche, doch die anderen hatten die Mitte zugebaut mit kleinen Hütten. Früher waren dies bestimmt die Bootshäuser und Werkzeugschuppen der Fischerfamilien, doch heute waren es eher Gartenlauben, Künstlerateliers und Gästezimmer. 

Die geschlossene, autofreie Bebauung und die wenigen Schritte zum Strand sorgten auf jeden Fall für eine sehr kuschlige und heimelige Atmosphäre.

Glamis Castle

Ein weiteres Schloss mit royaler Verbindung, das wir besuchten, war Glamis Castle, auch wenn wir das bis dahin überhaupt nicht auf dem Schirm gehabt hatten. Wie wir dann aber vor Ort erfuhren, lebten hier einst die Großeltern der Queen, die als Kind gern ihre Sommer hier verbracht hat. Ihre Schwester Margaret erblickte hier sogar das Licht de Welt, was irgendeine Besonderheit war, denn, wenn ich mich recht entsinne, sind ansonsten alle Mitglieder der Royal Family in England geboren.

Innen durften keine Fotos gemacht werden, denn das Schloss ist weiterhin bewohnt. Aber ich kann bestätigen, dass sich der Besuch auf jeden Fall lohnt, denn das Gemäuer ist über Jahrhunderte gewachsen und zeigt von den gotischen Anfängen bis zur Kindheit der Queen alles, was das Herz begehrt. 

Natürlich durfte auch hier der Garten nicht fehlen. Und es gab, so wie in Balmoral, einen Tierfriedhof, wo die Schoßhunde von Queen Mum beerdigt lagen. Im Souvenirshop erstand ich dann noch eine semi-antike 80er-Jahre-Gedenktasse anlässlich von Dianas und Charles‘ Hochzeit. Sie hat einen Ehrenplatz in meiner heimischen Vitrine gefunden.

Dunnottar Castle

Ich möchte diesen Blogpost und sogar diese gesamte Schottland-Reihe beschließen mit unserem Besuch von Dunnottar Castle.

Der Ort ist etwas ganz Besonderes für mich, denn vor (bis auf den Monat genau) 25 Jahren war ich schon einmal dort, nämlich als mein großer-kleiner Bruder mich nach England fuhr für einen achtmonatigen Aufenthalt als Deutschlehrerin an einer Privatschule. Als Bedingung für seinen Fahrdienst hatte er eine Schottlandrundreise vorausgesetzt, zu der ich natürlich gern zugestimmt habe. Er war es, der mir die Burgruine zeigte, und da ich damals noch ganz grün hinter den Ohren war, musste ich unbedingt noch einmal hin.

Dunnottar befindet sich auf einem Felsen vor der Küste. Um dorthin zu gelangen, muss man erst auf Wasserhöhe hinabsteigen und dann wieder den Felsen hinauf. Mit Fantasie könnte man sich aber auch vorstellen, dass es früher eine spektakuläre Seilbrücke gab, die den Graben überwand. Kleiner Scherz, gab es natürlich nicht. Aber die Lage ist natürlich nicht nur umwerfend, sondern auch sehr gut zu verteidigen.

Der mittelalterliche Teil der Anlage ist eine Ansammlung aus bunt übereinander und durcheinander gestapelten Steinräumen, denen heute das Dach fehlt. Da es am Morgen stark geregnet hatte, war die Attraktion auch erstmal bis um die Mittagszeit geschlossen, aber dann hatte es Entwarnung gegeben und die Ticketbesitzer durften anreisen (ich wiederhole mich nur ungern, aber wir sprechen immer noch von August).

Ich kann es nicht beschreiben, aber für mich hat der Ort etwas Magisches. Die Burg war lange Zeit nur Garnison und hat so einiges miterlebt, aber eine Zeitlang war sie auch tatsächlich Residenz, und wenn ich mir vorstelle, wie die Herrin des Hauses an ihrem Fenster saß und über die tosende See schaute … Ja, da bekomme ich selbst jetzt noch eine Gänsehaut.

Und das war’s

Und damit endet mein Reisebericht über Schottland. Ich hoffe, dass vielleicht die ein oder andere interessante Info dabei war, und dass es Sie vielleicht inspiriert, ebenfalls einmal dieses wunderschöne Land zu erkunden. Gern freue ich mich über Kommentare oder Fragen. Vielen Dank fürs Lesen!

Schottland IX

von SilkeElzner

Wir verabschiedeten uns vom hohen Norden und zogen weiter die Westküste hinunter in Richtung Süden.

Es blieben noch ein paar Urlaubstage zu füllen.

