An Author Big in Japan

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Nachdem ich letztes Jahr im Blog so ausführlich über unseren Roadtrip in Schottland berichtet habe, möchte ich euch natürlich meine Eindrücke von Japan dieses Jahr auch auf keinen Fall vorenthalten!

Doch keine Sorge: Dieser Bericht wird mit seinen acht Ausführungen zu verschiedenen Aspekten des Landes weitaus kürzer, ist dabei aber pickepackevoll mit interessanten Details und Reisetipps. Ach ja, und Fotos gibt es auch.

Das Klima

Ich fange mal mit einem Tipp an: Fahre niemals, niemals nie im Sommer nach Japan.

Ich hatte null Vorstellungen davon, was mich klimatechnisch im Inselstaat erwarten würde, hatte mich aber immerhin auf Regen eingestellt. Regen hatten wird in einem größeren Ausmaß allerdings nur einmal in knapp drei Wochen, und zwar in Hiroshima. Da goss es ab Nachmittag wie aus Kübeln – mal drei!

An den anderen Tagen (und auch am Regentag selbst) herrschte segnende Hitze. Ja, ich kann gut mit Hitze, kenne sie aus Australien, aus Andalusien, aus Miami. Aber feuchte Hitze ist eine ganz andere Gesichte! Ja, wie wir erfahren durften, ist Tokio so heiß im Sommer wie Jakarta und bietet dabei das gleiche klebrig-unangenehme Gefühl wie die tropischen Breiten. Wir hätten genauso gut nach Hanoi, Singapur oder Bangkok fahren können – wettertechnisch wäre es dasselbe Erlebnis gewesen.

Das Problem mit der Feuchtigkeit zu der Hitze ist, dass man recht schnell ins Schwitzen gerät (siehe Beitragsbild … irgendwann nannte ich sie nur noch Rückentränen), und dass man mit dem Schwitzen dann auch nicht mehr aufhört, bis man sich in irgendeinen klimatisierten Raum geflüchtet hat. Zum Glück gibt es davon einige in Japans Großstädten, und das war dann auch unsere Taktik: U-Bahnen, Einkaufszentren, kleine Geschäfte, Restaurants, Museen (nicht alle!). Parks hingegen, Burgen, beschauliche Gassen – kaum zu stemmen.

Schade, schade, schade. So musste ich mir ein Volksfest in Kochi entgehen lassen, die Altstadt von Kioto und auch das Ausgehviertel Dotonbori in Osaka. Es ging einfach nicht mehr. Besser war es auf Hokkaido – heiß, aber trocken, ähnlich wie auf Teneriffa.

Die Toiletten

Ich bin verliebt in eine Toilette. Genauer gesagt, in die japanische Toilette. Denn sie kommt mit vielen spannenden Extras, die jeden Toilettengang zum Erlebnis machen.

Dabei ist es egal, ob man sich nun in einer Privatwohnung, in einem Besucherzentrum, einem Hotelzimmer, einem Restaurant oder im Park befindet: japanische Klos sind in der Regel voll automatisiert und super, super sauber.

Der Mercedes unter den Toiletten stand zweifellos in unserem Hotelzimmer: mit eingebautem Bidet, Raumduft, beheizter Brille, automatischer Spülfunktion und leise schließendem Deckel. Was fehlte: Die Geräuschprinzessin, oder wie man sie auch nennt (ich bleibe einfach mal bei diesem Begriff). Das ist ein Gerät, das zusätzlich Geräusche macht, damit man in der Nachbarkabine nicht gehört wird, also z.B. Wasserplätschern oder eine Art Rauschen.

Bei so viel Technik hatte ich allerdings öfters das Gefühl, dass mir der Uni-Abschluss in Klotechnik fehlt, denn nach verrichteter Arbeit stand ich oft geschlagene fünf Minuten vor der Schüssel und habe suchen müssen, bis ich die Spülung fand. Meist ist sie in einer Art Knopfleiste an der Wand angebracht. Manchmal muss man mit der Hand vor der Geräuschprinzessin wedeln. Und einmal, da war die Spülung ganz old-school ein Hebelchen am Spülkasten, den ich erst fand, als ich den Deckel wieder runterklappte.

Apropos Spülkasten: Zweimal begegnete ich einer Konstruktion, bei der die Spülflüssigkeit durch einen Hahn oben auf dem Spülkasten gebracht wird. So kann man sich die Hände waschen, und das Wasser wird anschließend zum Spülen recycelt. Clever.

Städte der Zukunft

Vieles an Tokio hat mich an Sydney erinnert, meine Ex-Heimat. Vor allem natürlich die riesigen Hochhäuser mit den eingebauten Shoppingcentren, ebenso wie die unterirdischen Gänge und Tunnel, die U-Bahnstationen miteinander oder mit Einkaufszentren und Bürokomplexen verbinden, und wo es zahlreiche Geschäfte gab.

