Schottland X

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Schottland … Nun waren wir schon so lange dort, und das vor allem an der Westküste. Ich musste mir eingestehen, dass mir langsam die Ideen ausgingen. Ich wusste, dass ich auf jeden Fall noch eine Sehenswürdigkeit auf meiner Liste besuchen wollte, bevor es wieder zurück ging nach Good Old Germany, nämlich Dunnotar Castle, aber ansonsten setzte jetzt so langsam eine gewisse Reisemüdigkeit ein.

Während ich also am Morgen duschte, durchstöberte mein Mann das Internet. Er schaute auf, als ich fertig war, und sagte: „Also, so weit ich das sehe, gibt es in der Umgebung noch zwei recht interessante Schlösser, die wir besichtigen können. Das eine ist Glamis Castle, und das andere hat wohl mit der Royal Family zu tun.“

Ich horchte auf. Royal Family? Nun bin ich ja keine ausgesprochene Royalistin, aber als History-Fan bin ich natürlich schon begeistert von langen Stammbäumen, alten Häusern und geschichtsträchtigen Orten. Und hatte ich schon mal erwähnt, dass ich tatsächlich eine Untertanin von König Charles bin? Ich habe nämlich anno dazumal der Queen meine Treue geschworen im Zuge meiner Einbürgerung nach Australien. Ja, auch deshalb horchte ich also auf.

„Welches Schloss?“, fragte ich meinen Mann.

„Äh …“ Klick, klick. „Irgendwas mit … Moment … Balmoral?“

Ich quiekte vor Entzücken auf. Oh, du Unschuldiger! Das Lieblingsschloss der Queen? Nein, mehr noch! Ihr Sterbeort! Nichts wie hin!

Doch bevor wir nun mit diesem Bericht loslegen, hier noch ein kurzer Hinweis. Dieser Blogpost ist sehr lang geworden, und das liegt vor allem daran, dass ich viele Fotos darin teilen wollte. Nicht nur von Balmoral, sondern auch von anderen Destinationen, die wir in diesen letzten Tagen in Schottland besichtigt haben: Aberdeen, Glamis Castle und eben Dunnottar.

Normalerweise hätte ich den Post aufgesplittet in mehrere Teile, aber da wir mittlerweile bei Schottland-Post-X, also 10, angekommen sind, denke ich, dass es Zeit wird, diese Reihe zu beenden. Bald erscheint nämlich ein neues Buch von mir, und dann soll der Blog wieder dazu dienen, wofür er eigentlich gedacht war, nämlich, ein paar Hintergrundinfos zum Roman und zum Schreibprozess zu teilen.

Balmoral Castle

Was ich bis dahin gar nicht so recht auf dem Schirm gehabt hatte, war, dass man Balmoral als Normalsterblicher besichtigen darf, zumindest zu ausgewählten Zeiten im Sommer. Wie schon mehrfach während unseres Trips war es auch hier wieder so, dass wir die berühmte letzte Woche erwischten. Generell hatten wir sowieso sehr viel Glück, denn normalerweise war das Gelände schon früher im Jahr geschlossen. Aber Charles hatte wohl noch keine Verwendung dafür oder so.

Die Fahrt dorthin gehörte übrigens zu den spektakulärsten unseres gesamten Rundreise. Wir befanden uns hoch oben in den Highlands, umgeben von strahlend violetten Heidekräutern. So viel Lila auf einen Haufen hatten wir noch nie gesehen. Es war so schön, dass wir für Fotos anhielten.

In Balmoral dann der Schock. Obwohl man die Tickets vorher per Zeitfenster buchen musste, war es auf dem Parkplatz so rappelvoll, dass wir für eine satte halbe Stunde weder vor noch zurück konnten. Es war wie ein Verschiebe-Puzzle, bei dem sich alle Teile verhakt hatten. Besucher aus aller Herren Länder konnten nur frustriert die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und warten, dass sich am anderen Ende des Parkplatzes irgendetwas tat. Was keiner wusste: Es gab einen Überlauf-Parkplatz auf einer grünen Wiese, aber das konnte man von der Straße aus nicht sehen.

Aber wir waren ja im Urlaub, und irgendwann standen auch wir am Parktor und begehrten Einlass. Nun sollte ich vielleicht dazu sagen, dass ein Eintritt nach Balmoral leider standardmäßig nicht bedeutet, dass man auch das Haus von innen sieht. Das ist zwar möglich, aber dafür musste man eine spezielle Tour buchen, und da waren wir natürlich wie immer viel zu spät dran. Machte aber nichts. Das Gelände ist riesig, und es gibt auch so genug zu sehen.

