Selfpublishing kann ich – jetzt will ich mal wieder das andere Drama

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Ich habe es schon ein paar Mal anklingen lassen: Derzeit arbeite ich daran, ein älteres Manuskript für die Veröffentlichung aufzubereiten. In wenigen Wochen sollte es so weit sein. Dieses Mal möchte ich jedoch einen anderen Weg einschlagen – ich will es noch einmal mit einem Verlag versuchen.

Das mag einige von euch überraschen. Immerhin habe ich vier Bücher recht erfolgreich im Eigenverlag veröffentlicht. Doch ich habe meine Gründe, über die ich hier sprechen möchte. Außerdem möchte ich die Gelegenheit nutzen, einmal kurz zu umreißen, wie eine Veröffentlichung über einen Verlag überhaupt zustande kommt. Spoiler: Es ist verdammt schwer!

Mein Raketenstart im Selfpublishing

Mein Einstieg ins Selfpublishing war ein Höhenflug: Kaum war »Die Kaufmannswitwe« veröffentlicht, nahm Amazon KDP das Buch als „Buchpromotion des Monats“ auf – und ich verkaufte mal eben in einem Schwung 800 Exemplare. Ich dachte damals: Wow, ich bin eine gemachte Frau! So viel verkauft man vielleicht in einem Jahr, aber doch nicht in einem Monat. Und das ganz ohne Verlag, dafür mit voller Eigenverantwortung: Cover, Buchgestaltung, Klappentext, A+-Seite, Marketing, Social Media, Pressearbeit und Blogger-Relations – all das lag in meiner Hand. Vieles davon kannte ich noch aus meiner Zeit als Reisebloggerin, deshalb fiel mir der Einstieg leicht.

Es folgte »Die Gräfin«. Sie kam etwas sperriger daher und wurde mit verhaltenem Enthusiasmus aufgenommen, aber auch sie lief nach einem etwas stotternden Start ganz ordentlich. Eben ein Liebhaberbuch für Genre-Fans. Danach holte ich »Die Bernauerin« aus der Schublade – das Manuskript, dem ich am meisten Publikumspotenzial zutraute. Und tatsächlich: Vor allem vor Ort, etwa in Straubing, konnte ich etliche Taschenbücher verkaufen.

Nach all diesen Erfolgen – und einer Menge harter, nervenaufreibender Arbeit – war ich überzeugte Verfechterin des Selfpublishings. Was kümmerte es mich, dass der Buchhandel mich ignorierte, die Presse mich totschwieg und ich gegen Vorurteile (und ja, Verachtung) ankämpfen musste? Ich hatte es geschafft: Meine Schubladenprojekte hatten das Licht der Welt erblickt – und das Publikum mochte sie. Zum ersten Mal seit Jahren verdiente ich mit dem Schreiben Geld. Ich fühlte mich endlich zurecht als Mitglied der Künstlersozialkasse.

Und dann kam »Der Trug des Pilgers«

Im November erschien »Der Trug des Pilgers« – und plötzlich wurde alles anders.

Zum ersten Mal konnte ich keine kostenlose Leserunde auf LovelyBooks veranstalten. Ich startete trotzdem eine – im Vertrauen auf die vorherige Runde, die mir versichert hatte, dass sie notfalls auch ein Buch kaufen würde, um teilzunehmen. Das war naiv. Die Runde blieb praktisch stumm. Nur eine Leserin postete, gab aber irgendwann verständlicherweise auf – ein Selbstgespräch macht keine Leserunde.

Ich schob es auf Weihnachten. Auf den Veröffentlichungsrhythmus. Auf eine gewisse Lesemüdigkeit. Kein Problem, dachte ich. Ich bewarb das Buch weiter, investierte erstmals in Meta-Werbung, arbeitete mit Bloggerinnen, veranstaltete Gewinnspiele – alles wie gehabt. Das alte Jahr endete, das neue begann. Doch nichts besserte sich. Im Gegenteil: Es wurde schlechter.

Inzwischen sind meine Einnahmen um 50 % gesunken – obwohl ich deutlich mehr Bücher veröffentlicht habe als zu Beginn. Woran liegt’s? Vor allem an Amazon. Wenn der Algorithmus einen fallenlässt, wird man gnadenlos ausradiert. Meine gelesenen Seiten bei KindleUnlimited sind auf ein Rekordtief gesunken. Die Verkäufe dümpeln vor sich hin.

Auch der Hype ist abgeflaut. Früher entdeckte ich meine Bücher gelegentlich in spontanen Social-Media-Posts. Heute passiert das so gut wie nie. An manchen Tagen fühlt es sich an, als hätte es mich – und meine Bücher – nie gegeben. Und da ich für jeden einzelnen Aspekt des Buchmarketings selbst verantwortlich bin, bleibt die Frage: Habe ich versagt?

Warum ich es mit einem Verlag versuchen will

Deshalb will ich es noch einmal versuchen – diesmal mit einem Verlag. Nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen. Sondern auch, weil ich mir Anerkennung innerhalb der Branche wünsche. Kontakte zum Buchhandel, zur Presse. Ein Team, das Verantwortung mitträgt. Klar: Es ist schön, mit Selfpublishing gutes Geld zu verdienen. Aber wenn die Einnahmen sinken und die Bücher weder gekauft noch gelesen werden, fragt man sich irgendwann: Wofür das alles?

Vom Manuskript zum Verlagsbuch – der steinige Weg

Wie wird ein Manuskript überhaupt zu einem Verlagsbuch?

