Autor

SilkeElzner

Ein historischer Roman kann vieles sein: eine Liebesgeschichte, ein Thriller, eine Biografie … Es gibt nicht den historischen Roman, er gehört immer auch noch einem anderen Genre an. Was ihn dann „historisch“ macht, ist nicht nur, dass er in der Vergangenheit spielt – sondern dass diese Vergangenheit selbst zum Thema wird. Und zwar eine richtig vergangene Vergangenheit.

Sorry, aber ein Roman, der in den 1960ern spielt, ist für mich kein historischer Roman, sondern ein zeitgenössischer. Schließlich gibt es noch LeserInnen, die diese Zeit miterlebt haben – das ist für mich ein entscheidender Unterschied. Aber ich schweife ab.

Ein historischer Roman spielt also vor historischer Kulisse. Wie stark diese Kulisse ins Gewicht fällt, ist ganz unterschiedlich: Manchmal ist sie nur ein vager Hintergrund, beliebig austauschbar. Und manchmal ist sie so zentral, dass die Geschichte ohne sie nicht funktionieren würde – weil z. B. wichtige historische Persönlichkeiten oder bekannte Ereignisse eingebunden sind.

Ich habe in der Vergangenheit beides ausprobiert: Ich habe mich an historische Persönlichkeiten geklammert (Dietrich von Quitzow, Jakobäa von Bayern) oder an Ereignisse wie den Verrat an der Stadt Dortmund oder die Ermordung der Agnes Bernauer. Beides setzt voraus, dass man gewissenhaft recherchiert – also nicht nur die Figur oder das Ereignis an sich, sondern auch die Umstände davor und die Folgen danach. Dazu kommen Zeitgeist, Normen, gesellschaftliche Erwartungen und – ganz wichtig – eine Zeitschiene, entlang der sich die Geschichte entfalten kann.

Für mich ist genau das einer der schwierigsten Aspekte beim Schreiben eines historischen Romans, wenn man die Historie einigermaßen ernst nehmen will. Denn: Das echte Leben folgt keinem romantischen Spannungsbogen. Es gibt Pausen, Rückschritte, seltsame Nebenstränge. Viele AutorInnen greifen deshalb zu künstlerischer Freiheit: Sie rücken die Zeitleiste gerade oder erfinden Dinge dazu, damit die Geschichte „runder“ wird. Dagegen ist aus meiner Sicht nichts einzuwenden – solange das im Nachwort offengelegt wird. Denn ich glaube, die meisten LeserInnen historischer Romane möchten nicht nur abtauchen, sondern auch etwas lernen. Wenn ihnen dabei falsche Fakten untergejubelt werden, ist niemandem geholfen.

Ich persönlich versuche, dieses Zurechtbiegen so weit wie möglich zu vermeiden. Das hat allerdings zur Folge, dass meine Geschichten manchmal als sperrig wahrgenommen werden. Ist das gut? Sollte ich dazu stehen? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich lerne ja noch.

Im Fall der „Jakobäa“ bekam ich z. B. die Rückmeldung einer Leserin, die Figur sei ja unerträglich – sie halte sich für großartig und scheitere doch ständig. Ja, genau so war es. Hätte ich sie zur Heldin in goldener Rüstung machen können? Natürlich. Aber das hätte meiner Vorstellung nicht entsprochen. Aber ich schweife schon wieder ab.

Zurück zur Planung: Es ist keine gute Idee, einfach nur die Historie nachzuerzählen. Das ergibt schnell Längen, Brüche, irrelevante Passagen – also alles, was in einem Roman nichts zu suchen hat. Deshalb nehme ich mir nach der historischen Zeitleiste einen Spannungsbogen zur Hand. Einer, der Wendepunkte kennt, Höhepunkte, Entwicklungen. Es gibt verschiedene Methoden (für alle, die – wie ich – nicht aus dem Bauch schreiben). Mein Favorit ist „Save the Cat“. Das Konzept stammt ursprünglich aus dem Drehbuchbereich, funktioniert aber wunderbar auch für Romane. Es sorgt dafür, dass die Szene gut gesetzt wird, dass der Protagonist Erfahrungen sammelt und sich entwickelt – und dass das Finale sich organisch aus der Handlung ergibt.

Natürlich wäre alles einfacher, wenn ich die historischen Fakten außen vor lassen könnte. Aber das Leben wäre ja langweilig ohne solche Herausforderungen.

Früher war für mich der historische Stoff der Ausgangspunkt. Die Figur, das Ereignis – daraus wuchs dann der Roman. Heute bin ich mir nicht mehr sicher, ob das immer der richtige Ansatz ist. Ich weiß, einige LeserInnen schätzen meine Bücher genau deshalb. Aber dieser Anspruch macht es eben auch schwer, eine „rundere“, zugänglichere Geschichte zu schreiben. Kommerziell funktioniert das einfach anders.

Und das gehört zum Schreiben dazu: Man kommt nie irgendwo an. Man entwickelt sich, fasst neue Pläne, probiert Ideen aus – und ändert auch mal die Meinung. Mein neues Projekt zum Beispiel spielt eher vor historischer Kulisse, statt sich sklavisch an einen konkreten Ablauf zu halten. Und ich muss sagen: Diese Freiheit hat richtig gutgetan. Das Schreiben hat Spaß gemacht – und wenn jetzt auch noch positives Feedback zurückkommt, weiß ich: Ich bin auf einem guten Weg.

Ein moderner Klassiker über Würde und Widerstand

Rezension: James von Percival Everett
Erschienen 2024 im Carl Hanser Verlag (deutsche Ausgabe)
Originaltitel: James, 2024, Doubleday (USA)
Pulitzer-Preis 2024 (Fiction)

Eine meiner Taktiken bei der Wahl meiner nächsten Lektüre ist recht simpel: Ich schaue, welche Bücher auf Amazon fünfstellige Bewertungen mit hohen Durchschnittswerten haben. Meistens sind das Titel amerikanischer Autor:innen – was mich nicht stört. Wenn Genre und Thema mich ansprechen und vielleicht noch ein Siegel wie „New York Times Bestseller“ oder „Pulitzer Prize Winner“ dazukommt, greife ich gerne zu.

So auch beim Roman James von Percival Everett, der 2024 mit dem Pulitzer-Preis für Belletristik ausgezeichnet wurde.

Man sollte bedenken: Bücher, die in den USA große Preise gewinnen, greifen oft Themen auf, die speziell für das amerikanische Publikum besonders relevant sind. Trotzdem sind sie meist äußerst gut lesbar (kleiner Seitenblick auf den Deutschen Buchpreis…). So auch James, ein Roman über einen Sklaven in den Südstaaten – und zugleich eine literarische Antwort auf Mark Twains Huckleberry Finn.

Ich selbst bin mit der Geschichte rund um Tom Sawyer und Huck Finn nicht besonders vertraut – was beim Lesen aber kein Nachteil war. Im Mittelpunkt steht hier Jim, der Sklave, der in Twains Originalgeschichte eher eine Nebenfigur ist. In Everetts Roman bekommt er endlich seine Stimme – und was für eine!

Jim soll von seiner Plantage in Missouri nach New Orleans verkauft werden, weg von seiner Frau und seiner kleinen Tochter. Das will er nicht hinnehmen – und flieht. Unterwegs trifft er auf Huckleberry Finn, und gemeinsam schlagen sie sich den Mississippi hinunter durch eine feindselige, zutiefst rassistische Welt. Dass es ausgerechnet nach Süden geht, wirkt auf den ersten Blick kontraintuitiv – macht aber im Kontext des Romans Sinn.