Wir erinnern uns: Eigentlich hatten wir geplant, bis zu den Shetland-Inseln zu reisen, aber mangels Unterkünften war dies nicht möglich. So verbrachten wir also viel mehr Zeit auf dem Festland, als ursprünglich veranschlagt. Wir nahmen uns vor, das Beste aus der Situation zu machen, und suchten uns lohnenswerte Ausflugsziele. Eins davon: eine waschechte Macbeth-Burg namens Cawdor Castle.

Cawdor Castle

Cawdor Castle, in den schottischen Highlands gelegen, hat eine lange und bedeutende Geschichte, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht. Es war ursprünglich eine Festung der Familie Calder und ging später durch Heirat an den Clan Campbell über, der das Schloss bis heute bewohnt. Im Sommer ist es aber für Besucher geöffnet, also nichts wie hin!

 

Das Haus ist tatsächlich rappelvoll mit kostbaren Antquitäten, aber auch persönlichen Erinnerungsstücken der Familie. Es lohnt sich auf jeden Fall, hier einmal bei einer Tour mitzumachen. Besonders auffällig waren die vielen unbezahlbaren Wandteppiche mit wirklich wunderbar erhaltenen Farben. So manches Museum würde bei dem Anblick wohl wässrige Augen bekommen.

Cawdor Castle wird oft mit Shakespeare’s Macbeth in Verbindung gebracht, insbesondere aufgrund der Prophezeiung der Hexen, die Macbeth als „Thane of Cawdor“ ansprechen. Wie beim Besuch dann aber erfuhren, hat das Schloss selbst keinen direkten historischen Bezug zu Macbeth, da es erst nach seinem Tod erbaut wurde. Dennoch war es ein Leichtes, sich im dunklen, mittelalterlichen Eingangsbereich mit angeschlossener Gefängniszelle und ausgestopftem Bären vorzustellen, wie hier damals Blut geflossen ist.

 

Bemerkenswert: Die Architektur von Cawdor Castle ist ganz besonders gut erhalten, denn die Festung wurde niemals angegriffen – eine echte Besonderheit für Schottland! 

Das absolute Highlight war aber die Stechpalme, die man im Keller des Hauses bewundern kann. Laut Legende wurde das Schloss nämlich um diesen Baum herum gebaut.

Wenn man auf der Webseite von Cawdor Castle nachschaut, steht das Wort „original“ vor „holly“ in Anführungsstrichen. Natürlich ist dies nicht der Originalbaum, oder doch? Ich meine, ohne Licht hatte der da unten doch keine Chance, oder sehe ich das falsch? Meine Zimmerpflanzen jedenfalls gehen schon bei weitaus günstigeren Konditionen ein.

Spannend ist übrigens auch, dass im selben Raum eine Tür zu einer Reihe von miteinander verbundenen Räumen gefunden wurde. War dies vielleicht ein Kerker?

Im Anschluss nutzten wir die Tatsache, dass sich die Sonne hinter den Wolken hervorgewagt hatte, und machten einen kurzen Spaziergang zum Schlossgarten. Der bestand – natürlich – unter anderem aus einem Walled Garden, der jetzt, im August, in voller Blüte stand. Alles brummte und summte und duftete, wirklich zauberhaft!

Im Anschluss ging es zu einem neuen Hotel, auf das ich mich schon sehr freute. Unsere Basis für zwei Nächte hieß Brora. Wie erhofft war das Hotel furchtbar romantisch (wenn auch ohne Badewanne diesmal). Doch was noch viel besser war: So verschlafen Brora auch war, es hatte einen erstklassigen Inder!

Schottland VIII

von SilkeElzner

Skara Brae. Endlich ging es zu meinem Sehnsuchtsort! Da war es auch egal, dass wir das Auto auf dem Festland zurücklassen mussten, dass es ungelogen nur 12 Grad waren, dass Sturmböen über die Insel peitschten und uns der Regen auf die Kapuzen trommelte. Ich war endlich da. 

Skara Brae

Warum war mir Skara Brae eigentlich so wichtig? Um das zu verstehen, muss ich ein wenig weiter ausholen.

Skara Brae ist eine der am besten erhaltenen prähistorischen Siedlungen in Europa. Sie stammt aus der Jungsteinzeit und wurde um 3180 v. Chr. erbaut, was sie älter als die Pyramiden von Gizeh und Stonehenge macht (!).

Die Siedlung geriet über Jahrtausende in Vergessenheit, bis sie 1850 nach einem schweren Sturm wiederentdeckt wurde, der die Sanddünen freilegte, die Skara Brae seit langer Zeit bedeckt hatten. Der Laird von Skaill, William Watt, begann daraufhin mit ersten Ausgrabungen, die später von Archäologen intensiviert wurden. Fotografien von den ersten Ausgrabungen sieht man übrigens auf dem Gelände.

