Plot Twist: Schreiben war einfach – Die Suche nach der Literaturagentur

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An vieles aus meinem Literaturstudium erinnere ich mich nicht mehr. Aber ein Pro-Seminar ist mir – zumindest in Details – im Gedächtnis geblieben: Es drehte sich um den Literaturbetrieb. Besonders spannend war es, weil wir über das Semester hinweg zwei Besucherinnen begrüßen durften, die uns Einblicke in die Branche gaben.

Die Pressefrau mit der Klebeschere

Die eine arbeitete in der Presseabteilung eines Verlags. Ich weiß noch genau, wie sie erzählte, dass es zu ihren Aufgaben gehörte, Zeitungsausschnitte in eine große Mappe zu kleben. „Dafür ein Studium?“, dachte ich – mit einer Mischung aus Faszination und Frustration.
Die Frau war damals sichtbar schwanger, und gerade wir Studentinnen lauschten ihr ehrfürchtig (und vielleicht auch ein wenig neidisch), während wir uns überlegten, wie man selbst so eine beneidenswerte Karriere „launchen“ konnte.

Aber ich schweife ab.

Die Literaturagentin – damals noch Exotin

Die zweite Besucherin war eine Literaturagentin. Anfang der 2000er-Jahre war das in Deutschland noch eine recht neue Erscheinung – natürlich herübergeschwappt aus den USA.
Sie tat einiges, um uns zu überzeugen, dass Literaturagenturen ein essentielles Rädchen im Betrieb der Literaturherstellung sind. Heute wissen wir: Sie hatte recht.

Auch wenn die Webseiten großer Publikumsverlage es manchmal anders suggerieren – wer als Autor:in bei einem großen Verlag unterkommen will, muss fast immer den Weg über eine Agentur gehen.

Das hat für beide Seiten Vorteile:

  • Verlage ersparen sich das Durchforsten unzähliger unbrauchbarer Manuskripte.
  • Autor:innen gewinnen einen Partner, der das Manuskript ins rechte Licht rückt, Verträge aushandelt und wertvolle Kontakte hat.

Natürlich verdient die Agentur mit, sobald ein Vertrag zustande kommt – es ist also auch in ihrem Interesse, ein Projekt gut zu platzieren.

Der steinige Weg zur Agentur

Trotzdem ist es für uns Autor:innen nicht unbedingt einfacher geworden.
Ich schreibe diesen Text, während ich selbst mal wieder auf der beschwerlichen Reise der Agentursuche bin.

Die Bewerbung bei einer Literaturagentur unterscheidet sich nicht wesentlich von der bei einem Verlag. In der Regel soll man folgende Unterlagen einreichen:

  • ein kurzes Anschreiben,
  • ein Manuskriptauszug,
  • eine Biografie,
  • ein Exposé.

Das Manuskript: Die ersten Seiten müssen sitzen

Beim Auszug sollte man einen Abschnitt wählen, der Stil und Inhalt des Buchs möglichst gut wiedergibt – oft sind das 30 bis 50 Seiten, bevorzugt der Anfang des Romans.

Denn: Ein Buch muss auf der ersten Seite funktionieren.
Wer denkt, dass das bei seinem Projekt anders ist, sollte das Konzept vielleicht nochmal überdenken.
Man „verkauft“ das Manuskript zuerst an die Agentur, dann an einen Lektor, einen Buchhandelsvertreter, einen Buchhändler – und am Ende an den Leser.
Fast alle werden nur die ersten Seiten lesen und dann entscheiden. Diese Seiten müssen also überzeugen.

Die Biografie: kurz, aber tricky

Die Biografie wirkt harmlos, ist aber oft knifflig – besonders für Debütant:innen.
Was soll man reinschreiben?
Mein Tipp: Werfen Sie einen Blick in andere Bücher.
Man muss kein Profi sein, um einen kurzen, überzeugenden Text von 4–5 Sätzen zu schreiben.
Wichtig ist nur: Wofür stehe ich? Was trage ich bei, damit das Buch sich verkauft?

Das Exposé: das ungeliebte Herzstück

Und dann kommt der Teil, den die meisten Autor:innen mit einer gewissen Leidenschaft hassen: das Exposé.
2–3 Seiten, die das Buchprojekt mit allen wichtigen Fakten zusammenfassen – inklusive:

  • Angaben zum Autor / zur Autorin
  • Umfang, Genre, Zielgruppe
  • eine kurze, aber vollständige Zusammenfassung der Geschichte

Letzteres ist die größte Herausforderung:
Ein 300-Seiten-Roman auf einer Seite?
Ein Albtraum – besonders, wenn man monatelang tief in die Geschichte eingetaucht ist.

Der häufigste Fehler: Die Geschichte Szene für Szene nacherzählen.
Das ist nicht Sinn der Sache.
Stattdessen sollte man erklären:

  • Wie baut sich der Spannungsbogen auf?
  • Wie agieren die Figuren?
  • Was steht ihnen im Weg?
  • Wie kommt es zur Konfrontation – und wie endet alles?

Das ist eine eigene Kunstform, die man lernen muss.

Mein Stand der Dinge

Genau an diesem Punkt befinde ich mich gerade.
Ich denke, mein Exposé ist schon ganz gut – aber ich werde es noch vielen Kolleg:innen zum Gegenlesen geben, um Lücken oder Unstimmigkeiten auszumerzen.

Und dann geht der große Spaß los: Die Agentursuche.
Drückt mir die Daumen!

P.S.: Das Beitragsbild zeigt übrigens einen Schauplatz aus dem Manuskript!

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