Was die Geschichte besonders macht: Jim ist klug. Viel klüger, als es die Weißen in seiner Umgebung vermuten. Das zeigt sich besonders dann, wenn er unter Schwarzen spricht – denn dann wechselt er vom „rassentypischen“ Soziolekt, wie er ihn in Gegenwart der Weißen verwendet, zu einem klaren, differenzierten Englisch. Ein sprachlicher Kniff, mit dem Everett brillant zeigt: Die Schwarzen dieser Welt sind oft intelligenter als ihre Herren – und müssen diese Tatsache verstecken, um zu überleben.

Als Leserin war ich sofort auf Jims Seite – und habe mich diebisch gefreut über seine stille Überlegenheit. Auch vor Huck verbirgt Jim sein wahres Ich. Die beiden freunden sich an, helfen einander – bis sie sich schließlich verlieren und Jim allein weiterziehen muss.

Wird er es schaffen, in den Norden zu gelangen, wo Freiheit winkt? Wird er genug Geld auftreiben können, um seine Familie freizukaufen? Während er kämpft, kündigt sich bereits der nächste Umbruch an: Der Bürgerkrieg liegt in der Luft.

Ja, das alles klingt wie eine klassische Heldenreise – und ist doch so viel mehr. James konfrontiert uns mit einer Welt, in der Menschenhandel, Gewalt und systematische Unterdrückung zum Alltag gehörten. Und das Erschütternde ist: Für die damalige Gesellschaft war das völlig normal.

Diese Normalität ist schwer auszuhalten – gerade deshalb bleibt der Roman so lange im Gedächtnis. Denn Jim ist nicht einfach nur Jim. Er ist James. Und das macht den Unterschied.

Fazit:
Ein kluger, bewegender, teilweise sogar überraschend humorvoller Roman über Identität, Würde und Überleben. Für mich eine ganz klare Leseempfehlung!

📖 P.S.: Ich habe das Buch im englischen Original gelesen. Die wörtliche Rede ist anfangs schwer verständlich, weil Everett mit Dialekten arbeitet – aber man kommt gut rein. Ich bin gespannt, wie das in der deutschen Übersetzung gelöst wurde.

📚 P.P.S.: Ich bekomme weder Geld noch Leseexemplare für diese Besprechung – ich teile hier einfach meine ehrliche Meinung.

An vieles aus meinem Literaturstudium erinnere ich mich nicht mehr. Aber ein Pro-Seminar ist mir – zumindest in Details – im Gedächtnis geblieben: Es drehte sich um den Literaturbetrieb. Besonders spannend war es, weil wir über das Semester hinweg zwei Besucherinnen begrüßen durften, die uns Einblicke in die Branche gaben.

Die Pressefrau mit der Klebeschere

Die eine arbeitete in der Presseabteilung eines Verlags. Ich weiß noch genau, wie sie erzählte, dass es zu ihren Aufgaben gehörte, Zeitungsausschnitte in eine große Mappe zu kleben. „Dafür ein Studium?“, dachte ich – mit einer Mischung aus Faszination und Frustration.
Die Frau war damals sichtbar schwanger, und gerade wir Studentinnen lauschten ihr ehrfürchtig (und vielleicht auch ein wenig neidisch), während wir uns überlegten, wie man selbst so eine beneidenswerte Karriere „launchen“ konnte.

Aber ich schweife ab.

Die Literaturagentin – damals noch Exotin

Die zweite Besucherin war eine Literaturagentin. Anfang der 2000er-Jahre war das in Deutschland noch eine recht neue Erscheinung – natürlich herübergeschwappt aus den USA.
Sie tat einiges, um uns zu überzeugen, dass Literaturagenturen ein essentielles Rädchen im Betrieb der Literaturherstellung sind. Heute wissen wir: Sie hatte recht.

Auch wenn die Webseiten großer Publikumsverlage es manchmal anders suggerieren – wer als Autor:in bei einem großen Verlag unterkommen will, muss fast immer den Weg über eine Agentur gehen.

Das hat für beide Seiten Vorteile:

  • Verlage ersparen sich das Durchforsten unzähliger unbrauchbarer Manuskripte.
  • Autor:innen gewinnen einen Partner, der das Manuskript ins rechte Licht rückt, Verträge aushandelt und wertvolle Kontakte hat.

Natürlich verdient die Agentur mit, sobald ein Vertrag zustande kommt – es ist also auch in ihrem Interesse, ein Projekt gut zu platzieren.

Der steinige Weg zur Agentur

Trotzdem ist es für uns Autor:innen nicht unbedingt einfacher geworden.
Ich schreibe diesen Text, während ich selbst mal wieder auf der beschwerlichen Reise der Agentursuche bin.

Die Bewerbung bei einer Literaturagentur unterscheidet sich nicht wesentlich von der bei einem Verlag. In der Regel soll man folgende Unterlagen einreichen:

  • ein kurzes Anschreiben,
  • ein Manuskriptauszug,
  • eine Biografie,
  • ein Exposé.

Das Manuskript: Die ersten Seiten müssen sitzen

Beim Auszug sollte man einen Abschnitt wählen, der Stil und Inhalt des Buchs möglichst gut wiedergibt – oft sind das 30 bis 50 Seiten, bevorzugt der Anfang des Romans.

Denn: Ein Buch muss auf der ersten Seite funktionieren.
Wer denkt, dass das bei seinem Projekt anders ist, sollte das Konzept vielleicht nochmal überdenken.
Man „verkauft“ das Manuskript zuerst an die Agentur, dann an einen Lektor, einen Buchhandelsvertreter, einen Buchhändler – und am Ende an den Leser.
Fast alle werden nur die ersten Seiten lesen und dann entscheiden. Diese Seiten müssen also überzeugen.

Die Biografie: kurz, aber tricky

Die Biografie wirkt harmlos, ist aber oft knifflig – besonders für Debütant:innen.
Was soll man reinschreiben?
Mein Tipp: Werfen Sie einen Blick in andere Bücher.
Man muss kein Profi sein, um einen kurzen, überzeugenden Text von 4–5 Sätzen zu schreiben.
Wichtig ist nur: Wofür stehe ich? Was trage ich bei, damit das Buch sich verkauft?

Das Exposé: das ungeliebte Herzstück

Und dann kommt der Teil, den die meisten Autor:innen mit einer gewissen Leidenschaft hassen: das Exposé.
2–3 Seiten, die das Buchprojekt mit allen wichtigen Fakten zusammenfassen – inklusive:

  • Angaben zum Autor / zur Autorin
  • Umfang, Genre, Zielgruppe
  • eine kurze, aber vollständige Zusammenfassung der Geschichte

Letzteres ist die größte Herausforderung:
Ein 300-Seiten-Roman auf einer Seite?
Ein Albtraum – besonders, wenn man monatelang tief in die Geschichte eingetaucht ist.

Der häufigste Fehler: Die Geschichte Szene für Szene nacherzählen.
Das ist nicht Sinn der Sache.
Stattdessen sollte man erklären:

  • Wie baut sich der Spannungsbogen auf?
  • Wie agieren die Figuren?
  • Was steht ihnen im Weg?
  • Wie kommt es zur Konfrontation – und wie endet alles?