Das Schloss steht in einem herrlichen Landschaftspark mit uralten Bäumen, Viehweiden, Gärten und einem Fluss. Auf der anderen Seite dieses Gewässers verläuft eine Straße, wer also Glück hat, könnte rein theoretisch von dort aus auch ab und zu Charles und Camilla beim Spaziergang beobachten. Generell ist das Gelände erstaunlich frei von Zäunen und Mauern, aber natürlich gibt es versteckte Kameras allerorten, sodass Eindringlinge bestimmt schnell gefunden würden.

Wir folgten dem Fluss, an dem Harry bestimmt auch mal ein paar Forellen gefangen hat, bis zum Corgy-Friedhof der Queen, warfen auch einen Blick auf das Denkmal für Philipps Mutter Prinzessin Alice, und kehrten irgendwann an der Schaukel vorbei zurück zum Schloss.

Dort durfte man immerhin den Ballsaal besichtigen, wo Charles‘ Aquarelle ausgestellt waren ebenso wie ein paar Kleidungsstücke der Familie. Der Ballsaal selbst ist aber eher unspektakulär, was vor allem daran liegt, dass dieses Haus nicht für öffentliche Empfänge gedacht ist, sondern als Privatresidenz.

König Charles ist ein ausgesprochener Gartenfreund, und so konnten wir auch noch eine neu angelegte Terrasse bewundern sowie seinen Gemüsegarten, der wohl zu den schönsten Gemüsegartenanlagen zählt, die ich je gesehen habe. Ich hätte nie gedacht, dass man Erbsen, Kohl und Kartoffeln so attraktiv anordnen kann (und das ist jetzt echt kein Witz, der Garten war ein Traum).

Bemerkenswert waren auch das Besucher-Cafe mit sehr guter Küche und exzellentem Service sowie die Toiletten. Ja, das klingt jetzt komisch, ich weiß. Aber im Wartebereich/Flur hing eine wunderbare Auswahl von Familienporträts.

Abschließend besuchten wir noch die „Dorfkirche“ auf der anderen Seite der Landstraße, wo die königliche Familie immer bei Anwesenheit in Balmoral am Gottesdienst teilnimmt. Hier gingen sie auch zur Messe am Morgen, nachdem Diana gestorben war. Es war schon irgendwie bewegend, das alles mal in real life zu sehen.

Ardoe House

Der Fluss, der an Balmoral vorbeifließt, ist die Dee, die bei Aberdeen ins Meer mündet. Wir folgten dem Wasser zum letzten Hotel unserer Reise, das sich in einem Vorort von Aberdeen befand. Ardoe House wurde als Herrenhaus mit Spa beworben, deshalb waren wir schon sehr gespannt auf diesen Aufenthalt. Leider wurden wir dann aber auch genau so schnell enttäuscht.

Die öffentlichen Bereiche des Hotels waren wirklich faszinierend, aber überall konnte man erahnen, dass es an Personal und Geld mangelte. Zum Beispiel gab es zwei Bars, von denen aber nur eine bewirtschaftet wurde. Das wäre eigentlich kein Problem gewesen, aber ein Hinweisschild hätte allen Gästen geholfen, die vergeblich darauf warteten, dass jemand für sie den Zapfhahn bedient. Als wir nachfragten, ob die Bar heute noch geöffnet wird, hieß es, bei so wenig Gästen lohne das nicht. Nun, ich möchte nicht wissen, was die unter „volles Haus“ verstehen, denn die Lounge war um 20 Uhr rappelvoll mit Gästen, die aber alle zwei Räume weiter stiefeln mussten, um sich dort mit Getränken zu versorgen.

Der Ärger hörte damit nicht auf. Zum Beispiel war dies auch das erste Mal, dass ich in einem 4-Sterne-Hotel war, das mir keine Handtücher aushändigte, selbst nach einem Telefonat mit der Rezeption nicht. Und Seife hatten wir auch nicht, stattdessen hatte man uns den Duschseifenspender hingestellt … sodass wir keine Duschseife in der Dusche hatten. Und überhaupt die Dusche … würg. Ekel pur. Da war dann eigentlich auch klar, dass wir den Spa garantiert nicht besuchen werden.

Schade eigentlich, denn Ardoe House war so ein schönes altes Haus voller Charme.

Aberdeen

Viel von Aberdeen haben wir eigentlich nicht gesehen, wir sind nur zum Essen in die Stadt gefahren. Aber eine Sache mussten wir dann doch auschecken: Footdee.