Warum ich denke, Tokio sei eine Stadt der Zukunft: Es gibt ein effizientes U-Bahn-System, das tatsächlich dafür sorgt, dass die Straßen verkehrsarm sind. Nicht überall, aber vielerorten. Es ist einfach zu leicht (und mit etwa 2 Euro pro Fahrt preiswert!) mit der U-Bahn herumzukommen.

In der Tat schauten uns die Hotelmitarbeiter immer ein wenig mitleidig an, wenn wir ein Taxi bestellen wollten, um z.B. zum Flughafen zu gelangen. Hier standen wir dann tatsächlich auch ein wenig im Stau, aber das lag am Güterverkehr, da der Flughafen am Hafen liegt, nicht am individuellen Personenverkehr.

Hinzu kommt die Sauberkeit überall, nicht ein Fitzelchen Papier irgendwo (U-Bahn-Stationen werden sogar von den Mitarbeitern gesaugt!), keine Kaugummis, Kratzbilder, Aufkleber, Graffitis. Die Leute legen Wert auf eine saubere, komfortable und sichere Umgebung.

Als Berlinerin bin ich hellauf begeistert. Tokio ist also eine Stadt, in der man schnell und preiswert und klimatisiert herumkommt, noch dazu sicher und sauber – was will man mehr?

Suica-Karte

Gleich nach den Toiletten ging ich eine heimliche Affäre mit meiner Suica-Karte ein. Die Karte hilft in Japan beim bargeldlosen Bezahlen und muss noch nicht einmal eine physische Karte sein. Ich habe mir einfach die Funktion auf dem iPhone freigeschaltet und so mit dem Telefon bezahlt.

Egal wo, Suica ging immer: an den U-Bahn-Schranken, an den zahlreichen Getränke- und Snackautomaten, in Restaurants und natürlich auch in den Geschäften. In den fast drei Wochen, die wir in Japan waren, habe ich nicht ein einziges Geldstück zur Hand genommen und weiß bis heute nicht, wie ein Yen-Schein eigentlich aussieht.

Dabei verfüge ich noch nicht einmal über eine eigene Kreditkarte. Ich habe mir dazu eine virtuelle Karte besorgt und mit der Suica-Karte verknüpft, die ich dann bei Bedarf (z.B. in der Warteschlage bei Uniqlo) aufgestockt habe.

Uniqlo

Kommen wir zu Uniqlo. Dieser teuflische Laden ist seit Sydney mein Go-To-Geschäft für komfortable, praktische, klassische und haltbare Kleidung. Ich erinnere mich genau, wie der erste Laden damals in Sydney eröffnete: Meine Kolleginnen und Freundinnen, die Uniqlo von ihren Besuchen in Japan kannten, waren ganz aus dem Häuschen. Leider folgte schnell die Ernüchterung: die nach Australien importieren Klamotten waren weitaus teurer als die in Japan.

Da Uniqlo eine japanische Marke ist, findet man die Filialen an jeder Ecke, ähnlich wie die H&Ms in Deutschland (ja, ich weiß, dass die schwedisch sind, aber ihr versteht schon). Als ich dann auch noch feststellen durfte, wie viel günstiger die T-Shirts, Kleider und Pullis als zuhause sind, konnte mich nichts mehr halten.

Theoretisch hätte ich sogar steuerfrei einkaufen können, aber dafür war ich dann irgendwie doch zu faul.

Doch Moment, hier stoppte meine ungewöhnliche Einkaufs-Frenzy nicht: Wie ich in Japan erfahren durfte, gibt es auch noch eine Jugendmarke von Uniqlo, die in eigenen Geschäften vertreibt: GU. Ja, auch dort habe ich zugeschlagen. Mein Koffer … Sagen wir mal so: Es wurde reichlich knapp, die Sachen alle wieder nach Hause zu bringen, und leider, leider mussten die Koffer somit auch ihre letzte Reise bestreiten. Sie sind völlig hinüber.

Essen

Ich bezeichne mich als recht abenteuerlustige Esserin und probiere gern auch mal neue Dinge aus. Aber Japan ist dann doch noch einmal eine ganz eigene Nummer. Das fängt schon beim Frühstück an, das in Japan natürlich überhaupt nichts mit europäischem Essen gemein hat: Reis oder Reisgrütze mit diversen Toppings wie fermentierte Pflaumen, Algen, Fisch und so weiter. Ich habe es versucht, ehrlich, aber erst nach einem ungesunden Toast mit Erdbeerkonfitüre und Butter. Nein, und nein. Damit kann ich nicht leben.

Krasser noch ist natto: das sind fermentierte Sojabohnen, die ab einem gewissen Grad so schleimig werden, das sie Fäden ziehen. Ja, auch das ist etwas, das ich auf dem Frühstücksbüffet entdeckte.