Das ist eine eigene Kunstform, die man lernen muss.

Mein Stand der Dinge

Genau an diesem Punkt befinde ich mich gerade.
Ich denke, mein Exposé ist schon ganz gut – aber ich werde es noch vielen Kolleg:innen zum Gegenlesen geben, um Lücken oder Unstimmigkeiten auszumerzen.

Und dann geht der große Spaß los: Die Agentursuche.
Drückt mir die Daumen!

P.S.: Das Beitragsbild zeigt übrigens einen Schauplatz aus dem Manuskript!

Dynastien, Machtspiele und ein rätselhafter Pilger – die wahren Hintergründe meines Romans

Wie wird man König, wenn es keine Erbfolge gibt? Warum misstrauten sich die mächtigsten Familien des Reiches trotz Heiratsverbindungen? Und was hat ein geheimnisvoller Pilger mit all dem zu tun?

Wer Der Trug des Pilgers gelesen hat, weiß: Im Hintergrund des historischen Romans tobt ein erbitterter Kampf um Macht, Einfluss – und die Königskrone. Doch was ist historisch belegt, was Fiktion? In diesem Blogbeitrag nehme ich euch mit in die faszinierende Welt des Spätmittelalters, in eine Zeit, in der Stammbäume gefährlicher waren als Schwerter – und dynastische Verwicklungen den Lauf der Geschichte bestimmten.

Drei große Familien, ein Ziel: die Krone

Im Zentrum der damaligen Politik standen drei rivalisierende Dynastien: die Wittelsbacher, die Habsburger und die Luxemburger. Sie alle wollten den Thron, doch dieser wurde nicht vererbt, sondern gewählt. Sieben Kurfürsten entschieden über das nächste Oberhaupt des Reiches – ein Machtinstrument, das durch Bestechung, Heiratspolitik und strategische Allianzen heiß umkämpft war.

Karl IV. – ein König mit französischem Schliff

Karl IV. aus dem Haus Luxemburg ist eine der zentralen Figuren meines Romans. Als Sohn des Königs von Böhmen am französischen Hof aufgewachsen, verband er kluge Politik mit kulturellem Gespür. 1346 wurde er zum römisch-deutschen König gekrönt – obwohl sein Rivale Ludwig IV. noch lebte. Was folgte, war ein spektakulärer Thronstreit, den nicht ein Schwert, sondern ein Jagdunfall entschied.

Karl IV., Büste gefertigt von Peter Parler im Prager Veitsdom. Von Packare - Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=33061244
Karl IV., Büste gefertigt von Peter Parler im Prager Veitsdom. Von Packare – Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=33061244

Ludwig der Bayer – ein Kaiser gegen den Papst

Ludwig IV. der Bayer, aus dem Haus Wittelsbach, regierte das Reich mit harter Hand – und im ständigen Clinch mit dem Papst. Seine Exkommunikation war politisches Programm, ebenso wie seine Versuche, Macht durch territoriale Verbindungen (etwa über die Heiratspolitik seines Sohnes Ludwig des Älteren) zu sichern.

Kaiser Ludwig der Bayer, spätgotisches Epitaph aus rotem Marmor in der Münchner Frauenkirche CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=604248
Kaiser Ludwig der Bayer, spätgotisches Epitaph aus rotem Marmor in der Münchner Frauenkirche CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=604248

Die Rolle der Askanier – Macht zwischen den Zeilen

Und dann ist da noch das Haus Askanien, mit dem viele heute kaum noch etwas verbinden. Doch gerade in Brandenburg und Sachsen spielten die Askanier eine zentrale Rolle. Rudolf I., ein enger Vertrauter Karls IV., war Mitverfasser der Goldenen Bulle – des Reichsgesetzes, das die Königswahl langfristig regelte. Sein politischer Aufstieg – und Fall – steht exemplarisch für die Fragilität von Macht im Mittelalter.

Bildnis Rudolf III. nach Johann Agricola 1562. Von Johann Agricola († 1590) - Johann Agricola: Bildnisse etlicher Fürsten und Herren ... Wittenberg 1562, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=25460990
Bildnis Rudolf III. nach Johann Agricola 1562. Von Johann Agricola († 1590) – Johann Agricola: Bildnisse etlicher Fürsten und Herren … Wittenberg 1562, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=25460990

Frauen, Intrigen und Vorurteile

Nicht fehlen darf Margarete „Maultasch“ von Tirol – eine schillernde Figur, die sich in einer von Männern dominierten Welt behauptete. Ihr Beiname ist bis heute umstritten, doch ihr politischer Einfluss war unbestreitbar. In meinem Roman begegnen wir ihr nicht direkt, aber ihr Schatten liegt über vielen Entscheidungen, die im Hintergrund getroffen werden.

Margarete von Tirol-Görz (genannt: Maultasch) (1318-1369), Gräfin von Tirol und Görz, ANKAWÜ, CC BY-SA 3.0 , https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Maultasch,_Margarete.jpg, via Wikimedia Commons
Margarete von Tirol-Görz (genannt: Maultasch) (1318-1369), Gräfin von Tirol und Görz, ANKAWÜ, CC BY-SA 3.0 , https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Maultasch,_Margarete.jpg, via Wikimedia Commons

All diese Figuren – ob König, Herzog oder Gräfin – haben Eingang in die Welt von Der Trug des Pilgers gefunden. Ihre Konflikte, Allianzen und Rivalitäten weben den historischen Teppich, auf dem meine fiktiven Figuren agieren. Der Pilger im Titel? Der weiß mehr, als er sagt.

Was hat euch am meisten überrascht? Gibt es historische Persönlichkeiten, die ihr gern in einem Roman wiedersehen würdet? Ich freue mich über eure Kommentare!

Eigentlich hatte ich zu Ostern eine kleine Verlosung geplant – bestärkt durch das freundliche Angebot des Gmeiner-Verlags, stark vergünstigte Autorenexemplare an Interessierte zu verschicken. Vielleicht hätte ich sogar kostenlose Verlosungsexemplare anfragen können, aber ehrlich gesagt: Ich hatte keine Lust zu fragen.

Dann aber kam alles ganz anders. Als die bestellten Bücher einfach nicht bei mir eintrafen, fragte ich nach – und bekam eine überraschende Antwort: Das Zwischenlager ist restlos ausverkauft! Die zweite Auflage von Die letzte Fehde an der Havel ist vergriffen, ein Nachdruck steht bevor.

Ich freue mich riesig darüber!

Jetzt fragen sich einige vielleicht: Wie hoch ist denn so eine Auflage? Nun, so viel sei verraten – nicht riesig, aber man muss das ins richtige Verhältnis setzen. Der Gmeiner-Verlag ist ein mittelständischer Verlag mit Fokus auf regional vermarkteter Literatur – also nicht vergleichbar mit den großen Playern der Branche. Entscheidend ist: Ich konnte die vom Verlag kalkulierten Erwartungen zweimal übertreffen. Und das erfüllt mich gerade mit großer Freude.

Also – Change of Plans: Statt einer Osterverlosung gibt es jetzt eine Verlosung anlässlich der Drittauflage! Die Teilnahmebedingungen findet ihr unten.

