Wie sah Agnes Bernauer wirklich aus?

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Wer war Agnes Bernauer? Wie im Nachwort zu meinem Roman „Das Vermächtnis der Agnes Bernauer“ erklärt, wissen wir nicht viel über die junge Frau, die dem Herzogssohn von Bayern-München das Herz gestohlen hat. Sie stammte aus Augsburg, so viel ist gewiss, und sie arbeitete vermutlich in einem Bäderbetrieb. Vielleicht war sie dort eine Magd, vielleicht eine Prostituierte, vielleicht die Tochter des Meisters. Möglicherweise eine Kombination aus all diesem. Wir können nur vermuten.

Doch wie sah es mit Agnes‘ Äußeren aus? Die Chronisten sind sich da einig. Hübsch war sie, eindeutig. So wurde behauptet, ihre Haut sei so weiß wie Alabaster und so durchscheinend, dass man den roten Wein sehen könne, wenn er ihr die Kehle herabränne. Ein ganz typisches Bild im Mittelalter, um zu verdeutlichen, dass Agnes mit außergewöhnlicher Schönheit gesegnet war. Zudem soll sie blond gewesen sein.

Es existieren einige Porträts der Bernauerin. Das wohl bekannteste, „Agnes Bernauer Ducissa“, stammt von einem unbekannten Künstler und zeigt eine junge Frau mit unsicherem, verletzlichem Blick. Sie trägt eine reich verzierte Haube, Perlen um den Hals und ein schlichtes, schwarzes Kleid.

Ein anderes Porträt hängt heute in der Agnes-Bernauer-Kapelle in Straubing. Das goldgerahmte Gemälde hat frappierende Ähnlichkeit mit dem Erstgenannten. Auch hier ist der Blick der jungen Dame scheu, das Lächeln geheimnisvoll. Der Künstler hat Agnes in Hermelin gewandet, die blond gelockten Haare zieren Perlen und Geschmeide. Sie sieht wahrlich fürstlich aus.

Das Problem mit beiden Gemälden ist, dass sie nicht zeitgenössisch sind. Die Künstler kannten Agnes nicht persönlich. Was wir hier sehen, sind verklärte Versionen der historischen Person, nach damaligem Zeitgeschmack gefertigt. Ob Agnes Bernauer wirklich so ausgesehen hat, sei also dahingestellt.

Wer der Sache näher auf den Grund gehen will, der wendet sich lieber ihrer Grabplatte zu, denn diese wurde kurz nach Agnes‘ Tod in Auftrag gegeben. Sie befindet sich heute an einer der Wände der Grabkapelle, war früher jedoch wahrscheinlich im Boden eingelassen.

Die Grabplatte ist aus rotem Marmor gefertigt und zeigt eine friedlich schlummerte Gestalt in einem langen Gewand. Der Kopf ruht auf einem Kissen. Demütig wirkt sie, friedvoll. Der schlichte Schleier, der ihr Gesicht umrahmt, erinnert an den einer Nonne. In der Rechten hält sie eine Paternosterschnur, oder Rosenkranz, was ebenfalls auf Frömmigkeit und Demut schließen lässt. Zu ihren Füßen schlummern zwei Hunde.

Ein Wort zu den Hunden: Im Roman dichte ich Agnes Bernauer zwei Schoßtiere an, um auf diese Hunde anzuspielen. Die Wahrheit ist aber eher, dass die Hunde symbolisch zu verstehen sind. Schon im 15. Jahrhundert gelten sie als Zeichen der Treue und wurden häufig bei der Grabgestaltung hinzugefügt, um auf diese Charaktereigenschaft des Verstorbenen hinzuweisen. Sie könnten Agnes aber auch an die Hand gegeben worden sein, um sie sicher ins Jenseits zu führen.

Apropos Treue: Auffällig sind bei genauerer Betrachtung die beiden Ringe an Agnes’ Hand. Natürlich stehen sie für ihre Vermählung, aber gleichzeitig können sie ebenfalls als Symbol der Treue verstanden werden.

Die Grabplatte wird von ein paar Wörtern und Buchstaben umfasst. Auffällig ist hier, dass das Sterbejahr falsch angeben ist. In römischen Zahlen steht auf der Grabplatte der 12. Oktober 1436 verzeichnet, dabei fand Agnes’ Hinrichtung ein Jahr früher statt. Die Forschung geht davon aus, dass dies ein Fehler war, der im Nachhinein nicht bereinigt wurde.

Alle Fotos Silke Elzner. Vervielfältigung bitte nur nach schriftlicher Genehmigung.

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