Ansonsten gibt es natürlich überall Sushi, auch vom Laufband, was äußerst praktisch ist, aber dann erstaunlicherweise doch immer das gleiche Sushi. Egal, die Kinder und der Mann fanden es klasse, und ich habe um die schleimigen rohen Oktopusscheiben, die superfischigen Fische und die zu kühler Fischsuppe explodierenden Fischeier drumherum gegessen.

Dennoch: Suppen gingen immer, egal ob mit Udon- oder Soba-Nudeln. Und Ramen. Ich liebe ab jetzt offiziell Ramen. Selbst, wenn sie mit Okra kommen und obskuren Riesenpilzen und nicht identifizierbaren anderen Toppings, die abwechselnd bitter, salzig oder voller Umami sind.

Kawaii

Richtig viel Spaß hat es gemacht, meine sechzehnjährige Tochter mit auf dem Trip zu haben, denn die konnte von der japanischen Kawaii-Kultur nicht genug bekommen.

Immer wieder mussten wir in Läden abtauchen, die einzig auf Kapselspielzeugautomaten und Greifarmspielen bestanden. Für 300 Yen konnte man sich dort eine Kugel auf dem Automaten ziehen und sich an Schlüsselanhängern, winzigen Plastikfiguren oder anderen Nippes erfreuen. Einen Teenager kann so etwas tatsächlich stundenlang beschäftigten.

Natürlich ist Japan auch das Zuhause von Hello Kitty, Pokemon, Tamagochi, Studio Gibli und so weiter: die Auswahl an Stofftieren, Spielfiguren, Merchandise, Klamotten, Schreibwaren etc. ist scheinbar unendlich.

Und warum nicht, frage ich euch? Ist etwas verkehrt daran, ein wenig das innere Kind wachzurütteln und sich an niedlichen Katzen mit Erdbeerhüten zu erfreuen? Ich denke nicht. Kawaii zieht sich durch die ganze japanische Kultur und hört auch bei Warn- und Hinweisschildern im Transportwesen, Aufzügen und Geschäften nicht auf. Warum einen bösen Polizeihund zur Terrorbekämpfung malen, wenn es auch auf Kawaii geht?

Die Sprache

Eine große Sorge meinerseits war das Sprachproblem. Wie sollten wir uns zurechtfinden in einem Land, dessen Sprache so komplett anders ist als unsere? Mit nicht nur einem einzelnen fremden Schriftsystem, sondern gleich drei? Ich hatte noch die Warnungen meines weit gereisten Institutsleiters an der Uni in den Ohren, der 2002 über die Unmöglichkeit des japanischen Transportwesens schimpfte, das für Ausländer einfach nicht zu navigieren war.

Nun, da hat sich zum Glück einiges getan, vielleicht wegen Olympia, vielleicht aber auch schon vorher. Nein, ich spreche bis auf das sehr hilfreiche Arigato Gosaimasu kein Japanisch, aber ich habe es trotzdem geschafft, Japan voll und ganz zu genießen. Die U-Bahnen und Trams sind mit Farben und Symbolen bezeichnet und sowieso größtenteils zweisprachig (also auf Englisch) beschriftet. Mobiltelefone können mittlerweile prima Texte über die Kamerafunktion übersetzen. Und Speisekarten kommen für gewöhnlich mit vielen bunten Bildern (von den Plastikgerichten in den Schaufenstern der Restaurants ganz zu schweigen).

Wenn man als Ausländer sogar noch drei Worte mehr spricht als Arigato, dann zaubert man noch dazu das schönste Lächeln in die Gesichter dieser ohnehin schon überaus freundlichen und zuvorkommenden Leute. Mein Mann hat es sogar geschafft, dass sich ein Kofferträger vor lauter Amüsement kaum noch eingekriegt hat, weil er ihm auf Japanisch mitgeteilt hat, dass er nur ein Ausländer ist, der kein Japanisch spricht.

Fazit

Nachdem ich tatsächlich einige Sorgen vor unserem Trip nach Japan hatte bezüglich unserer Möglichkeiten, das Land individuell und frei zu erleben, kann ich nun sagen, dass dies völlig unbegründet war. Japan ist ein tolles Reiseland mit vielen spannenden Sehenswürdigkeiten wie mittelalterlichen Burgen, riesigen Straßenkreuzungen, Neonreklamen, knuffigen Stofftieren, traditionellen Tänzern, Chinatowns, ekelerrendem Essen, Toiletten zum Verlieben und vielem, vielem mehr. Einzig ein Wort der Warnung: Reist nicht im Sommer.

Passende Lektüre gefällig?

Zu einem Besuch in Japan kann ich gleich zwei Bücher empfehlen. Zum einen den Reiseführer „Hidden Secrets Tokio“, übersetzt von YOURSTRULY, sowie den Klassiker unter den historischen Romanen „Shogun“ von James Clavell, das vor wenigen Jahren wunderbar neu als Miniserie verfilmt wurde.

Zum Abschluss noch ein paar Fotos! Warst du auch schon mal in Japan? Was waren deine Erfahrungen?

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