Höhen und Tiefen einer Debüt-Reise

Ein erstes Buch zu veröffentlichen ist eine echte Achterbahnfahrt – und nichts bereitet einen wirklich darauf vor. Hier ein paar Highlights und Lowlights dieser bisherigen Reise:

  • In einer Facebook-Gruppe wurde die Sprache auf den ersten Seiten zerrissen, die Namen seien „viel zu modern fürs Mittelalter“ – das Buch war Schrott, bevor es überhaupt erschienen war.
  • Eine der ersten Amazon-Rezensionen riet mir, nochmal in die „Romanschule“ zu gehen. Die Leserin habe das Buch zurückgegeben – es sei für sie nicht lesbar gewesen.
  • Mein Bruder lud mich zu einer langen Autofahrt ein – kaum waren die Türen zu, zählte er mir im Detail auf, wie furchtbar er meine Hauptfigur findet.
  • Das Gleiche passierte später mit einer entfernten Bekannten. Ich frage mich inzwischen, ob Autofahrten ein heimliches Ventil für Leserfrust sind.
  • Auf der anderen Seite habe ich viele tolle Menschen kennengelernt, die gerade die Ecken und Kanten meiner Figuren zu schätzen wissen – weil sie eben mal nicht nur schwarz oder weiß sind.
  • Ein etablierter Autor nannte das Buch sogar „äußerst lesenswert“ – ein echtes Kompliment!
  • Die erste Auflage war in kürzester Zeit vergriffen – noch vor Weihnachten. Eine Buchhandlung fragte sogar bei mir persönlich an, ob man noch irgendwo Exemplare bekommen könne – ihre Kunden „brauchen es dringend vor dem Fest“!
  • Die letzte Fehde an der Havel war für den Goldenen Homer nominiert – auch wenn der Preis an dem Abend leider nicht an mein Buch ging (gefühlt ging jeder zweite Roman mit einem Preis nach Hause), war allein die Nominierung ein schönes Zeichen.
  • Ich habe für das Buch natürlich die Originalschauplätze besucht – aber das absolute Highlight war das persönliche Kennenlernen eines echten Herrn von Putlitz, also eines Nachfahren des besten Freundes meines Antagonisten.
  • Kürzlich war ich in einer Buchhandlung – und dort hieß es: Die Fehde läuft immer noch gut. Trotz des Alters des Buchs. Das hat mich sehr gefreut.

Würde ich heute etwas anders machen?

Definitiv. Die letzte Fehde an der Havel war ein absoluter Blindflug. Heute habe ich deutlich mehr Ahnung vom Handwerk und würde ganz andere Entscheidungen treffen. Aber dann wäre Carl, mein Protagonist, heute vielleicht ein ganz anderer – und das fände ich auch schade. Vielleicht ist es ja gerade das Ungewöhnliche, das die Geschichte lesenswert macht?

Die Verlosung

Zur Feier der Neuauflage möchte ich zwei signierte Exemplare der 2. Auflage von Die letzte Fehde an der Havel verlosen!

Teilnahmebedingung: Wer bereits beim Newsletter Der Sendbote angemeldet ist, nimmt automatisch teil.
Wer noch nicht dabei ist, kann sich einfach und kostenlos anmelden – hier geht’s zur Anmeldung.

Frist: Sonntag, 12. April 2025, 23:59 Uhr
Auslosung: Montag, 13. April 2025 – die Gewinner*innen werden per E-Mail und über Social Media informiert.

Wichtig:

  • Wer kein Buch gewinnen möchte, muss sich nicht abmelden – eine kurze Mail an Silke @ silkeelzner.de genügt, dann wird das Los einfach weitergegeben.
  • Die Gewinne werden nicht ausgezahlt.
  • Für den Versand benötige ich eine postalische Adresse – diese wird nach Abschluss des Gewinnspiels gelöscht.
  • Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Ich drücke allen Teilnehmenden die Daumen – und sage schon jetzt: Danke für eure Unterstützung und das Interesse an der Fehde! Ihr seid super!

Herzlich,
Silke

Ich habe es schon ein paar Mal anklingen lassen: Derzeit arbeite ich daran, ein älteres Manuskript für die Veröffentlichung aufzubereiten. In wenigen Wochen sollte es so weit sein. Dieses Mal möchte ich jedoch einen anderen Weg einschlagen – ich will es noch einmal mit einem Verlag versuchen.

Das mag einige von euch überraschen. Immerhin habe ich vier Bücher recht erfolgreich im Eigenverlag veröffentlicht. Doch ich habe meine Gründe, über die ich hier sprechen möchte. Außerdem möchte ich die Gelegenheit nutzen, einmal kurz zu umreißen, wie eine Veröffentlichung über einen Verlag überhaupt zustande kommt. Spoiler: Es ist verdammt schwer!

Mein Raketenstart im Selfpublishing

Mein Einstieg ins Selfpublishing war ein Höhenflug: Kaum war »Die Kaufmannswitwe« veröffentlicht, nahm Amazon KDP das Buch als „Buchpromotion des Monats“ auf – und ich verkaufte mal eben in einem Schwung 800 Exemplare. Ich dachte damals: Wow, ich bin eine gemachte Frau! So viel verkauft man vielleicht in einem Jahr, aber doch nicht in einem Monat. Und das ganz ohne Verlag, dafür mit voller Eigenverantwortung: Cover, Buchgestaltung, Klappentext, A+-Seite, Marketing, Social Media, Pressearbeit und Blogger-Relations – all das lag in meiner Hand. Vieles davon kannte ich noch aus meiner Zeit als Reisebloggerin, deshalb fiel mir der Einstieg leicht.

Es folgte »Die Gräfin«. Sie kam etwas sperriger daher und wurde mit verhaltenem Enthusiasmus aufgenommen, aber auch sie lief nach einem etwas stotternden Start ganz ordentlich. Eben ein Liebhaberbuch für Genre-Fans. Danach holte ich »Die Bernauerin« aus der Schublade – das Manuskript, dem ich am meisten Publikumspotenzial zutraute. Und tatsächlich: Vor allem vor Ort, etwa in Straubing, konnte ich etliche Taschenbücher verkaufen.

Nach all diesen Erfolgen – und einer Menge harter, nervenaufreibender Arbeit – war ich überzeugte Verfechterin des Selfpublishings. Was kümmerte es mich, dass der Buchhandel mich ignorierte, die Presse mich totschwieg und ich gegen Vorurteile (und ja, Verachtung) ankämpfen musste? Ich hatte es geschafft: Meine Schubladenprojekte hatten das Licht der Welt erblickt – und das Publikum mochte sie. Zum ersten Mal seit Jahren verdiente ich mit dem Schreiben Geld. Ich fühlte mich endlich zurecht als Mitglied der Künstlersozialkasse.

Und dann kam »Der Trug des Pilgers«

Im November erschien »Der Trug des Pilgers« – und plötzlich wurde alles anders.

Zum ersten Mal konnte ich keine kostenlose Leserunde auf LovelyBooks veranstalten. Ich startete trotzdem eine – im Vertrauen auf die vorherige Runde, die mir versichert hatte, dass sie notfalls auch ein Buch kaufen würde, um teilzunehmen. Das war naiv. Die Runde blieb praktisch stumm. Nur eine Leserin postete, gab aber irgendwann verständlicherweise auf – ein Selbstgespräch macht keine Leserunde.