Das kleine Fischerviertel liegt direkt am Hafen an der Mündung der Dee und entstand, als man die ansässigen Familien umsiedelte für den Ausbau der Hafenanlagen. Das Viertel ist planmäßig angelegt in Karrees, außen die ein- bis zweistöckigen Wohnhäuser, in der Mitte der öffentliche Platz. In einem Karree befand sich die Kirche, doch die anderen hatten die Mitte zugebaut mit kleinen Hütten. Früher waren dies bestimmt die Bootshäuser und Werkzeugschuppen der Fischerfamilien, doch heute waren es eher Gartenlauben, Künstlerateliers und Gästezimmer. 

Die geschlossene, autofreie Bebauung und die wenigen Schritte zum Strand sorgten auf jeden Fall für eine sehr kuschlige und heimelige Atmosphäre.

Glamis Castle

Ein weiteres Schloss mit royaler Verbindung, das wir besuchten, war Glamis Castle, auch wenn wir das bis dahin überhaupt nicht auf dem Schirm gehabt hatten. Wie wir dann aber vor Ort erfuhren, lebten hier einst die Großeltern der Queen, die als Kind gern ihre Sommer hier verbracht hat. Ihre Schwester Margaret erblickte hier sogar das Licht de Welt, was irgendeine Besonderheit war, denn, wenn ich mich recht entsinne, sind ansonsten alle Mitglieder der Royal Family in England geboren.

Innen durften keine Fotos gemacht werden, denn das Schloss ist weiterhin bewohnt. Aber ich kann bestätigen, dass sich der Besuch auf jeden Fall lohnt, denn das Gemäuer ist über Jahrhunderte gewachsen und zeigt von den gotischen Anfängen bis zur Kindheit der Queen alles, was das Herz begehrt. 

Natürlich durfte auch hier der Garten nicht fehlen. Und es gab, so wie in Balmoral, einen Tierfriedhof, wo die Schoßhunde von Queen Mum beerdigt lagen. Im Souvenirshop erstand ich dann noch eine semi-antike 80er-Jahre-Gedenktasse anlässlich von Dianas und Charles‘ Hochzeit. Sie hat einen Ehrenplatz in meiner heimischen Vitrine gefunden.

Dunnottar Castle

Ich möchte diesen Blogpost und sogar diese gesamte Schottland-Reihe beschließen mit unserem Besuch von Dunnottar Castle.

Der Ort ist etwas ganz Besonderes für mich, denn vor (bis auf den Monat genau) 25 Jahren war ich schon einmal dort, nämlich als mein großer-kleiner Bruder mich nach England fuhr für einen achtmonatigen Aufenthalt als Deutschlehrerin an einer Privatschule. Als Bedingung für seinen Fahrdienst hatte er eine Schottlandrundreise vorausgesetzt, zu der ich natürlich gern zugestimmt habe. Er war es, der mir die Burgruine zeigte, und da ich damals noch ganz grün hinter den Ohren war, musste ich unbedingt noch einmal hin.

Dunnottar befindet sich auf einem Felsen vor der Küste. Um dorthin zu gelangen, muss man erst auf Wasserhöhe hinabsteigen und dann wieder den Felsen hinauf. Mit Fantasie könnte man sich aber auch vorstellen, dass es früher eine spektakuläre Seilbrücke gab, die den Graben überwand. Kleiner Scherz, gab es natürlich nicht. Aber die Lage ist natürlich nicht nur umwerfend, sondern auch sehr gut zu verteidigen.

Der mittelalterliche Teil der Anlage ist eine Ansammlung aus bunt übereinander und durcheinander gestapelten Steinräumen, denen heute das Dach fehlt. Da es am Morgen stark geregnet hatte, war die Attraktion auch erstmal bis um die Mittagszeit geschlossen, aber dann hatte es Entwarnung gegeben und die Ticketbesitzer durften anreisen (ich wiederhole mich nur ungern, aber wir sprechen immer noch von August).

Ich kann es nicht beschreiben, aber für mich hat der Ort etwas Magisches. Die Burg war lange Zeit nur Garnison und hat so einiges miterlebt, aber eine Zeitlang war sie auch tatsächlich Residenz, und wenn ich mir vorstelle, wie die Herrin des Hauses an ihrem Fenster saß und über die tosende See schaute … Ja, da bekomme ich selbst jetzt noch eine Gänsehaut.

Und das war’s

Und damit endet mein Reisebericht über Schottland. Ich hoffe, dass vielleicht die ein oder andere interessante Info dabei war, und dass es Sie vielleicht inspiriert, ebenfalls einmal dieses wunderschöne Land zu erkunden. Gern freue ich mich über Kommentare oder Fragen. Vielen Dank fürs Lesen!

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