Kurzfassung: Es ist ein langer, langer Weg – und einer, der womöglich nie zu Ende geht. Der erste Schritt führt meist über eine Literaturagentur. Schon da ist Geduld gefragt: Allein eine Antwort auf ein Exposé gleicht einem Lottogewinn. Denn die entscheidende Frage lautet: Lässt sich das Manuskript verkaufen? Die Qualität ist dabei nicht zweitrangig – aber die Vermarktbarkeit ist wichtiger. Und genau da sehe ich mein größtes Problem.

Wer den stationären Buchmarkt kennt, weiß: Historische Romane laufen aktuell nicht besonders. Die großen Gewinne machen Verlage mit New Adult, Dark Romance und TikTok-Hypes. Leider nicht mit Stoffen à la Silke Elzner. Aber ich muss einfach daran glauben, dass mein Roman verkäuflich ist, sonst stürze ich in eine tiefe Krise.

Findet man schließlich eine Agentur, stellt diese das Manuskript bei ihren Verlagskontakten vor. Auch das dauert: Agenturen prüfen 12 Wochen oder länger, Verlage lassen sich gern 6–12 Monate Zeit. Und selbst wenn es dann endlich zu einem Vertrag kommt, bleibt noch die Frage nach dem passenden Programmplatz. Bei »Die letzte Fehde an der Havel« lag zwischen Manuskripteinreichung und Veröffentlichung eine Wartezeit von 18 Monaten.

Realistisch heißt das: Vom fertigen Manuskript bis zum Buch vergehen zwei bis drei Jahre – sofern man nicht bereits ein etablierter Verlagsautor ist.

Und wenn es nicht klappt?

Dann bleibt mir immer noch das Selfpublishing. Ich bin dankbar für diese Möglichkeit – versteht mich nicht falsch. Aber ich wäre auch froh, wenn ich die Verantwortung für einmal nicht ganz allein tragen müsste.

5 Kommentare

Uwe Rennicke 4. April 2025 - 17:09

Liebe Silke. ich wünsche dir ganz viel Erfolg bei deinem Unterfangen.

Antwort
SilkeElzner 4. April 2025 - 17:54

Vielen Dank! Ich weiß das sehr zu schätzen!

Antwort
Valten Rossberg 4. April 2025 - 17:35

Hallo Silke,

Vielen Dank für diesen Blockbeitrag, deine Offenheit und dass du diese Gedanken mit deinen Lesern teilst.
Wie du bin ich als Autor im Genre Historische Literatur tätig, mit dem Unterschied, dass ich noch ganz am Anfang stehe, gerade meinen Debütroman „Glauben und Kreuz“ im Selfpublishing veröffentlicht habe.
Ich kann deine Gedanken voll und ganz nachvollziehen und bin echt überrascht, dass man bald mehr Zeit in Promotion investieren muss als man am Tag an seinem Buch schreibt. Das ist das, was man als Autor eigentlich gar nicht möchte. Schließlich will man schreiben und sich voll und ganz auf sein Werk konzentrieren. Deswegen verstehe ich, dass du es nochmal bei einem „echten“ Verlag versuchen willst und drücke dir alle Daumen, die ich habe, dass es funktioniert.
Den Gedanken hatte ich erst letztens auch. Was mich allerdings davor zurückschrecken lässt ist, dass ich mein Werk vermutlich nicht in dieser Freiheit veröffentlichen kann, wie ich es mir erdacht habe. Das heißt, ich kann so einen Verlag natürlich auch verstehen. Was dieser einzig will ist, Bücher zu verkaufen. Er ist ja nun mal ein Wirtschaftsunternehmen und lebt ja von dem Erfolg, dass die verlegten Bücher auch verkauft werden. Andererseits ist das für mich der Knackpunkt, wo ich als der Autor, der ich bin, nicht mitgehen kann und das Schreiben deswegen in Zukunft vermutlich mehr ein Hobby für mich bleiben wird. Denn mein Buch möglicherweise nochmal und nochmal zu überarbeiten bis es dem Verlag gefällt und es erfolgreich unter die Leserschaft gebracht werden kann, das liegt mir ferner denn je. Damit wäre ich wahrscheinlich sehr unglücklich, wenn ich mein eigenes Werk nicht mehr wiedererkenne.
Aber ich verstehe dich trotzdem. Natürlich sucht man Anerkennung und möchte seine Geschichten mit anderen teilen und natürlich auch damit Geld verdienen. Und wer träumt nicht davon, einzig und allein vom Schreiben leben zu können wie die großen Autoren?
Ich wünsche dir viel Erfolg und freue mich auf weitere spannende Romane von dir. Bleib so offen wie du bist und teile weiter deine Gedanken mit uns.
Liebe Grüße
Valten Rossberg

Antwort
SilkeElzner 4. April 2025 - 17:56

Danke für deine aufmunternden Worte. Nur ein kurzer Kommentar zu deinem Verständnis von der Arbeit von Verlagen: Verlage nehmen nur Manuskripte, die von vornherein ihrer Ansicht nach verkäuflich sind. Niemand arbeitet mit Autoren zusammen, um ein fertiges Manuskript so umzugestalten, dass man es hinterher nicht mehr als Werk des Autors wiedererkennt. Ein Lektorat ist ein Miteinander zwischen Lektor und Autor, und am Ende entscheidet IMMER der Autor. Trotzdem verstehe ich deine Sorgen. Schön, dass es so für dich in Ordnung ist. Alles Gutes weiterhin.

Antwort
Anni 22. April 2025 - 18:12

Ja, das ist die große Frage – liegt es an einem Algorithmus? Liegt es wirklich daran? Von sinkenden Verkaufszahlen gerade im Selfpublishing berichten ja viele.

Antwort

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