Ich schob es auf Weihnachten. Auf den Veröffentlichungsrhythmus. Auf eine gewisse Lesemüdigkeit. Kein Problem, dachte ich. Ich bewarb das Buch weiter, investierte erstmals in Meta-Werbung, arbeitete mit Bloggerinnen, veranstaltete Gewinnspiele – alles wie gehabt. Das alte Jahr endete, das neue begann. Doch nichts besserte sich. Im Gegenteil: Es wurde schlechter.

Inzwischen sind meine Einnahmen um 50 % gesunken – obwohl ich deutlich mehr Bücher veröffentlicht habe als zu Beginn. Woran liegt’s? Vor allem an Amazon. Wenn der Algorithmus einen fallenlässt, wird man gnadenlos ausradiert. Meine gelesenen Seiten bei KindleUnlimited sind auf ein Rekordtief gesunken. Die Verkäufe dümpeln vor sich hin.

Auch der Hype ist abgeflaut. Früher entdeckte ich meine Bücher gelegentlich in spontanen Social-Media-Posts. Heute passiert das so gut wie nie. An manchen Tagen fühlt es sich an, als hätte es mich – und meine Bücher – nie gegeben. Und da ich für jeden einzelnen Aspekt des Buchmarketings selbst verantwortlich bin, bleibt die Frage: Habe ich versagt?

Warum ich es mit einem Verlag versuchen will

Deshalb will ich es noch einmal versuchen – diesmal mit einem Verlag. Nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen. Sondern auch, weil ich mir Anerkennung innerhalb der Branche wünsche. Kontakte zum Buchhandel, zur Presse. Ein Team, das Verantwortung mitträgt. Klar: Es ist schön, mit Selfpublishing gutes Geld zu verdienen. Aber wenn die Einnahmen sinken und die Bücher weder gekauft noch gelesen werden, fragt man sich irgendwann: Wofür das alles?

Vom Manuskript zum Verlagsbuch – der steinige Weg

Wie wird ein Manuskript überhaupt zu einem Verlagsbuch?

Kurzfassung: Es ist ein langer, langer Weg – und einer, der womöglich nie zu Ende geht. Der erste Schritt führt meist über eine Literaturagentur. Schon da ist Geduld gefragt: Allein eine Antwort auf ein Exposé gleicht einem Lottogewinn. Denn die entscheidende Frage lautet: Lässt sich das Manuskript verkaufen? Die Qualität ist dabei nicht zweitrangig – aber die Vermarktbarkeit ist wichtiger. Und genau da sehe ich mein größtes Problem.

Wer den stationären Buchmarkt kennt, weiß: Historische Romane laufen aktuell nicht besonders. Die großen Gewinne machen Verlage mit New Adult, Dark Romance und TikTok-Hypes. Leider nicht mit Stoffen à la Silke Elzner. Aber ich muss einfach daran glauben, dass mein Roman verkäuflich ist, sonst stürze ich in eine tiefe Krise.

Findet man schließlich eine Agentur, stellt diese das Manuskript bei ihren Verlagskontakten vor. Auch das dauert: Agenturen prüfen 12 Wochen oder länger, Verlage lassen sich gern 6–12 Monate Zeit. Und selbst wenn es dann endlich zu einem Vertrag kommt, bleibt noch die Frage nach dem passenden Programmplatz. Bei »Die letzte Fehde an der Havel« lag zwischen Manuskripteinreichung und Veröffentlichung eine Wartezeit von 18 Monaten.

Realistisch heißt das: Vom fertigen Manuskript bis zum Buch vergehen zwei bis drei Jahre – sofern man nicht bereits ein etablierter Verlagsautor ist.

Und wenn es nicht klappt?

Dann bleibt mir immer noch das Selfpublishing. Ich bin dankbar für diese Möglichkeit – versteht mich nicht falsch. Aber ich wäre auch froh, wenn ich die Verantwortung für einmal nicht ganz allein tragen müsste.

Letztens fiel mir wieder ein Zeichentrickfilm ein, den ich in meiner Kindheit wohl hundertmal gesehen habe. (Wir hatten damals zwei Videorekorder und haben die guten Filme aus der Videothek für uns kopiert. Heute nennt man das wohl „Raubkopien erstellen“. Ups.)

Es geht um eine kleine Mäusemutter. Moment, nicht lachen – bleibt dran! Mrs. Brisby, kürzlich verwitwet, muss allein für ihre vier Kinder sorgen. Ihr Sohn Timothy ist schwer krank, und als wäre das nicht schlimm genug, steht der jährliche Umzug an: Der Bauer wird das Feld pflügen, in dem sie wohnen. Verzweifelt sucht sie Hilfe und bekommt einen Tipp. Sie soll mit der großen Eule sprechen. Gruselig! Denn – das weiß jeder – Eulen fressen Mäuse. Doch Mrs. Brisby überwindet ihre Angst, weil sie ihre Familie liebt und retten will.

Und hier kommt der Punkt, auf den ich hinauswill: Zeichentrickfilme damals waren eine völlig andere Nummer als heute. Die Eule wohnt in einer finsteren Höhle, voller Knochen und riesiger Spinnen. Und als sie sich umdreht – WHAM! Ihre Augen leuchten im Dunkeln! Holy Shit, das ist für eine Fünfjährige absolut grenzwertig. Aber genau das machte den Reiz aus: Die Furcht, die Spannung, die Dramatik. Man konnte nicht wegsehen, man MUSSTE wissen, wie es weitergeht.

Mrs. Brisby überlebt das Treffen mit der Eule und wird zu den Ratten von Nimh geschickt, die schlauer sind als gewöhnlich – denn sie sind Laborratten, die aus einem Forschungsinstitut geflohen sind. Mehr will ich nicht verraten, aber falls ihr den Film nicht kennt: „Mrs. Brisby und das Geheimnis von Nimh“ ist ein Meisterwerk, das einen für immer prägt.

Und das bringt mich zu einem anderen Klassiker: Das letzte Einhorn.

Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einem Ehepaar, das wir letztes Jahr auf einer Reise kennenlernten. Wir unterhielten uns über das nächste Reiseziel des Paares, New York, und sie baten um Tipps für Sehenswürdigkeiten. Da erwähnte ich die dort ausgestellten Einhorn-Wandteppiche, die auch in den Eingangsszenen des Films zu sehen sind – und die ich UNBEDINGT mal mit eigenen Augen sehen will. Die Frau verdrehte, für mich völlig überraschend, die Augen: „Dieser kitschige Film?“

Excuse me? Kitschig?! Habe ich da was verpasst?

„Sie verschwanden vor langer Zeit von allen Straßen, und der rote Stier jagte dicht hinter ihnen und verwischte ihre Spuren…“ Wieder so eine Geschichte, die tausende Kinder traumatisiert haben dürfte. Aber bitte, kitschig.

Das letzte Einhorn zählt zu den besten Drehbüchern, die ich kenne. Viele der Sprüche und Dialoge klingen bis heute in mir nach. Selbst 40 Jahre später passiert es mir, dass ich auf einem Hotelbalkon stehe, auf den Ozean blicke und in meinem Kopf König Haggard sagen höre: „Ach ja, das Meer … ist immer gut.“

Aber am meisten trifft mich das Ende. Obwohl ich es in- und auswendig kenne, packt es mich immer wieder. Denn ja, die Einhörner werden befreit, aber unser Einhorn erleidet dafür einen massiven Verlust. „Sie wird sich an dein Herz erinnern, wenn Menschen Märchen sind, in Büchern geschrieben von Kaninchen.“ Und genau das macht es so tragisch-schön: Das Einhorn ist für immer zwischen zwei Welten gefangen, nicht mehr ganz Einhorn, nicht ganz menschlich. Ihr Opfer ist unendlich. Diese Erkenntnis trifft mich jedes Mal mitten ins Herz.