Skara Brae besteht aus acht Steinhäusern, die durch enge Gänge miteinander verbunden sind. Die Häuser sind bemerkenswert gut erhalten, da die Bewohner viele Möbelstücke, wie Betten, Schränke und Vorratsbehälter, aus Stein fertigten. Wenn man von oben in die Behausungen schaut, sieht man ganz deutlich, wie die Menschen dort einst gelebt haben. Ernährt hat man sich von Viehwirtschaft, der Jagd, dem Fischfang und dem Getreideanbau.

Die Siedlung war etwa 600 Jahre lang bewohnt, bevor sie aus unbekannten Gründen aufgegeben wurde.

Für die Wissenschaft hat Skara Brae eine immense Bedeutung, da sie tiefe Einblicke in das Leben der Jungsteinzeit gibt. Archäologen entdeckten zahlreiche Artefakte wie Werkzeuge, Keramiken und Schmuckstücke, die auf das alltägliche Leben und die gesellschaftlichen Strukturen der damaligen Menschen hinweisen.

Besonders bemerkenswert ist, dass es in der Siedlung keine erkennbaren sozialen Hierarchien gab, was Skara Brae von anderen prähistorischen Stätten unterscheidet.

Wie erwähnt, war das Wetter nicht besonders freundlich zu uns. Ich war mehr damit beschäftigt, dafür zu sorgen, dass mir das Handy beim Fotografieren nicht vom Wind aus der Hand gerissen wurde, als dass ich länger den Anblick in mich hätte aufnehmen können. Sei’s drum. Deshalb macht man schließlich Fotos. Zuhause angekommen konnte ich mir die Strukturen dann in alle Ruhe anschauen.

Um dem Sturm zu entkommen, sind wir noch in das Skaill House gegangen, das aber angesichts seines spektakulären Nachbarn völlig verblasst. Immerhin konnten wir so für einige Zeit dem Wetter entkommen. Außerdem gab es auf dem Gelände noch eine Rekonstruktion eines solchen steinzeitlichen Hauses, damit man ein Gefühl dafür bekam, wie es sich wohl in diesem Behausungen gelebt hat. Nun, ich kann sagen: Es war dunkel, aber irgendwie auch kuschlig.

Mein Fazit: Ich bin wirklich froh, dass wir es am Ende doch noch trotz aller widrigen Umstände nach Skara Brae geschafft haben. Aber im Vergleich zu den Live-Ausgrabungen am Ness of Brogdar war dies wie eine Reise nach Disneyland. Schließlich war alles beschildert, museal aufbereitet und der Artefakte beraubt. Es war dennoch natürlich einzigartig und ein Erlebnis, das ich so schnell nicht vergessen werde.

Tip: Wen so ein Thema übrigens genau so brennend interessiert wie mich, der sollte auch mal Malta als Reiseziel in Betracht ziehen, vor allem das Hypogäum.

Stromness

Da die Versorgungssituation in der Kantine des Besucherzentrums subpar war, sind wir mit dem Bus wieder zurück nach Stromness, wo wir bereits ein gutes Restaurant erspäht hatten. Nach einem leckeren Mittagessen aus Miesmuscheln und Pommes erkundeten wir noch den alten Fischerort.

Viel los war nicht, aber die zentrale Straße, eng und von alten Fischerhäusern gesäumt, die rückseitig direkt aufs Hafenbecken hinaus gingen, hatte einen gewissen Charme. Wir lasen die Plaketten über bekannte Persönlichkeiten und erfuhren so unter anderem, dass Stromness einst Stützpunkt für die Hudson Bay Company war, die hier Seeleute für ihre Erkundungsfahrten in Nordamerika rekrutierte.

Warum ist das eigentlich so, dass die kleinsten Orte die spannenden Museen haben? Das hatten wir ja schon in Wick gesehen, aber auch Stromness stand dem Ganzen in nichts nach.

Besonders fasziniert hat mich im Stromness Museum die Geschichte einer jungen Frau namens Eliza Fraser, die im frühen 19. Jahrhundert in Australien Schiffbruch erlitt und nach ihrer Rettung von den Gebräuchen und Riten der Aborigines zu erzählen wusste. Im Museum gibt es Abschriften und Kopien ihrer Briefe, die wir alle penibel abfotografiert haben, denn als Halbaustralierin finde ich die Geschichte wahnsinnig faszinierend, und ich könnte mir vorstellen, das eines Tages mal zu einem Roman zu verarbeiten.

Am späten Nachmittag ging es dann wieder mit der Fähre zurück aufs Festland. Ich, mein Mann und ein halbes Dutzend neue Bücher.

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