Schottland VII

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Schließen Sie die Augen und denken Sie an Schottland. Was taucht da vor Ihrem geistigen Auge auf? Vielleicht grüne Hügel? Schafe? Steilklippen? Hügelgräber? Leuchttürme? Seevögel? All das und noch viel mehr erlebten wir an diesem Tag im hohen Nordosten! Natürlich durfte auf der ein oder andere Idiot nicht fehlen.

Dunnet Head

Der Tag begann mit einem Besuch eines völlig abgelegenen Leuchtturms namens Dunnet Head. Die Fahrt dorthin war wahrlich abenteuerlich, denn die Straße schlängelte sich durch ein spektakuläres Moorgebiet. An der Spitze der Landzunge angekommen, war es dann weniger einsam, denn der Parkplatz war voll, aber wir waren bemüht, uns davon nicht die Laune verderben zu lassen.

Unser Vorsatz hielt ganze fünf Minuten, dann kochte mir das Blut so hoch wie lange nicht mehr (es übertraf sogar beinahe meinen Zorn, den ich beim Steinkreis von Orkney erleben durfte). Überall waren eindeutig Schilder angebracht, dass das Fliegen von Dronen nicht gestattet sei. Und was begleitet uns auf unserem Weg zur Klippe? Richtig!

Dabei sollte so ein Verbot ja eigentlich nicht schwer zu verstehen sein. Die Klippen sind berühmt als Brutplätze für die verschiedensten Vogelarten. Sie sind ein Naturschutzgebiet. Eine Drone ist da ein echter Störenfried, und mehr noch: Er ist eine Gefahr für die Tiere. Aber hey, es ist natürlich viel wichtiger, faszinierende Luftbildaufnahme zu machen. Weil man sich ja selbst der Nächste ist oder so.

Während um uns herum also alle Besucher freudig und idiotisch in die fliegende Kamera winkten, zeigte ihn dem Ding den Stinkefinger. Es zog dennoch nicht ab.

Also begab sich mein Mann auf die Suche, um den Besitzer der Drone ausfindig zu machen. Dieser zeigte sich überrascht, unwissend und entschuldigend. Dennoch: Wer so ein Ding steigen lässt, sollte sich vorher informieren. Mir wäre auch ohne Verbotsschilder klargewesen, dass dies ein Stück schützenswerte Natur ist, und dass eine Drone sich nachhaltig negativ auf das Brutverhalten von Vögeln auswirkt.

Aber nun gut, ich will nicht noch mehr Worte darüber verschwenden. Schade eigentlich, dass dies unser Erlebnis auf dem Dunnet Head so geprägt hat.

Nach all dem Stress sind wir noch ein wenig die Klippen entlang gewandert und haben die verlassenen Militärgebäude aus dem 2. Weltkrieg inspiziert. Schon gruselig, wenn man sich vorstellt, wie die jungen Männer dort damals beim Schein von Parafinlampen in Wind und Wetter ausgeharrt und das blaue Meer nach Nazi-Schiffen abgesucht haben.

Duncansby Head

Danach fuhren wir weiter Richtung Osten am Örtchen John o‘ Groats vorbei. Der ungewöhnliche Name geht auf den ersten Fährmann zurück, dem Niederländer Jan de Groot, der im 15. Jahrhundert von König James IV. von Schottland die Erlaubnis erhielt, eine Fährverbindung zu den Orkney-Inseln zu betreiben. Der Fährmann war sehr clever: Man sagt, er habe ein achteckiges Haus gebaut, um Streitigkeiten zwischen seinen acht Söhnen über den Platz am Tisch zu vermeiden.

Da es ansonsten aber nicht viel Spannendes dort zu entdecken gab, sind wir weiter bis nach Duncansby Head. Auch hier befindet sich ein Leuchtturm. Wir stiegen aus und gingen weiter, immer die Küste entlang nach Süden.

Was für ein magisches Erlebnis! Die Sonne schien, zu unseren Füßen toste das Meer, und wir waren mit jedem Schritt bemüht, nicht in Schafkacke zu treten. Denn Schafe gab es hier überall. Das Land ist nicht öffentlich, sondern gehört jemandem, der hier seine Schafe hält. Doch solange man keinen Schaden anrichtet, kann man sich frei bewegen.

Die Wanderung lohnt sich in jedem Fall. Wir gingen bis zu den Duncansby Stacks, konisch geformten Felsen, die der Küste vorgelagert sind.

Cairn o’ Get

Zu guter Letzt sind wir an jenem Tag noch zu einem sehr, sehr alten Ort gefahren. Überall entlang der Küste kann man auch heute noch die Reste alter Kulturen entdecken. Meist sind es die Überreste von so genannten brochs – kreisrunde Fundamente aus Stein. Das sind die Ruinen von Wach- und Wehrtürmen aus der Eisenzeit, also in etwa von 200 v. Chr. bis 200 n. Chr. Wir haben einige davon besichtigt und ehrfürchtig die uralten Formationen betrachtet.

Unser letzter Ausflug an jenem Tag jedoch brachte uns zu einem ganz anderen Erinnerungsort: Cairn o’ Get.

 

Dieser Grabhügel der Pikten liegt etwas abseits der Straße, und wir mussten erstmal unzählige mit lila Heidekräutern bewachsene Hügel überqueren, um dorthin zu gelangen. Nebenbei hatten wir auch noch die ein oder andere Begegnung mit ausgeflippten Schafen.

Der Cairn o’ Get ist aber auf jeden Fall den Weg wert. Der Grabkammer fehlt heute der „Deckel“, deshalb kann man problemlos und straffrei hineinlaufen und sich einmal gut umschauen. Der lange Gang endet in einer kreisrunden Grabkammer.

Über die Jahrhunderte wurde hier natürlich gegraben und geraubt, weshalb der Zustand ein wenig dürftig ist, aber wir haben dennoch einen guten Eindruck erhalten. Die Grabkammer wurde vor ca. 6000 Jahren angelegt. Im letzten Jahrhundert fand man hier sogar noch Töpferwaren.

Ein wenig konnten wir nachvollziehen, warum die Pikten genau diesen Ort auswählten für ihre Bestattungsriten. Die Landschaft hatte einen unbeschreiblichen Zauber.

Es war eine gute Einstimmung für unseren nächsten Tag, denn endlich, ja endlich würde es nach Skara Brae gehen!

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