Und genau DAS liebe ich an diesen alten Zeichentrickfilmen: Sie schenken uns kein rundum glückliches und weichgespültes Ende, sondern lassen uns mit Narben zurück.

Molly Grue: „Und wenn es kein glückliches Ende gibt?“
Schmendrick: „Es gibt nie ein glückliches Ende, denn es endet nichts.“

Kennt ihr solche Geschichten, die euch emotional für immer begleiten? Erzählt mir davon in den Kommentaren!

P.S.: Ich habe das Buch zum Film gelesen. Und, ganz ehrlich? Der Film ist besser. Sorry, not sorry.

Damals, als ich mich noch nicht mit dem Verfassen von längeren Texten befasst habe, dachte ich immer, dass es höchstens zwei, vielleicht drei Arbeitsschritte gibt, bis so ein Roman steht. Wie dumm von mir! Bücher schreiben, das bedeutet im ersten Schritt, eine Rohversion zu Papier zu bringen. Was danach folgt, ist der schier endlose Prozess des Überarbeitens. Doch was bedeutet das eigentlich?

Irgendein schlauer Kollege – war es Stephen King ? – sagte einmal, die erste Version eines Textes schreibt der/die AutorIn zunächst einmal nur für sich selbst. Was er auf jeden Fall aber auch gesagt hat, dass die Erstversion nackt dasteht, gekleidet nur in Socken und Unterwäsche. Erst danach verwandelt sich der Text dann in den folgenden Schritten zu einem Wesen, an dem auch andere Leser Gefallen finden können.

Das ist eine Aussage, die ich gern unterschreibe. Die erste Version eines Textes ist gemeinhin grottenschlecht und relativ unleserlich. Sie ist meist aufgebauscht und erklärend und teilweise auch schlichtweg grammatikalisch, stilistisch oder rechtschreibtechnisch falsch.

Nun kommt also die Überarbeitung ins Spiel. Stephen King hat in seinem Buch „On Writing“ recht ausführlich dazu geschrieben und seine Vorschläge anhand eigener Texte demonstriert. Was wird also überarbeitet?

  • Füllwörter (z. B. „noch“, „ja“ etc.) werden gestrichen
  • Adjektive und Adverbien (sofern nicht absolut notwendig) werden gestrichen
  • Für schwache Verben wie „machen“ oder „sagen“ werden ausdrucksstärkere Äquivalente gesucht
  • Sperrige und wortreiche Formulierungen werden umformuliert
  • Perspektivfehler (wenn man z.B. etwas erzählt, was aus der Perspektive so nicht wahrgenommen werden kann)
  • Dialoge werden gekürzt

Bei Stephen King sieht das ziemlich simpel aus. Es wird gelegentlich gestrichen und dann ein wenig umformuliert. Das liegt vorrangig daran, weil King ein ungemein erfahrener und talentierter Schriftsteller ist. Seine Erstversion ist bereits so gut, dass man gar nicht mehr viel daran herumdoktern muss. Vorhang auf für Silke Elzner.

Ich sitze gerade an einem alten Manuskript, das ich für die Veröffentlichung aufbügeln möchte. Der Text, so dachte ich zumindest, war eigentlich bereits nahezu veröffentlichungsreif. Er hat spannende Charaktere, einen klaren Handlungsverlauf und Spannungsbogen, einen Anfang, einen Mittelteil und ein Ende. So weit, so gut.

Aber wie es so ist, wenn man schon ein paar Monate in diesem Business arbeitet, man ist als AutorIn einer ständigen Veränderung unterzogen, wohingegen der Text das bleibt, was er ist: Buchstaben auf Papier, und Papier ist bekanntlich geduldig.

Ich weiß schon jetzt: Das Manuskript hat derzeit ungefähr 140.000 Wörter. Das ist zu lang. Also werden Straffungen und Kürzungen stattfinden müssen. Leider ist es nicht damit getan, einfach ein paar Absätze oder gar ganze Szenen zu streichen. Kaum saß ich an der Geschichte, habe ich noch etliche weitere Probleme entdeckt.

Überarbeiten, das ist im Prinzip schon das, was Stephen King uns lehrt. Doch es ist noch so viel mehr. Es ist wie ein kniffliges Puzzle, wie eine Sucht. Oder, um es mal ganz clever auszudrücken: Text ist wie ein Stück Stoff, über das man so lange bügelt, bis alle Falten ausgemerzt sind (und die gewollten Bundfalten richtig sitzen). Es ist nicht von ungefähr, dass das Wort „Text“ dem lateinischen Wort für „Gewebe“ entspringt.

Seit Januar sitze ich also an dem Manuskript und bügele die Falten heraus. All die Stolpersteine, die grammatikalischen Unsauberkeiten, die fehlenden Verbindungen, die Logikfehler, die holprigen Beschreibungen. Ich stelle Sätze um, setze Pointen, kürze Unwichtiges. Das geht so weit, dass ich jeden Satz dreimal umdrehe, ihn hinterfrage, ihn wieder und wieder lese, ihm einen Schlag auf den Hinterkopf erteile, bis er sich endlich wie ein ordentlicher, braver Satz benimmt.

Manchmal, da geht es aber auch um größere Fragestellungen. Da muss man ganz einfach noch einmal in sich gehen und überlegen, ob man wirklich die richtige Entscheidung auf einer grundsätzlichen Ebene gefällt hat. Um es einmal an einem Beispiel zu verdeutlichen:

Mein derzeitiges Projekt spielt in Sydney in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die kleine Kolonie am Ende der Welt wurde 70 Jahre zuvor als Strafkolonie gegründet. Die britische Regierung schickte von London aus Gouverneure, die die Kolonie unter Kontrolle halten und weiter ausbauen sollten. Einer davon war ein gewisser Lachlan Macquarie, ein Visionär, der so viel für Sydney und ganz Australien geleistet hat, dass sein Name selbst heute noch allgegenwärtig ist. Er ist solch eine prominente Persönlichkeit, dass eine meiner Figuren sie zu seinem Vorbild auserkoren hat. Hier nun aber das Problem: In Australien kennt fast jeder diesen Macquarie, doch für meine deutsche Leserschaft sieht das natürlich anders aus.

In einem historischen Roman muss man als AutorIn immer abwägen, wie viel Mehrwert die gelieferte Information hat. Einerseits weiß ich, dass meine LeserInnen gern etwas Neues beim Lesen lernen, andererseits muss ich vorsichtig sein, dass ich es nicht überziehe und aus dem Roman ein Sachbuch mache.

