Es war nett am Loch Lomond, aber wirklich gefreut habe ich mich auf Glencoe.
Ich erinnerte mich, wie das Tal damals so eine Art Zufallsfund für mich war und zu den schönsten Erinnerungen gehörte, die ich in Schottland bei einem vorherigen Trip sammeln konnte.
Außerdem freute ich mich ein wenig auf die nächste Unterkunft. So kuschelig es auch in einem B’n’B ist, irgendwie riecht es dort doch immer ein wenig nach den Eigentümern, und ein wenig beobachtet fühle ich mich bei so etwas auch. Kennen Sie das?
Unsere nächste Unterkunft (wir erinnern uns: Mit Ach und Krach gerade noch so für teuer Geld gebucht) sollte ein Inn sein. Wir waren gespannt.
Doch zunächst:
Glencoe

Einigen wird vielleicht Glencoe ein Begriff sein, weil hier im 17. Jahrhundert schreckliche Dinge geschahen. Am 13. Februar 1692 wurde der Clan MacDonald von Glencoe auf Befehl der Regierung von Soldaten unter der Führung von Robert Campbell von Glenlyon brutal angegriffen. Campbell und seine Männer hatten zuvor zwei Wochen lang bei den MacDonalds als Gäste gewohnt, was den Verrat umso verabscheuungswürdiger machte. Rund 38 Männer des Clans wurden ermordet, und viele Frauen und Kinder starben an den Folgen der Flucht in den bitterkalten Winter.
Das ist schrecklich. Ein weiterer Grund für den Besuch ist aber die Natur. Wer sich die schottischen Highlands vorstellt, der wird genau hier fündig: hohe, wolkenverhangene Bens (Berge), dann wieder Glens (Schluchten) und ab und zu ein Loch (See). Dazu Einsamkeit, Weite, Wetter und Natur. Die Fotos beweisen allerdings auch, dass wir selbst im August nicht gerade schönstes Sommerwetter hatten, weshalb wir an den leider völlig überlaufenen Parkplätzen keinen Halt machten, sondern die Landschaft vom Auto aus genossen.


Kein Wunder, dass die Gegend schön öfters als Filmkulisse herhalten musste.
Apropos Filmkulisse: Das beeindruckende Castle Stalker mag so manchem Monty-Python-Fan bekannt vorkommen. Besuchen kann man das im Sommer wohl auch, aber es braucht eine Fähre und eine Führung, und da wir planlos waren und auch ein wenig unter Zeitdruck, haben wir darauf verzichtet. Was blieb, war der Blick von Parkplatz des Cafés auf die Inselburg.

Glencoe selbst hat übrigens ein gutes Dokumentationszentrum, wo man einiges über die Geschichte, Gebräuche und Landschaften der Highlands erfahren kann. Dort steht sogar die Nachbildung eines Torfhauses, die man auch betreten kann. Ist sehr gemütlich, auch wenn ich mich weiterhin auf unsere neue Unterkunft, das Inn, freute.

Das Inn
Haben Sie auch schon mal davon geträumt, mitten im Nichts zu übernachten? Nun, im Aultguish Inn (fragen Sie mich nicht, wie man das ausspricht) können Ihre Träume Wirklichkeit werden! Im Schatten einer Staumauer gelegen (da schläft es sich doch gleich viel besser), ist das traditionsreiche Inn mit motelartigem Anbau komplett frei von Nachbarn.
Zum Glück waren die Zimmer groß und sauber, und abends trafen sich alle, aber wirklich alle Gäste im Restaurant wieder in Ermangelung weiterer Alternativen.
Und auch hier wieder: zum Glück konnten die kochen. Mein Mann konnte natürlich nicht widerstehen und hat sich die Highlander-Pizza (von einem Rumänen gebacken) reingezogen. Der Belag? Black Pudding (also Blutwurst) und Haggis (also so ähnlich wie Saumagen). Er sagt, es hat nicht nur geschmeckt, es war eine der besten Pizzen, die er je gegessen hat. Und dieser Mann ist ein Pizza-Gourmet.

Hatte ich erwähnt, dass das Inn abgelegen war? Entsprechend ging daher auch am Morgen so ziemlich die Lutzi ab mit den Midges. Das sind diese berüchtigten Highland-Mücken, winzig klein und ziemlich bissig. So ein Biss kann Freude machen: Mein großstirniger Mann hatte noch vier Wochen später Blessuren im Gesicht.
Das Bild unten zeigt übrigens eine echte Fotografie des Inns aus vergangenen Zeiten. Damals gab es noch Schnee, Tanksäulen und eine Telefonzelle. Und bestimmt auch Midges.

Eilean Donan
Eilean Donan ist schon lange kein Geheimtipp mehr, aber da mein Mann es gern einmal sehen wollte, sind wir früh am Morgen los, um vor den großen Massen anzukommen.
Die kleine, aber feine Burg befindet sich auf einer Insel in einem Loch und ist über eine hübsch geschwungene Brücke zu erreichen. Auch hier wieder: Filmkulissenalarm! Wer den Film „Highlander“ kennt, wird sich vielleicht erinnern.
Sorry, dass das Bild so dunkel geworden ist. Wir hatten ca. 12 Grad und Regen, Regen, Regen. Hatte ich erwähnt, dass August war?

Die Burg ist nicht zu unrecht beliebt. Sicher, sie ist hübsch anzuschauen, aber auch die Räume innen sind sehenswert. Das Anwesen befindet sich in Privatbesitz und ist quasi so eine Art Feriendomizil der Familie, weshalb man auch viele private Einblicke erhält.
Mein Highlight ist allerdings die Schlossküche, die ganz im Stil des frühen 20. Jahrhunderts eingerichtet ist, Downton Abbey lässt schön grüßen. Da erfährt man eine Menge zur Vorratshaltung und anderen Vorgängen in einem herrschaftlichen Haushalt.
Applecross Walled Garden
Wer jetzt glaubt, Highlands ist gleich Highlands, der hat sich geschnitten. Die Highlands sind ungemein vielfältig. Eindrucksvoller hätte man das nicht erleben können als in Applecross Walled Garden.
Walled Gardens, also ummauerte Gärten, die eine Art Mikroklima halten, sind ja äußerst beliebt auf den britischen Inseln. Und das auch gutem Grund: denn hier wächst und gedeiht und blüht es ganz wunderbar.

In Applecross fanden wir einen solchen Garten, und er kam gleich noch mit einem kleinen Restaurant dazu. Hier hatte diesmal ich das beste Essen des Urlaubs: ein Krabben-Avocado-Dingsbums. Sieht das nicht superhübsch aus? Und lecker war es obendrein. Man hat richtig geschmeckt, dass die Kräuter von Nebenan kamen. Es war wirklich kurios, wie man manchmal eine Stunde durch eine kulturell-kulinarische Wüste fahren konnte und dann auf einmal landete man an einem Ort wie diesem hier.

Zum Abschluss noch ein paar Fotos von der schottischen Westküste, bevor es im nächsten Post weiter geht bis nach Thurso ganz im Norden des Festlandes.





