Auf den Spuren der Agnes von der Vierbecke in Dortmund

Die gotischen Fenster der Reinoldikirche

Man muss ein wenig suchen, um auf mittelalterliche Spuren im Dortmunder Stadtgebiet zu stoßen. Die ersten Risse in dem bis dato perfekt erhaltenen mittelalterlichen Stadtbild zeigten sich mit dem Aufkommen der Industrialisierung: Die Stadtmauer wurde geschleift und durch eine Wallstraße ersetzt. Nach dem 2. Weltkrieg beseitigte man auch die verwinkelten Gassen, um so dem stark wachsenden Autoverkehr angemessen beizukommen.

Älteste bekannte Stadtansicht von Dortmund, ca. 1470
Von Derick Baegert – Painting by Derick Baegert at Probsteikirche, Dortmund, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1179901

Was geblieben ist, sind die Kirchen mit ihren Kunstschätzen, die zwar nicht mehr in der Fülle vorhanden sind, wie man sich das wünschen würde, doch die Stücke, die es gibt, haben kunsthistorische Bedeutung. Besonders ans Herz legen kann ich dem interessierten Besucher da die Marienkirche und die Reinoldikirche mit ihren Holzschnitzarbeiten und Altarretabeln.

Dortmund um 1596 – Braun und Hogenberg Theatrum urbium
User: MBdortmund, Public domain, via Wikimedia Commons

Außerdem noch gut nachzuvollziehen im Stadtbild ist der Verlauf einer der wichtigsten Handelsstraßen des Mittelalters, der Hellweg, der sich von Corvey bis nach Duisburg einmal quer durch den heutigen Ruhrpott zieht. In Dortmund wird er heute unterteilt in Ostenhellweg und Westenhellweg, beides Fußgängerzonen und Einkaufsstraßen.

In den 1980er Jahren entdeckte man die Fundamente des aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts stammenden Adlerturms, Teil der Stadtbefestigung Dortmunds, wieder. Auf diesen Mauerresten steht heute das historische Kindermuseum „Adlerturm“. Der Turm entspricht nicht ganz dem mittelalterlichen Vorbild, doch zusammen mit den ausgegrabenen Resten der Stadtmauer erhält man eine Ahnung vom Aussehen der mittelalterlichen Stadt.

Noch 1820 hatte Dortmund einen eher ländlichen Charakter. artwork: B. A. Berger del.reproduction: McLeod, Public domain, via Wikimedia Commons

Die folgenden Bilder zeigen Schauplätze oder interessante Orte im Zusammenhang mit dem historischen Roman „Der Verrat der Kaufmannswitwe“.

Der heilige Reinoldus, Stadtpatron der Dortmunder, ist auch heute noch im Stadtbild präsent. Auch wenn diese Figur eigentlich ein Werbeschild für die Biermarke Ritterbrauerei war, kann dies bestimmt kein Zufall sein.
Die Hauptkirche Dortmunds, die Reinoldikirche, hat die massiven Zerstörungen im 2. Weltkrieg mit Ach und Krach überstanden. Der Turm musste allerdings neu gedeckt werden. Der markante Zwiebelturm ist also neueren Datums und entspricht nicht dem Aussehen im Mittelalter bzw. zur Entstehungszeit.
Historisch anmutend ist der kurze Abschnitt des Ostenhellwegs zwischen Reinoldi- und Marienkirche. Dieser Platz nennt sich Reinoldiinsel und war damals mit weiteren Gebäuden bebaut, unter anderem mit dem Richthaus. Das heutige Aussehen hat mit dem mittelalterlichen Stadtbild nicht viel gemein.
Der Ende des 20. Jahrhunderts neu erbaute Adlerturm war Teil der außerordentlich gut ausgebauten Stadtbefestigung Dortmunds. Im Vordergrund sieht man Teil der Stadtmauer. Das Museum innen beinhaltet ein spannendes Modell des mittelalterlichen Dortmund.
Der Stadtgarten im Süden der Dortmunder Innenstadt liegt heute ungefähr, wo der Sudermannsche Wohnhof vermutet wird. Durch die Veränderung der Straßenverläufe nach dem 2. Weltkrieg grenzt er heute an die Hansastraße, wohingegen die Wißstraße von Norden auf den Rand des Parks stößt und dort endet.
Angrenzend an den Wohnhof der Sudermanns befand sich die Nikolaikirche, eine der vier Hauptkirchen der freien Reichsstadt. Nachdem die Kirche im 18. Jahrhundert immer weiter verfiel, wurde sie Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissen.
Die moderne Kreuzung Hansastraße/Hohe Straße Ecke Hiltropwall/Südwall. Wo heute der Verkehr rauscht, befand sich damals das Wißstraßentor, der Ort, an dem Agnes‘ Verrat aufgedeckt wurde.
Nichts ist geblieben vom mittelalterlichen Stadtbild bis vielleicht die Dimensionen: Der Alte Markt von Dortmund war früher Dreh- und Angelpunkt aller kommerziellen Aktivitäten der Stadt. Hier befanden sich das Rathaus, der Trissel (Pranger), die Stadtwaage, das Wirtshaus Zum Spiegel mit der Bank des Femegerichts, die Verkaufsstände für Fisch und Flachs und vieles mehr.

Alle Fotos: Silke Elzner. Vervielfältigung und Verbreitung nur nach schriftlicher Genehmigung.

Weitere interessante Bilder:

Ein Roman über Agnes von der Vierbecke

Der Verrat der Kaufmannswitwe

Im Jahre des Herrn 1376:

Eingeschneit auf Burg Altena verbringt die Magd Beleke einen romantischen Winter mit Ritter Rotger. Als ihr aufgeht, dass sie ein Kind erwartet, ist Rotger längst abgereist. Von der Familie verstoßen, zieht sie ihm hinterher, doch ihre gefahrvolle Suche endet vorerst in der Stadt Dortmund.

Eine Kaufmannswitwe nimmt die mittellose Beleke in ihr Haus auf. Die neue Herrin ist gütig und fürsorglich, doch sie hütet ein dunkles Geheimnis – Ein Geheimnis, das sie alle in Gefahr bringt.

Eine packende Geschichte über die Verräterin von Dortmund, Agnes von der Vierbecke, und die „Große Fehde“ mit den Grafen von der Mark.

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