Hier also mal ein Beispiel aus meiner eigenen Überarbeitungsstrategie zum Thema „Info-Dump über Lachlan Macquarie“. Mein damaliges Finalprodukt aus der Schublade erzählt dazu dies:

Während er sich einen Weg durch den Verkehr suchte und den staubigen Boulevard überquerte, grübelte er über den Namensgeber dieser Straße nach. Lachlan Macquarie. Dieser Dreckskerl, schoss es ihm sogleich in einem Anflug von Neid durch den Kopf. Geboren auf einer bettelarmen Insel der Hebriden, zwar angeblich von adliger Abstammung, doch in Wahrheit der Sohn zweier Schafzüchter, die weder lesen noch schreiben konnten. Dennoch hatte er es weit gebracht. Mit vierzehn war er der Armee beigetreten, und weil die Briten militärisch quasi überall auf der Welt mitmischten, hatte der junge Macquarie in Nordamerika und Südostasien genug Möglichkeiten erhalten, in den Rängen rasant aufzusteigen. 1808 trug man ihm, nachdem er 12 Jahre lang Captain gewesen war, das Amt des Gouverneurs der gerade zwei Jahrzehnte alten Kolonie Neusüdwales an. Als er in Sydney eintraf, herrschten chaotische Zustände. Der vorherige Gouverneur war der strikte und energische William Bligh gewesen. Keineswegs ein Unbekannter, denn Bligh war Kapitän der Bounty gewesen. Seine Tyrannei an Bord hatte zu einer Meuterei geführt, die er selbst nur knapp überlebt hatte. Die abtrünnige Mannschaft hatte ihn und ein paar Getreue in einer Nussschale mitten im Pazifik ausgesetzt. Wie durch ein Wunder hatten sie sich bis nach Batavia in Niederländisch-Indien retten können. Trotz des Desasters hatte Bligh in London seine Fürsprecher nicht verloren. Man hielt ihn vielmehr für den richtigen Mann, um die aufrührerische Sträflingskolonie, wo korrupte Offiziere sich mit Hilfe ihres Rummonopols bereicherten, wieder in den Griff zu bekommen. Der Plan ging jedoch nicht auf. Blighs rigorose Art verschlimmerte die Zustände und führte dazu, dass das Militär ihn auf einem Schiff im Hafen festsetzte und einen neuen Gouverneur einforderte. Macquarie erbte einen Scherbenhaufen, doch er wusste, wie man das Beste aus solchen Situationen machen konnte. Er hatte Visionen für die Kolonie, die zu diesem Zeitpunkt zum größten Teil immer noch ein Strafgefangenenlager ohne Mauern oder Zäune war. Er stellte ehemalige Sträflinge den freiwilligen Siedlern gleich, prägte eine eigene Münze, legte ein neues, geordnetes Straßennetz fest, begann mit dem Bau von Kirchen, öffentlichen Gebäuden, Brücken und Werften. Überall in Neusüdwales gründete er Ortschaften. Er ließ eine Passstraße durch die Blue Mountains im Westen anlegen, um das Land dahinter zu erschließen. Und er entsendete Entdecker, um den Kontinent, den er Australien taufte, weiter zu erforschen. Er benannte nicht nur die Macquarie Street nach sich selbst, sondern mindestens ein Dutzend Inseln, Häfen und Siedlungen. Die Universität, die bald fertiggestellt sein würde, sollte ebenfalls seinen Namen tragen. Trotz allein Neids: Mittmeier bewunderte Macquarie für seinen Tatendrang und seine Weitsicht. Er war es, der Sydney erst zu einer lebenden Stadt gemacht hatte. Jeder hier kannte heute seinen Namen. Und das war es, was er auch für sich selbst anstrebte. 

Wow, das ist ganz schön lang, nicht wahr! Vor allem, wenn man bedenkt, dass Macquarie keine handelnde Figur in meinem Roman sein soll, sondern nur ein Vorbild, nach dem sich meine Figur orientieren will. Trotzdem hat sich mein früheres Ich in dieser alten Version lang und breit über ihn ausgelassen und das auch noch für gut befunden. Nicht so sehr, weil ich das alles recherchiert hatte und damit angeben wollte, wie fleißig und akribisch ich gewesen war, sondern weil ich es spannend fand, dass William Bligh, der Kapitän der berühmten Meuterei auf der Bounty, zuvor Gouveneur war, und dass Macquarie z.B. dem gesamten Kontinent seinen Namen gegeben hatte. Er hat Sydney auch nicht als ein Gefängnis ohne Mauern gesehen, sondern das Potenzial entdeckt, den Flecken zu einer echten Stadt nach europäischem Vorbild auszubauen. Kein Wunder also, dass sein Name unvergessen ist.

Doch war all dies hilfreich für meine Erzählung? Leider musste ich mir eingestehen, dass das nicht der Fall war. Tatsächlich führe ich mit dieser langatmigen Erklärung weg von der eigentlichen Szene. Die Erzählung wird dadurch statisch, denn es passiert nichts mit den handelnden Figuren. Etwas, was man als AutorIn in jedem Fall vermeiden sollte. Also zückte in 2025 meinen geliebten Rotstift und begann zu kürzen.

Ich strich alles, was nicht unbedingt notwendig war für die Charakterisierung meiner eigentlichen Figur: die genaue Abkunft von Macquarie, die ganze Affäre rund um Bligh, und viele Details zu den visionären Maßnahmen, die Macquarie ergriffen hat. Am Ende waren es nur noch 30% des ursprünglichen Textes. Das las sich schon um einiges besser und war nicht mehr der Geschichtsexkurs, der von der eigentlichen Action ablenkte.

Aber dann kam ich ins Zweifeln. War dies wirklich die beste Möglichkeit, diese Information zu verpacken? Ich bin stets bestrebt, den Erzähler so weit wie möglich in den Hintergrund treten zu lassen. Die Figuren sollen sich selbst charakterisieren, wo es nur irgend möglich ist. Natürlich ist so ein kleiner innerer Monolog meiner Figur bereits eine Selbstcharakterisierung – aber ist sie auch dynamisch? Nein. Was wirklich dynamisch ist, ist, wenn die Figur mit anderen Figuren interagiert. Das bringt Bewegung in die Szene, ähnlich wie der Unterschied zwischen einem Foto und einem Film. Ich als Leserin wünsche mir einen Film, möglichst immer. Was also tun?

Ich habe noch weiter gestrichen und die wesentlichen Elemente auf das Nötigste reduziert, und dann kam mir ein Geistesblitz: Ich habe die Informationen in einen Dialog gesteckt, der kurz darauf stattfindet. Und das ist dabei herausgekommen:

Fairfax freute sich sichtlich über das Lob. »Ein Glück!«, scherzte er. »Worauf wollen Sie also hinaus?«

Mittmeier grinste. Der Fisch hatte angebissen. »Sie kennen den alten Gouverneur Macquarie?«

»Lachlan Macquarie? Natürlich. Nach ihm wurde ja die Straße benannt, in der Sie wohnen.«

»Und diverse Ortschaften, Inseln, Häfen …«

»Sogar die neue Universität!«, fiel Fairfax ihm ins Wort.

»Wussten Sie, dass der Mann einen Scherbenhaufen erbte, als man ihn nach Sydney schickte, und dass er es war, der dank seiner Vision die Strafkolonie erst zu einer Stadt gemacht hat?«

»Ein großer Mann, da sind wir uns einig. Worauf wollen Sie hinaus?«

»Nun, lieber Fairfax«, Mittmeier senkte ominös die Stimme, sodass man ihn über die Gespräche der anderen Gäste hinweg kaum noch verstand, »Sydney ist mittlerweile eine mittelgroße Stadt. Sie wächst und gedeiht. Doch was fehlt, um sie zu einer wahren Metropole zu machen?«

Das Ergebnis ist zwar inhaltlich weitaus magerer als die erste Version (meine damalige Endversion), aber dafür ist sie packender und mitten im Geschehen. Als LeserIn nimmt man diese Informationen gewissermaßen im Vorbeigehen mit, ohne es so recht zu bemerken.

