Buchbesprechung: Der Gott des Waldes

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Dunkle Wälder, dunkle Geheimnisse

Buchbesprechung: Der Gott des Waldes – Liz Moore

Ich liebe Geschichten, in denen ein mysteriöser Kriminalfall immer weitere, dunkle Kreise zieht – wo der erste Mord nur der Auftakt ist und sich bald zeigt, dass alles mit einem viel älteren, ungelösten Verbrechen zusammenhängt. Deshalb konnte ich auch nicht widerstehen, als ich den Klappentext von Der Gott des Waldes gelesen habe, dem neuen Roman von Liz Moore.

Das Setting hat mich sofort gepackt: Die Geschichte spielt auf mehreren Zeitebenen – vorrangig in den 1970er-Jahren, aber auch in der Gegenwart und in Rückblicken auf die 1950er. Erzählt wird sie aus wechselnden Perspektiven, was zu Beginn etwas fordernd sein kann, sich aber schnell auszahlt.

Im Mittelpunkt steht das Verschwinden der 14-jährigen Barbara aus einem abgelegenen Sommercamp in den Wäldern Neuenglands. Diese Wälder werden als dicht, geheimnisvoll und gefährlich beschrieben – die Atmosphäre ist beinahe greifbar. Noch beunruhigender ist, dass ein Serienmörder gerade erst aus dem Gefängnis ausgebrochen ist, ganz in der Nähe. Doch schnell zeigt sich: Barbaras Verschwinden ist nicht der erste Fall in ihrer Familie. Bereits Jahre zuvor ist ihr kleiner Bruder im selben Wald verschwunden – spurlos. Gibt es eine Verbindung? Was verschweigt ihre psychisch labile Mutter? Und warum schweigen so viele?

Eine junge, ehrgeizige Polizistin nimmt die Ermittlungen auf – und stößt auf eine Mauer aus Einfluss, Macht und alten Traumata.

Was diesen Roman für mich besonders gemacht hat, ist seine dichte, manchmal geradezu beklemmende Atmosphäre. Der Wald ist hier nicht nur Naturraum, sondern Symbol – für Verlorengehen, Angst, aber auch für verdrängte Wahrheiten. Moore zeichnet ihre Figuren feinfühlig und komplex: die depressive Mutter, die toughe Ermittlerin, die burschikose Campleiterin, Barbaras schüchterne Freundin – und natürlich Barbara selbst, rebellisch, klug, wütend.

Die Auflösung ist schlüssig, wenn auch nicht spektakulär. Wer genau liest, wird einige Hinweise schon früh erkennen. Aber darum geht es Moore auch nicht primär. Es geht um eine Familie, um weibliche Perspektiven in einer von Männern dominierten Welt, um verdrängte Geschichten und darum, wie sehr Vergangenheit Gegenwart formt.

Titel: Der Gott des Waldes
Autorin: Liz Moore
Verlag: C.H. Beck, 2025 (deutsche Übersetzung von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann)
Originaltitel: The God of the Woods (USA, 2024)

P.S.: Keine Werbung, keine Kooperation – nur meine ehrliche Meinung über ein Buch, das mich gefesselt hat.

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