Und so geht es also weiter und immer weiter. Meine Bearbeitung des Manuskripts hat mit dem Jahreswechsel begonnen und wird sich noch bis zum Sommer hinziehen. Wie man sieht: Überarbeiten heißt nicht nur kürzen, sondern auch dynamisieren. Der beste Text entsteht oft erst nach mehreren Durchgängen.

Sobald ich mit der Geschichte fertig bin, soll sie eine Agenturrunde durchlaufen. Was das bedeutet und wie so etwas vonstattengeht, das erzähle ich dann beim nächsten Mal!

Lachlan Macquarie

Jedes Buch findet irgendwann sein Publikum – oder sollte es zumindest. Doch bei Der Trug des Pilgers habe ich das Gefühl, dass es noch nicht ganz dort angekommen ist, wo es hingehört. Die ersten Rückmeldungen sind durchwachsen: Einige Leser bemängeln, dass Jakob nicht sympathisch genug sei, die zwei Zeitebenen verwirrend oder die Handlung nicht actionreich genug. Das lässt mich natürlich nicht kalt, denn dieses Buch bedeutet mir viel.

Aber vielleicht liegt hier das eigentliche Problem: Wer zu Der Trug des Pilgers greift, erwartet möglicherweise einen klassischen Abenteuerroman, einen historischen Thriller oder eine Geschichte mit einem glasklaren Helden. Doch das ist es nicht.

Mein Roman erzählt von einem Mann, der sich selbst belügt, der sich in seinem eigenen moralischen Kompass verirrt, der Entscheidungen trifft, die nicht immer richtig sind – und der gerade deshalb so menschlich ist. Der Trug des Pilgers ist eine Geschichte über Täuschung, Reue und dem Versuch, das eigene Leben wieder in die richtige Bahn zu lenken. Wer eine temporeiche Geschichte mit viel Action sucht, wird hier womöglich nicht fündig. Wer sich aber auf eine tiefgehende Charakterstudie einlässt, auf einen Protagonisten, der Ecken und Kanten hat, könnte genau das finden, was er sucht.

Zudem basiert der Roman auf einem spannenden historischen Kern: Die Geschichte des Falschen Waldemar ist ein beinahe vergessenes Kapitel der Geschichtsschreibung. Während Historiker ihn meist nur als Randnotiz behandeln, war er die Hauptfigur in einer der schillerndsten politischen Intrigen seiner Zeit. Weitere illustre Persönlichkeiten wie König Karl IV. (der Verfasser der berühmten „Goldenen Bulle“), die sagenumwobene Margarete Maultasch und der eher unglückliche Markgraf Ludwig von Brandenburg sind darin verwoben – eine herrlich schmuddelige Affäre, die zeigt, wie sehr Täuschung und Machtpolitik das Mittelalter prägten. Gerade Margarete finde ich dabei sehr interessant: War sie wirklich so hässlich, wie der Name vermuten lässt? Oder vielleicht doch eher wunderschön und daher eine Bedrohung in einer von Männern dominierten Welt?

Auch in der Charakterzeichnung folge ich einer Überzeugung: Wer sich entwickelt, muss erst einmal tief fallen. Wandel geschieht nicht über Nacht, sondern in kleinen Schritten, oft unmerklich, manchmal schmerzhaft. Jakob beginnt nicht als strahlender Held – aber er wächst. Für mich ist genau das das Spannende an Geschichten: nicht Perfektion, sondern Veränderung.

Kurzum: Ich bin überzeugt, dass Der Trug des Pilgers seine Leser noch finden wird. Freue mich wie immer auf eure Kommentare!

Entschuldigt die provokative Frage, aber genau das kommt mir seit einigen Wochen in den Sinn. Ich möchte euch erklären, warum mich dieser Gedanke beschäftigt und welche Konsequenzen ich daraus für mich ziehe.

Zunächst dachte ich, dass die Flaute an Weihnachten lag. Wer kauft in der hektischen Vorweihnachtszeit schon eBooks oder findet Zeit zum Lesen? Doch mittlerweile ist das Fest vier Wochen vorbei, und nichts hat sich geändert. Meine Neuveröffentlichung schleppt sich dahin wie ein lahmer Esel, und auch meine anderen Bücher finden immer weniger LeserInnen. Das ist schwer zu ertragen. Jeden Tag frage ich mich: Woran liegt es?

Diverse Thesen stehen im Raum:

  • Amazon und die Reichweite: Möchte Amazon mich dazu bringen, für Werbung zu zahlen? Haben sie die Sichtbarkeit meiner Bücher gedrosselt, so wie es Social-Media-Plattformen mit unbeworbenem Content tun? Ich werde nicht einmal mehr gefragt, ob ich an Amazon-Werbeaktionen teilnehmen möchte. Es ist, als sei ich nach 1,5 Jahren vom Radar verschwunden.
  • Social Media im Umbruch: Plattformen wie Instagram und Facebook verlieren interessierte UserInnen und drosseln die Reichweite von Content-Creators wie mir. Besonders auf Instagram bekomme ich nur noch belanglose Reels statt gehaltvolle Buchposts. Entweder postet niemand mehr, oder Instagram zeigt es mir nicht an – ich vermute Letzteres. Dazu kommt, dass die Suche nach relevanten Inhalten über Hashtags oder die Suchfunktion immer schwieriger wird. Auch Buchblogger haben es schwer, was wiederum mich als Autorin trifft.
  • Eskapismus statt Historie: Die Welt brennt, und viele LeserInnen suchen Trost in Wohlgefühl, Magie und romantischen Geschichten. Daran ist nichts falsch, aber meine Romane bieten genau das nicht. Vielleicht sind sie deshalb aus der Zeit gefallen.

Seit Wochen grüble ich darüber. Was ist schiefgelaufen? Warum stocken die Verkäufe? Warum bleibt die Resonanz aus? War all die Arbeit umsonst?

Nach reiflicher Überlegung habe ich beschlossen, das Mittelalter vorerst beiseitezulegen. Eigentlich habe ich eine tolle Idee mit spannenden Figuren und Konflikten, aber die lauwarme Rückkopplung demotiviert mich. Ich möchte nicht Monate in Recherche und Vorarbeit stecken, nur um am Ende erneut in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.

Stattdessen habe ich mein letztes Schubladenprojekt hervorgeholt. Es bleibt ein historischer Roman, aber er spielt in meiner zweiten Heimat: Australien. Sicher gibt es auch hier wieder hundert Gründe, warum er vielleicht nicht die breite Masse anspricht. Doch zumindest bereitet mir dieses Projekt Freude – ein bisschen Eskapismus für mich selbst.

Es zeigt sich mal wieder: Als Autorin muss man Risiken eingehen, und oft zahlt sich der Wagemut nicht aus. Man investiert ein Jahr Arbeit in ein Buch, und dann versinkt es im digitalen Nirwana. Das ist bitter, denn ich hätte ihm mehr Erfolg gewünscht. Natürlich ist es noch jung, keine drei Monate alt, aber ich sehe jetzt schon, dass sich alles anders entwickelt als bei meinen früheren Veröffentlichungen. Mein Optimismus hält sich in Grenzen.

Wie sagt man so schön? Krönchen richten und weitermachen. Jetzt also: Auf nach Australien!


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